Donnersbergkreis Mit 81 noch lange nicht Schluss

KIRCHHEIMBOLANDEN. „Turnen hält jung und beweglich.“ Dieses Motto ist beim 81-jährigen Kirchheimbolander Klaus Kotysch Programm. Nach 45 Jahren als Leiter der Turnabteilung im Turnverein Kirchheimbolanden legte er jetzt sein Amt nieder. Auf der Mitgliederversammlung wurde er vom Präsidenten des Pfälzer Turnerbundes, Walter Benz, für sein lebenslanges sportliches Engagement mit der goldenen Ehrennadel des Deutschen Turnerbunds ausgezeichnet. In den „Turner-Ruhestand“ geht Kotysch aber noch lange nicht.

Für Klaus Kotysch ist es selbstverständlich, dass er auch mit 81 Jahren noch bei gestreckten Beinen die flache Hand auf den Boden bekommt. Auch seine Frau schaut eher unbeeindruckt, wenn sie es ihm nachtut. Die beiden sind immer noch Turner mit Leib und Seele, und das schon seit über 60 Jahren.

„Angefangen habe ich mit 18, also eins-acht Jahren. Jetzt mit 81, also acht-eins Jahren ist ein guter Zeitpunkt, als Abteilungsleiter die Verantwortung weiterzugeben und zurückzutreten“, sieht Klaus Kotysch humorvoll den Zeitpunkt seines Rücktritts. Er blickt auf eine lange Zeit beim Turnverein Kirchheimbolanden zurück. 1960 wechselten er und seine Frau vom Turnverein Alzey zum TVK. Bereits zu diesem Zeitpunkt verband ihn viel mit dem Turnen: Auf dem Turnboden lernte er seine Frau kennen, er nahm mit der Alzeyer Kreisriege an den deutschen Turnfesten in Hamburg und München teil.

„Die Turnfeste waren immer das Schönste“, schwärmt Kotysch, „meine Lieblingsdisziplinen waren vor allem Reck und Barren, aber auch die anderen klassischen Disziplinen des Geräteturnens machten mir großen Spaß. In der Turnstunde schaukelten wir mit den Ringen immer so hoch, dass wir uns mit den Füßen an der Decke abstoßen konnten. Das war manchmal richtig abenteuerlich.“

1969 übernahm er die Übungsleitung der Altherrenriege. Fast 30 Jahre lang übte er dieses Amt aus, bis heute geht er regelmäßig zur Turnstunde. Sein wichtigstes Anliegen war und ist allerdings ein anderes: die Jugend. 1975 übernahm er die Leitung der Turnstunde der Jungen. Ihm ist es wichtig, dass Kinder von Beginn an ihren Körper kennenlernen, Erfahrungen mit ihm sammeln, um spielerisch ein Gefühl für ihn zu entwickeln. So baute er zahlreiche Kletterparcours für seine Schützlinge auf, ließ sie mit dem Trampolin durch die Luft und über Hindernisse springen und sorgte für Spaß und Kreativität beim Bewegen.

„Ich wollte immer so wenig Anweisungen wie möglich geben. Die Kinder sollten selbst entdecken, wie sie sicher an der Sprossenwand entlang klettern können oder gekonnt nach einem Sprung landen, ohne zum Beispiel ein Seil zu berühren und natürlich ohne sich dabei wehzutun.“ „Es ist wichtig, dass die Bewegung und das Körpergefühl in der heutigen Zeit nicht auf der Strecke bleiben. Wenn man sich als Kind nicht bewegt, wird es als Erwachsener noch schwieriger“, ist Kotysch überzeugt. Dies will er auch seinem Nachfolger als Turn-Abteilungsleiter ans Herz legen. „Die Erwachsenen können sich auch mal selbst organisieren, auf die Jugend muss man achten!“

Der TVK hat dem gelenkigen Senior aber nicht nur unermüdliche Jugendarbeit zu verdanken. 20 Jahre lang, so lang wie bisher kein anderer, hatte Klaus Kotysch das Amt des Vereinsvorsitzenden inne. Heute ist er der erste und einzige Ehrenpräsident des Turnvereins Kirchheimbolanden. Stolz ist er, wenn er von seinen zahlreichen Ehrungen, darunter der Stadt Kirchheimbolanden, bis hin zur nun erhaltenen goldenen Ehrennadel des Deutschen Turnerbunds erzählt.

Und noch eine Sache lässt seine Augen funkeln: der bestimmt vier Zentimeter dicke Ordner mit den Sportabzeichen-Urkunden. Dieses Jahr will er zum 49. Mal das Sportabzeichen ablegen und wie seit 46 Jahren anderen das Sportabzeichen verleihen. „Beim 50. Sportabzeichen wollte ich eigentlich aufhören“, schmunzelt er. Doch das bleibt abzuwarten. Denn eigentlich freut sich Klaus Kotysch schon auf das nächste Sportabzeichen, das nächste Kreisjugendsportfest und das nächste Mal, wenn er jemandem die Freude am Sport zumindest ein bisschen näher bringen kann.