Donnersbergkreis Lexikon gegen Bauch

„Ich bräucht’ noch en Kopp – mein ähnde is jo schun voll mit Fußball.“ Mein Kollege Rainer Knoll kann es oft selbst kaum glauben, wie viele Fußball-Ergebnisse er abgespeichert hat – meistens noch garniert mit den Torschützen und sogar der Minute, wann der Treffer gefallen ist. Knoll ist ein wandelndes Fußball-Lexikon. Zumindest was die Spiele „seines“ FCK und der deutschen Nationalmannschaft bei Welt- und Europameisterschaften in den vergangenen Jahrzehnten angeht. Klar, dass der Ex-Fußballer des TuS Steinbach nun auch der WM in Brasilien entgegenfiebert – und seine vor Expertenwissen strotzenden Tipps abgeben MUSS. Sein Tippgegner bei den deutschen Spielen bin ich. Und froh, wenn ich mich überhaupt noch erinnere, gegen wen die Löw-Truppe bei der letzten WM im Achtelfinale gewonnen hat – war’s nicht Schweden? Knoll schüttelt seinen Fußball-Kopp: „Och, Kerl, des war doch 2006, do hott de Podolski zwää Mol eigegockelt. 2010 hunn mer doch 4:1 gege England gewunn: mit dem Nicht-Tor vum Lampard. Des wääß mer doch.“ Jetzt, wo er’s sagt, fällt’s mir auch wieder ein. Zumindest von der Tendenz her. Für meinen Kollegen ist solch eine Ahnungslosigkeit unvorstellbar. Zumal ich, als sein Wettgegner ja auch Fußballer war, und bei den Spielen der deutschen Nationalelf und des FCK ebenfalls immer voll bei der Sache bin. Da fliegen auch schon mal bei einer vergebenen Chance die Hausschlappen durchs Wohnzimmer. Auch bei der WM in Brasilien wird sich mein Schäferhund-Mischling Smilla bei den Fernsehübertragungen der deutschen Spiele lieber auf die Terrasse verziehen – wenn Herrchen wieder so rumschreit und Schlappen fliegen, hält das ja kein Hund aus. Trotz dieses intensiven Miterlebens brennt sich das Ergebnis aber nicht dauerhaft ins Hirn. Irgendwann bleibt nur noch eine vage Tendenz zurück. Dementsprechend basieren meine Tipps nicht auf Daten und Fakten, sondern auf Bauchgefühl. Bei unserer kleinen Tippgemeinschaft treffen sozusagen Fußball-Welten aufeinander: Lexikon Knoll gegen Bauchgefühl Hofstädter. In einer kleinen Serie wollen wir auch unseren Lesern immer wieder einen Einblick in unsere Überlegungen geben, wie wir zu welchem Tipp-Ergebnis der deutschen Mannschaft kommen. Heute nun das Spiel Deutschland gegen Portugal. Das Lexikon tippt 1:1: „Wir haben bei den vergangenen Turnieren immer gegen die Portugiesen gewonnen, wenn’s um was gegangen ist – aber jede Serie reißt ja auch einmal. Und diesmal isses wieder so weit, wie im Jahr 2000 bei der EM mit dem Trainer Ribbeck und dem kläglichen Aus in der Vorrunde. Jetzt hat Portugal ja auch wieder ein gute Truppe. Schließlich spielt hier die Nummer 2 der Weltrangliste gegen die Nummer 4.“ Das Bauchgefühl tippt 4:1: „Unsern Klose schießt sich gleich im ersten Spiel auf Platz eins der Liste der besten WM-Torschützen aller Zeiten. Außerdem lässt Hummels Ronaldo keinen Stich.“ Zwischenruf vom Lexikon: „Der spielt doch gegen Boateng!“ Übrigens: Bei unseren Tipps geht es insgesamt um eine Einladung zum Essen. Für das richtige Ergebnis gibt’s zwei Punkte, für die Tendenz, also Sieg, Unentschieden, Niederlage, noch einen Punkt. Wenn Sie unsere Serie „Lexikon gegen Bauchgefühl“ genau verfolgen, wissen auch Sie am Ende, wer zahlen muss.

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