Donnersbergkreis „Mich reizt ein Neuanfang“

„Ich möchte gehen, wenn die Leute noch sagen: Schade, und nicht: Gottseidank“, sagt Tilman Grabinski mit einem Schmunzeln. Seit vierzehneinhalb Jahren ist der gebürtige Wolfsburger protestantischer Pfarrer in Dannenfels, seit vier Jahren auch für Steinbach und Börrstadt zuständig. Nun wird er zum 1. Oktober nach Kaiserslautern wechseln.

„Mich reizt ein Neuanfang“, erläutert der 48-Jährige, der die künftige Aufgabe in der Kaiserslauterer Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde und damit in einem sozialen Brennpunkt auch als Herausforderung sieht und annimmt. Der Zeitpunkt halte zudem die Möglichkeit offen, bis zu seinem Ruhestand späterhin nochmal eine neue Aufgabe übernehmen zu können. Dahinter steckt auch die Überzeugung, dass einem solchen Amt der Wechsel nach gewisser Zeit guttue. „Ich möchte nicht, dass sich blinde Flecken bilden, dass sich Dinge einschleifen, die ich mache, weil ich eben so bin, wie ich bin – und damit manche nicht erreiche.“ Grabinski ist seit noch damit befasst, den Wechsel vorzubereiten, Vertretungen zu organisieren, Vorklärungen für die anstehenden Presbyterwahlen zu treffen. Einstellen müssen sich die fünf betroffenen Gemeinden – Dannenfels, Bennhausen, Jakobsweiler, Steinbach und Börrstadt – einstweilen auf eine „pfarrerlose“ Zeit, denn bislang habe sich noch niemand für die Stelle beworben. Sie ist mit ihren fünf Predigtstellen seit der Zusammenlegung der Pfarrämter Dannenfels und Steinbach auch fordernd und anspruchsvoll. Übergangsweise werde die Geschäftsführung des Pfarramtes Pfarrer Ortwin Plattner aus Sembach übernehmen, für die Kasualien wie Trauungen, Taufen oder Beerdigungen sei dann sein Kollege Matthias Maupais aus Imsbach zuständig, so Dekan Michael Pernt-Weigel – seit der Zusammenlegung gehört die fusionierte Kirchengemeinde zum Dekanat Winnweiler. Die Kirchengemeinden sieht Grabinski gut aufgestellt. Für alle Dienste und Projekte gebe es Leute, die sich kümmern, die Arbeit gehe weiter. Grabinski erinnert hier an seine eigenen Ausgangspunkte im Gemeindeverständnis der Baptisten, dass nämlich die Gemeinde aus ihren Mitgliedern bestehe und der Pfarrer für sie da zu sein habe, da gehe es weniger um ein institutionelles Verständnis und mehr um das aktive und lebendige Miteinander. So sei es ihm wichtig gewesen, dafür zu sorgen, dass es Menschen gibt, die mitmachen. Sehr dankbar sei er dafür, dass es zwei Besuchsdienste gebe, die sich um Alte, Kranke, einsame Menschen kümmern, oder dass sich eine Jugendgruppe formiert habe mit etwa 15 Jugendlichen. Das werde ebenso weiterlaufen wie die Kindergottesdienstarbeit oder die zweiwöchigen Gottes-Dienst-Tage, die jeweils dienstags mit neuen Liedern, Bibelgesprächen, gemeinsamen Gebeten und Begegnungen im Donnersberghaus stattfinden und bis Ende des Jahres vorgeplant sind. Auch die Weltgebetstags-Gruppe treffe sich weiter, sieht Grabinski viele Dinge in der Übergangszeit ohne eigenen Pfarrer in guten ehrenamtlichen Händen. „Für jedes Dorf, für jede Aufgabe gibt es Ansprechpartner.“ „Ich bin sehr dankbar, dass ich hier meine ersten Schritte machen konnte“, so Grabinski zu den Jahren in Dannenfels, aus der auch Freundschaften und Kontakte bleiben werden, er gehe auch mit einem weinenden Auge. Abgesehen von enger befristeten Aufgaben zuvor in Gemeindepraktikum, Vikariat und Vertretungsdiensten habe er hier seine erste eigene Pfarrstelle gehabt und vieles lernen können, was Neuland für ihn gewesen sei, darunter auch Geschäfts- und Personalführung und Verantwortung für einen Kindergarten, in diese Rollen habe er erst hineinfinden und sich auch entsprechend weiterbilden müssen. Verabschiedet wird Tilman Grabinski am Sonntag im Rahmen einer Veranstaltung, die vielleicht auch als eine seiner Spezialitäten bleiben wird: im Anschluss nämlich an einen sogenannten „Gottesdienst spezial“, der um 14 Uhr in der Dannenfelser Turnhalle beginnen wird. Das sind Gottesdienste, die sich gerade an die richten, die sich von der üblichen Liturgie nicht mehr angesprochen fühlen. Sie stehen unter einem Thema – „Mutig, mutig“ lautet es am Sonntag – , das in einem kleinen Theaterspiel zugespitzt werde, zur Predigt seien Kommentare und Rückfragen möglich, auch eine kleine Band, die sich zusammengefunden habe, gestalte diese Gottesdienste mit, die in der Regel zwischen 60 und 120 Besucher anzögen, so Grabinski.

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