Schönborn Nach Braun-Rücktritt: Nadja Müller will neue Ortschefin werden

„Und irgendwann werde ich jetzt noch Ortsbürgermeisterin!“ Das hat Nadja Müller mal zu ihrem Ehemann Holger auf dem Balkon ihres
»Und irgendwann werde ich jetzt noch Ortsbürgermeisterin!« Das hat Nadja Müller mal zu ihrem Ehemann Holger auf dem Balkon ihres Hauses in Schönborn gesagt. Die 42-Jährige möchte gerne die Menschen im Dorf wieder näher zusammenbringen, betont aber auch: »Das kann nur funktionieren, wenn alle an einem Strang ziehen.«

„Ich kann auf Menschen zugehen, habe Lust auf die Aufgabe und die Leidenschaft für diesen Ort, seit ich ein Kind bin.“ Das sagt Nadja Müller, einzige Bewerberin für die Urwahl des Schönborner Ortsbürgermeisters beziehungsweise der -bürgermeisterin am 6. März. Die 42-Jährige möchte Nachfolgerin von Dirk Braun werden, der sein Amt Ende November niedergelegt hatte.

„Meine Frau und ich haben ein Grundstück in einem Nachbarort gekauft, werden dort bauen und hinziehen“, begründet Braun im RHEINPFALZ-Gespräch seinen Rücktritt. Darüber habe er im November neben dem Gemeinderat auch die Bürger des 140-Seelen-Dorfes per Flyer informiert.

Er habe sich vorgenommen, bis zu einem bestimmten Alter nochmal ein eigenes Haus gebaut zu haben – und dafür werde es nun Zeit, erläutert der 52-Jährige. Zwar sei der Umzug erst für Mitte des Jahres geplant, „aber ich wollte das Amt so frühzeitig abgeben, dass ich meinen Nachfolger oder meine Nachfolgerin in den Monaten, in denen ich noch hier bin, bei Bedarf unterstützen kann“.

Braun war nach den Kommunalwahlen 2019 vom Gemeinderat zum Nachfolger von Beate Kitzka bestimmt worden. Diese hatte den Ortschef-Posten Ende 2018 aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben. „Ich hatte nicht vor, die Aufgabe zu übernehmen, der Vorschlag kam ja aus dem Rat heraus. Es macht aber schon Spaß, wenn man etwas voranbringen kann“, betont Braun.

Pläne für Ferienwohnung sind „eingestampft“

Schwierig sei allerdings gewesen, „dass uns Corona seit fast zwei Jahren ständig ausbremst, dass beispielsweise keine Feste stattfinden konnten“. Schade sei ferner, dass die Pläne, das Haus der Kunst zur Ferienwohnung umzugestalten, ganz aktuell „vom Rat eingestampft werden mussten“. Ein Betreiber habe sich leider nicht gefunden, die Gemeinde dürfe die Vermarktung aus Gründen der Konkurrenz zu umliegenden Anbietern nicht übernehmen. Dennoch: „Wir haben im Gemeinderat so gut es geht zusammengearbeitet“, sagt Braun.

Die potenzielle neue Dorfchefin Nadja Müller blickt der künftigen Aufgabe mit Vorfreude entgegen: „Ich bin voll motiviert – vorausgesetzt, die Schönborner geben mir am 6. März auch ihre Stimme.“ Zwar stammt die Diplom-Betriebswirtin, die beim Weilerbacher Software-Unternehmen Proalpha im Einkauf tätig ist, aus Rockenhausen – genauer gesagt aus dem Haus der früheren Bauunternehmung Geib. Doch bereits mit acht Jahren habe sie auf dem Hof der Schönborner Familie Tschoepke mit dem Reiten begonnen, „ich habe viele fantastische Kindheitserinnerungen an den Ort“.

Leben in Schönborn „wie im Bilderbuch“

Mit Ehemann Holger hat sich Müller 2017 den Traum von einem Haus in Schönborn erfüllt – samt zwei Hunden, Hasen, Hühnern und Meerschweinchen. Die vier Kinder besuchen das Wilhelm-Erb-Gymnasium in Winnweiler, drei von ihnen sitzen mittlerweile ebenfalls im Sattel. „Wie im Bilderbuch“ empfinde sie das Leben in dem malerischen Bergdörfchen. Eines Tages habe sie auf dem Balkon zu ihrem Mann gesagt: „Und irgendwann werde ich jetzt noch Ortsbürgermeisterin!“

Wobei, wie Müller betont, dieser flapsige Spruch einen durchaus ernsthaften Hintergrund hat: „Tatsächlich ist es schon länger mein Wunsch, die Menschen im Ort wieder mehr zusammenzubringen und die Kommunikation zu fördern.“ Der Bezug untereinander sei – auch, aber nicht nur wegen Corona – in den vergangenen Jahren zusehends verloren gegangen. Dennoch habe sie, als Brauns Rückzug bekannt geworden sei, nicht gleich laut „hier“ gerufen: „Job, Familie, Tiere – es ist ja nicht so, dass ich Zeit zu viel hätte.“

Bewerbung ergibt sich aus „Aperol-Spritz-Laune“

An Silvester, bei einem coronakonformen Rundgang durchs Dorf, habe sie sich dann aber aus einer „Aperol-Spritz-Laune“ heraus bei mehreren Bekannten geoutet – tags darauf sei prompt der Anruf gekommen, ob sie sich das tatsächlich vorstellen könne. Müller konnte – und steht nun am 6. März als einzige Kandidatin auf dem Wahlzettel.

Etliche Mitbürger hätten ihr versichert, „dass sie mich für die Richtige halten und dass sie mich unterstützen“. Dies sei auch dringend erforderlich, so die 42-Jährige: „Ich bin ja keine Einzelkämpferin. Das kann nur funktionieren, wenn alle an einem Strang ziehen.“ Und es sei ihr bewusst, dass ein solches Amt nicht jeden Tag das pure Vergnügen sei. „Man muss nicht immer einer Meinung sein – dabei aber trotzdem Anstand und Respekt bewahren.“ Sollte sie erwartungsgemäß gewählt werden, geht Nadja Müller die neue Aufgabe voller Optimismus an. Ihr Ziel ist klar: „Wir wohnen in einem paradiesischen Dorf – ich möchte, dass auch die Stimmung wieder paradiesisch wird!“

Ende November hat Dirk Braun seinen Rücktritt als Ortschef erklärt – er zieht in eine Nachbargemeinde um.
Ende November hat Dirk Braun seinen Rücktritt als Ortschef erklärt – er zieht in eine Nachbargemeinde um.
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