Donnersbergkreis Nur ein paar Fremdenzimmer ...

Blicken im Stolz zurück, aber auch zuversichtlich in die Zukunft (von links): Hans, Hannelore und Martin Braun vor ihrem Hotel i
Blicken im Stolz zurück, aber auch zuversichtlich in die Zukunft (von links): Hans, Hannelore und Martin Braun vor ihrem Hotel in der Kirchheimbolander Uhlandstraße.

Hannelore Braun muss schmunzeln. Nein, dass sich das Haus einmal so entwickeln würde, das hatte sie nicht gedacht. Ihrem Mann Hans geht es genauso. Eigentlich wollten sie in Kirchheimbolanden doch nur ein Haus mit ein paar Fremdenzimmern haben. Mehr nicht. Doch da gab es einige Personen, denen die Brauns gerade Recht kamen. Denn der damalige Stadtbürgermeister Lothar Sießl hatte den Wunsch nach einem größeren Hotel in der Kleinen Residenz. Auch Hugo Enders half auf diesem Weg mit. „Wir hatten damals schon viele schlaflose Nächte“, gesteht Hans Braun. Wird solch ein Projekt funktionieren? Lässt es sich überhaupt finanzieren? Fragen gab es einige. Die wurden auch mit dem Hotel- und Gaststättenverband in Bad Kreuznach erörtert. Ergebnis: Es fehlt in Kirchheimbolanden und Umgebung an Häusern, die 50 Personen unterbringen konnten – also Reisebusgruppen. „Lothar Sießl und Hugo Enders waren uns eine große Hilfe damals. Sie standen voll hinter uns“, sagt der 78-Jährige. Mit 25 Zimmern und 50 Betten ging es dann schließlich los vor 40 Jahren. Kegelclubs, Landfrauenvereine, Busunternehmen wurden angeschrieben, wie Hannelore Braun berichtet. Familiäre Atmosphäre Es war eine Zeit, an die sich die beiden heute gerne zurückerinnern. An eine familiäre Atmosphäre. Brauns wohnten im Hotel, so mancher Stammgast kam immer wieder. Und da die damalige KKK sowie weitere Unternehmen auch oft ihre Gäste im Hotel unterbrachten, lief es schon bald richtig gut. So gut, dass die ersten Probleme nicht auf sich warten ließen. Da blieben die Firmengäste länger als vermutet, aber es rollte auch ein Reisebus an. Hannelore und Hans Braun kümmerten sich zwar darum, dass so mancher Bus-Gast woanders unterkommen konnte, denen gefiel das aber nicht. Und so trafen beide eine weitere wichtige Entscheidung: 1986 wurde das Hotel um eine Etage mit elf Doppelzimmern aufgestockt. Diese Option hatte man beim 2,2 Millionen Mark teuren Bau des Hauses vorgesehen. „Wir brauchten das damals unbedingt“, sagt Hans Braun. Schließlich wurde auch noch die Terrasse überbaut und es entstand so ein größerer Frühstücksraum. „Wir standen damals auch im Kontakt mit dem Massa-Hotel in Alzey. Wenn diese ausgebucht waren, schickten sie Gäste zu uns“, erinnert sich die 75-Jährige. Viele Geschäftsreisende Eine Zeit, die nicht mehr mit der heute zu vergleichen ist. „Es war alles persönlicher“, erzählt Hannelore Braun. Sohn Martin, der vor zehn Jahren die Leitung des Hauses übernommen hatte, kann sich noch daran erinnern, wie er bei Gästen auf dem Schoß saß und mit diesen zusammen frühstückte. „Damals gab es noch keine Fernseher auf dem Zimmer. Wir hatten einen Fernsehraum, dort hatten wir den Gästen belegte Brote serviert“, berichtet Hans Braun. Und da waren auch die Gäste, die nach Imsbach gefahren wurden, dort wanderten. Ehrensache, dass das die Brauns selbst übernahmen. Heute ist vieles anders. 75 Prozent der Gäste sind Geschäftsreisende, wie Martin Braun berichtet. Busreisen und Gruppen kommen auch noch, aber nicht mehr in der Form wie früher. „Wir haben auch sehr, sehr viele Hochzeitsgäste, die oft in der Region feiern und bei uns übernachten“, sagt der 37-Jährige. Aber auch so mancher Besucher des Ramon-Chormann-Theaters übernachtet im Hotel Braun. Und auch die Anforderungen, die Gäste an ein Zimmer haben, sind andere. „Ein Telefon ist heute irrelevant. Internet, Fernseher, auch eine Klimaanlage wird immer mehr angefragt“, berichtet Martin Braun. Cocktailbar kommt an Über 68 Betten verfügt das Haus, dessen Banane auf der Fassade längst zu einer Art Markenzeichen geworden ist und das mittlerweile die Bezeichnung Art-Hotel trägt. „Nach nun zwei Jahren bekommen wir immer mehr Resonanz“, sagt Martin Braun. Damit hebe man sich ab, mal mit einer Ausstellung, mal mit einem Kunstwerk des Jahres. Die Sterne – drei Sterne Superior hat das Hotel – seien heutzutage gar nicht mehr entscheidend. „Von Bedeutung sind die Bewertungen im Internet“, erzählt der 37-Jährige. Nachdem die oberste Etage 2010 renoviert und mit Deluxe-Zimmer ausgestattet worden ist, wurde vor fünf Jahren letztmals groß investiert in das Haus – über eine Million Euro. Die komplette erste Etage wurde umgebaut, eine Cocktailbar ist entstanden. „Unser Problem war, dass wir im Hotel nie eine Resonanz aus der Stadt hatten. Nun gibt es hier mit der Bar einen öffentlichen Bereich“, so Martin Braun. Und der werde auch sehr gut angenommen. Restaurant nie ein Thema Ein Restaurant gibt es dagegen weiterhin nicht im Hotel. Daran soll sich auch nichts ändern, wie die Brauns betonen. Auch wenn es den Wunsch aus der Stadt heraus immer mal gebe. „Für uns war das aber nie ein Thema“, erzählt Hannelore Braun. Und ihr Sohn ergänzt: „Ich bin auch kein Gastronom.“ Die Wege in der Stadt seien zu den Restaurants nicht weit. Und so werde im Haus auch Wert darauf gelegt, den Gästen zu zeigen, was es in der Stadt alles gibt – in Zusammenarbeit mit manchem Betrieb, der wiederum den Hotelgästen dann Rabatte anbietet. Lange Zeit kein Problem hatten die Brauns, was die Suche nach Personal betrifft. Das sehe seit Dezember aber anders aus. Den Fachkräftemangel bekommt auch das Art-Hotel zu spüren. Selbst über einen Personalvermittler habe man keinen Erfolg gehabt. „Ich hatte dieses Jahr noch keine zehn Tage frei“, sagt Martin Braun. Neue Mitarbeiter seien oft Quereinsteiger. Dauerleihgabe als Geschenk 20 Personen sind derzeit im Art-Hotel angestellt. Immerhin seit Kurzem auch ein paar neue Mitarbeiter. Wie das Hotel in 40 Jahren aussehen wird? Die Brauns wissen es nicht. Sie sind dafür aber umso glücklicher, was aus ihrem Haus geworden ist. „Größer zu werden, war immer mal wieder eine Idee. Das ist aber mit einem Risiko verbunden“, sagt Martin Braun – und fügt an: „Uns ist es wichtig, das Haus immer wieder auf dem neusten Stand zu halten.“ Auch im Jubiläumsjahr. Eine Geburtstagsfeier soll es aber nicht geben. Stattdessen will das Art-Hotel der Stadt ein Geschenk machen. Ein Kunstwerk als Dauerleihgabe. Dabei handelt es sich um zwei Betonkoffer von Linda Nadji, die künftig am Bahnhaltepunkt stehen sollen.

Da sah die Kleine Residenz noch anders aus: Im Vordergrund ist das im Bau befindliche Hotel Braun zu sehen.
Da sah die Kleine Residenz noch anders aus: Im Vordergrund ist das im Bau befindliche Hotel Braun zu sehen.
Ein Blick in eines der Deluxe-Zimmer.
Ein Blick in eines der Deluxe-Zimmer.
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