Donnersbergkreis „Ich bin für alles offen“

Marnheim. Sie ist die zweite Kraft in der Pfalz. Und ein Etikett der Donnersberger Fußballwelt: die Frauen-Auswahl des FC Marnheim. Momentan spielt die Elf von der Pfrimm die beste Saison in drei Jahren Regionalliga (fünfter Platz) – auch, wenn es just ein wenig ruckelt, das Punktekonto seit vier Spielen stagniert. Vor der Auswärtspartie bei der DJK Saarwellingen (Sonntag, 14 Uhr) zog unser Mitarbeiter Peter-Pascal Portz mit FCM-Trainer Michael Zelt Bilanz. Ein Gespräch über ferne Visionen, Mini-Krisen und das baldige Ende einer Ära.

Herr Zelt, jemals solch entspannte Weihnachtsfeiertage genossen?

Aus sportlicher Sicht? Gut, unser Ziel war ja, mal eine ruhige Runde zu spielen. Das ist uns vor Weihnachten gelungen – was aber nicht heißt, dass wir schon durch sind. Ein paar Punkte wollen wir schon noch holenDie ersten Wochen waren ein Traum. Neun Partien, sechs Siege, nur eine Pleite. Besser startete der FCM noch nie in die Regionalliga. Primärziel war dabei der Klassenverbleib Und die eine Niederlage war auch unnötig. Dirmingen haben wir in einer Saison sechs Punkte geschenkt, das ist eigentlich unglaublich. Die haben zweimal destruktiv und mit geringem Aufwand gespielt. Aber sonst war das schon gut. Da muss man auch die Vorgeschichte sehen: Wir hatten im Sommer einige Verstärkungen geholt, von denen ich wusste, was sie können. Die Kontinuität ist besser geworden. Bis auf Mandy Brusius sind wir verletzungsfrei – und das ist für unsere Verhältnisse entspannt. Jede hat sich gesteigert. Da muss man sich nur unsere neue Torfrau Jasmin Heger anschauen.Ihre Elf mischte wirklich um den Vize-Titel mit, war lange Zweiter. Heute Schnee von gestern. Vier Nullrunden gab es in Serie. Woran lag es? Gegen Schott Mainz und SG Andernach kann man verlieren, das sind die besten Teams. In Jägersburg war es total ärgerlich, da haben wir uns zwei Eigentore geschossen. Das passiert halt auch mal. Derzeit sind wir körperlich alles andere als topfit. Die Trainingsbedingungen sind für einen Regionalligisten unzumutbar. In Marnheim können wir gar nicht trainieren, in Kibo müssen wir den Platz teilen. Andere Vereine sind uns da weit voraus. Jedes Jahr kommen wir nicht so aus den Startlöchern.Also hat die Mannschaft nicht den Fokus verloren? Es fehlt ein bisschen das Feuer und die Spannung. Was eben auch an den Trainingsbedingungen liegt. Einige Mädels müssen 70 Kilometer fahren, bis sie hier sind. Von Homburg aus.Genau vor einem Jahr haben wir uns über düsterere Themen unterhalten: Abstieg, freiwilliger Rückzug. Der Fall in die Verbandsliga dürfte sportlich kein Thema sein. Wie sieht es mit dem Aufwand aus? Ich sage es immer wieder, nüchtern und realistisch: Wir gehören nicht in diese Klasse. Für einen kleinen Verein ist das kaum zu machen. Seit drei Jahren sind wir auf Privatpersonen angewiesen, einer unserer Auswärts-Busse fällt bald auseinander – bei oft 300 Kilometern pro Woche kein Wunder. Die Frage, ob wir das noch ein Jahr durchhalten können, stellen wir uns immer. An Ostern werden wir mit den Leistungsträgerinnen sprechen und schauen, wie es weitergeht. Ich habe mich auch fest entschlossen, dass ich im Sommer nicht mehr auf dem Platz stehen werde. Nach elf Jahren soll mal Schluss sein. Ich bin auf der Suche.Und wenn sich für Sie kein Nachfolger findet? Es soll nicht an meiner Person hängen. Natürlich werde ich niemanden hängen lassen. Aber es muss auch ohne mich gehen. Meine Vision ist, dass man vielleicht einen kompletten Neustart ins Auge fasst. Die Jugend aufbauen, Talente aus dem Kreis zusammenführen, sozusagen einen FC Donnersberg schaffen. Alleine kann das der FCM nicht stemmen. Ich bin für alles offen.Wieder zur aktuellen Saison. Der FC hat einen der stärksten Angriffe. 32 Tore. Haken ist, dass Tina Ruh alleine 22 Mal knipste. Ehrlich: Wie abhängig ist die Mannschaft von ihr? Tina ist ja keine neue Spielerin bei uns. Auch sie hatte ein Jahr gebraucht, um sich umzustellen. Dass sie jetzt so oft trifft, liegt auch an der Stärke der Mannschaft. Von Sina Zelt und Lisa Maertin bekommt sie aus dem Mittelfeld die Bälle. Letztes Jahr hatte Sina noch hinten gespielt. Natürlich ist Tina eine Ausnahmespielerin, wenn sie ausfällt, haben wir nicht mehr diese Durchschlagskraft. Unser Spiel ist ja auf sie als reine Strafraumstürmerin ausgerichtet. Aber sie lässt nie den Star raushängen und fühlt sich wohl.Am Sonntag war gegen den SV Dirmingen (1:2) viel Sand im Getriebe. O.k., Sie haben eine neue Dreierkette installiert. Aber deswegen kommt es doch nicht zu massig Fehlpässen Ich hatte nach 20 Punkten angekündigt, dass wir etwas verändern werden. Lange musste ich überlegen, wie wir die besten Fußballerinnen auf den Platz bringen. Also haben wir nach Spielertypen umgestellt. Ich kann nicht mit drei Stürmerinnen agieren, wenn ich nur eine habe. Wir bauen auf eine Überhand im Mittelfeld. In vier Wochen ist das nicht zu realisieren. Am Sonntag fehlte die Absprache, wir haben Fehler gemacht. Gerade das Passspiel war schwer im Winter zu automatisieren. Im Frühjahr wird das wieder.

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