Donnersbergkreis Klingende Plätzchen mit ganz eigener Geschmacksnote

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GUNDERSWEILER. Noch rechtzeitig vor der Bescherung wird morgen im „Kult“ in Gundersweiler ein Backblech mit Plätzchen von ganz eigener Geschmacksnote gereicht: Neun Jahre nach „Backblech I“ hat das „Hammer-Twintett“ mit Schlagzeuger Thomas Hammer und den Vanecek-Zwillingen an Tuba/Sousaphon und Posaune nachgelegt. Morgen ist CD-Release-Party, und die Musik auf der Scheibe ist ein Hochgenuss, witzig, einfallsreich und technisch erstklassig werden da die Weihnachtsklassiker gegen den Strich gebürstet.

Schön fängt es an: Bachs unverwüstliches C-Dur-Präludium am Klavier. Nachdem ein Gounod diese Akkordfolge mit der Melodie des wohl berühmtesten „Ave Maria“ der Musikgeschichte veredelt hat, legt sich beim Hammer-Twintett – darauf muss mal erst mal kommen – plötzlich „Mackie Messer“ über das Bach-Goldstück. Bis einer der Musiker „Stop“ ruft. Was das denn mit Weihnachten zu tun hat? „Nix!“ tönt es mit dem Schlussakkord. Natürlich hat die CD viel mit Weihnachten zu tun – mit dem, was daraus geworden ist, den Kaufräuschen, der unbesinnlichen Hektik, den im kollektiven Hörgedächtnis einzementierten Melodien in den immergleichen Arrangements. Dem soll ein musikalischer Denkanstoß entgegengesetzt werden. „Es geht uns darum, Weihnachten aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten“, sagt Roland Vanecek, der auf der Eisenschmelz bei Winnweiler lebt. So werden Hörgewohnheiten mit schelmischem Augenzwinkern aufgebrochen. Da legt sich etwa unter „Maria durch ein’ Dornwald ging“ das unvergessliche Intro zu „Papa was a rollin’ Stone“ der Temptations, als wäre es schon immer genau dafür gedacht gewesen – worauf das Stück dann in die Anarcho-Hymne aller Schüler dieser Welt „We don’t need no Education“ von Pink Floyd einschwenkt. Das Ganze, das dann wieder den Bogen zurückfindet zum Grundstrom der Melodie des so innigen alten Weihnachtslieds, trägt den Titel: „Maria was a rolling Stone“. So gibt es viel zu schmunzeln, aber ebenso viel zu staunen. Staunen über die runden, warmen, makellos ausgeformten Töne, die Posaunist Bernhard Vanecek und sein Bruder Roland an Tuba und Sousaphon, beide Musikantenland-Preisträger, mit so viel Leichtigkeit dem tiefen Blech entströmen lassen. Die zweistimmigen Sätze sind ebenso ein Hörgenuss wie die locker swingenden, dahinperlenden Improvisationen etwa zum edel-schrägen „White Christmas“ oder zu „Still, still, still“. Der Drive geht in die Beine – Tanzen ist morgen ausdrücklich erwünscht, sagt Vanecek. Bemerkenswert variabel und einfallsreich gestaltet sich das Schlagzeug-Spiel von Thomas Hammer, der immer neue Ideen einstreut, um die Stücke rhythmisch auf den Punkt zu bringen, ihnen eine eigene Note zu geben. Als kongenialer Partner ist er der Drilling im Zwillings-Set. „Backblech I“ werde es morgen auch noch geben, zwei, drei Stücke seien auf die neue Scheibe übernommen worden in dem deutlich veränderten Gewand, das sie seither angenommen hätten, so Roland Vanecek. Die Zusammenarbeit der beiden Wandermusikanten mit Thomas Hammer rühre aus der gemeinsamen Zeit an der Musikhochschule in Mannheim, in Hammers Studio seien die Stücke auch in gut einem Dutzend Sessions aufgenommen worden, erzählt der gebürtige Schneckenhausener zum Hintergrund. Das „Christkindlbeetz and Brass“-Konzert beginnt morgen um 22 Uhr im „Kult“. Davor, dazwischen und danach gebe es Musik von DJ Annika Langstrumpf. Der Eintritt ist frei, aber nach alter Wandermusiker-Sitte werde am Ende ein Hut herumgehen, kündigt Roland Vanecek an.

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