Göllheim Lesung: Optische Täuschungen in Text und Bildern

Thomas M. Mayr
Thomas M. Mayr

Aus seinem Buch „Stellen Sie sich vor“ liest Thomas M. Mayr vom Literaturverein Donnersbergkreis am Freitag, 24. Mai. Die Präsentation seines 2022 erschienenen Lyrikbandes findet ab 19.30 Uhr in der Kulturscheune in Göllheim statt.

Kippgedichte und Vexiergedichte nennt der 1955 geborene Autor seine Arbeiten und zielt damit auf die Doppelbödigkeit seiner Texte ab. Es gibt immer mindestens zwei Lesarten, mitunter sogar noch viel mehr. Nun entzieht sich Lyrik ja oft genug dem eindeutigen Verständniszugriff, lässt immer mehrere Interpretationen zu. Bei Mayr ist dies aber formal gewollt. Die Gedichte sind so gebaut, dass es eben mindestens zwei, häufig völlig gegensätzliche Aussagen zu entziffern gibt.

Das mit dem Kippen ist dabei durchaus wörtlich zu verstehen: Es gibt regelrechte Kipppunkte, an denen die Aussage kippt, sich also in ihr Gegenteil verkehrt; oder aber man kippt das ganze Gedicht um, liest es nicht von oben nach unten, sondern umgekehrt. Und ist überrascht, dass es nun eine völlig andere Aussage hat.

Verweigerung der Eindeutigkeit

Zu jedem Gedicht gibt es eine Illustration, die zwar inhaltlich in vielen Fällen nichts mit dem Text gemein hat, sehr wohl aber formal. Es handelt sich um Vexierbilder, um optische Täuschungen. So steht neben dem Impfgedicht eine „Frosch-Pferd-Illusion“, je nach Blickwinkel erkennt man einen Frosch oder eben einen Pferdekopf. Im Vorwort erläutert Mayr, wie sehr ihn diese Art Bilder beim Dichten inspiriert haben. Denn im Grunde sind seine Kipp- und Vexiergedichte nur die Anwendung dieser Technik der Bildenden Kunst auf die Lyrik. Auch diese Illustrationen verweigern sich der Eindeutigkeit, stellen eben nicht nur einen Gegenstand oder ein Tier oder einen Menschen dar, sondern mal Frosch und Pferd, Kaninchen und Ente oder auch alte und junge Frau zugleich.

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