Donnersbergkreis „Ich bin nicht so der Nasa-Chef“

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Schon im Kindergarten hat er einen Anschiss gekriegt, weil er andere parodiert hat. In der Grundschule wagte er sich an Helmut Kohl. Heute hat es der noch in Nanzdietschweiler beheimatete Philipp Tulius in erster Linie mit Kaiserslauterns Oberbürgermeister Klaus Weichel. Und ist besser als das Original. Tulius wohnt in seinem Elternhaus in Nanzdietschweiler, hat jedoch schon Kisten und Kasten gepackt, sucht eine eigene Wohnung.

Inmitten des Durcheinanders erzählt Tulius sein Leben und Geschichten aus seinem Leben. Immer wieder schmückt er seine Biografie mit lustigen Kurzgeschichten, mit Anekdoten aus dem wahren Leben und mit Parodien. Jedes Mal, wenn der 29-Jährige über Promis spricht, fällt er in ihren Sprachduktus, ihre Gestik und Mimik. Doch vor der Parodie war die Musik: „Hab’ ich schon immer gemacht.“ Mit sechs Jahren hat er in Erlenbach gewohnt, beim Opa auf der uralten Orgel „ein bisschen rumgedrückt“. Was er wollte, wusste er genau. In der Musikschule bei der Weihnachtsfeier „Jingle bells“ spielen, er durfte aber nicht und hat dann doch. Er hat gedroht: „Sonst komme ich nicht.“ „Irgendwann war Keyboard nicht mehr cool genug.“ Da hat er die Gitarre des Vaters entstaubt. Tulius war am Albert-Schweitzer-Gymnasium. Die Frage nach seinen Schulleistungen beantwortet er wieder breit grinsend: „Ein gutes Pferd springt nicht höher, als es muss.“ Er klärt dann doch weiter auf: in Latein ein Einser-Schüler, in Religion „teilweise nicht mit voller Inbrunst dabei“, in Mathe und Physik eher „nicht so der Nasa-Chef“. Der Schalk schielt ihm über die Schulter. Schließlich hat er Elektrotechnik an der Lauterer Uni studiert. Inzwischen ist er Diplom-Ingenieur: „Ich hatte schon immer ein bisschen eine nerd-ische Seite“, begründet er seine Studienwahl und zieht die Mundwinkel leicht nach oben. Zwischenzeitlich kamen die „Untiere“. Anfang 2011 ist er das erste Mal bei der Kabarettgruppe aufgetreten. Das war auch das Jahr, als das kabarettistische Schlitzohr ein Solo − „ein Abend mit Klamauk“ − in der Kammgarn hatte, als er in der Fastnacht beim KVK, bei der Wefa oder auch in der SWR-Fernsehsitzung in Frankenthal auftrat. 2012 hat Tulius den Karneval zu den Akten gelegt: „Ist nicht mein Ding.“ „Wie kommt man auf die Bühne?“, war die Frage, die sich ihm immer wieder stellte. Beantwortet war sie, als Tulius Ende 2012 bei der satirischen Winterrevue der „Untiere“ mit dem Titel „Sechs Elche für ein Halleluja“ den „Klausi“ inthronisiert hat: „Es gibt kein Besserrrerrr!“ Von da an war er ein Untier, sollte mit dem rollenden Klausi-R zum Stadtgespräch werden. Erst kürzlich, als die Wiederholungsvorstellungen des satirischen Untier-Singspiels „Klausi gegen den Rest der Welt“ das Publikum vor Lachen Purzelbäume schlagen ließ. Allen voran die Stadtspitze mit Oberbürgermeister Klaus(i) Weichel und der Kulturbürgermeisterin Susanne Wimmer-Leonhardt, die sich nach Tagen des Zorns wieder mit der Untier-Satire versöhnt hat. Tulius sitzt locker am Tisch und erklärt ernsthaft, wie das mit dem Parodieren geht: „Ich konnte als Kind schon sehr gut beobachten. Kinder gucken sich was an und machen’s nach.“ Stimmt − aber deshalb kann man noch nicht parodieren. Weder Seehofer, noch Schäuble, noch Lindenberg. Tulius kann sie alle. „Es hilft, wenn man hört, wie jemand Konsonanten spricht, seine Mundstellung, Haltung und Gestik.“ Okay, klar, das hilft. Trotzdem. „Die Stimme kommt am Schluss.“ Und ganz am Schluss muss das Gesamtbild stimmen. Sagt er. Und für die Blöden schildert er weiter: Er hat schon immer gern Filme geguckt mit markanten Stimmen. Zum Beispiel mit den Synchronsprechern Rolf und Christian Schult (Robert Redford, Anthony Hopkins). Und schließlich spricht er einen Satz, der stumm werden lässt: „Es kommt oft auf die Kieferstellung an.“ Ja, gut, dann kommen wir mal zur Paraderolle des Oberbürgermeisters. „Was ich als Weichel sage, ist das, was ich denke, er könnte es so sagen. Jede Figur hat eine bestimmte Perspektive. Man muss durch die Brille der Person gucken.“ Wenn Tulius durch die Weichel-Gläser guckt und ihn statt „Frau Bundeskanzlerin“ ziemlich derb „Frau Kanzelbrunserin“ sagen lässt, geht das manchem zu weit. „Die haben’s nicht verstanden“, sagt Tulius lapidar. Die gepfeffert-deftigen Seiten einer Person, die Weichel ohne Zweifel auch hat, „gehören dazu“. „Wenn ich’s langfristig im Beruf schaffen will, muss ich’s jetzt machen“, spricht der frisch diplomierte Elektro-Ingenieur die Jobsuche an. Und antwortet, auf die Gegenpole Technik und Kultur angesprochen, trocken: „Für einen, der an der TU studiert hat, bin ich sehr zugänglich für Kultur.“ Die TU’ler hinterfragen immer alles auf seinen Nutzen. Er eher weniger: „Mir ist es lieber, wenn ich weiß, wie die Sixtinische Kapelle riecht.“ Ein schöner Schlusssatz. Aber halt: Noch zu schreiben wäre − hat Tulius gesagt −, dass er auch Gitarrenunterricht gibt. „Ich bin auf einem theoretischen und praktischen Niveau, wo ich das vermitteln kann.“ Auch ein schön formulierter Satz. Wer den Musiker je spielen gehört hat, weiß, dass er stimmt. Der Tulius kann’s. (ita)

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