Donnersbergkreis Heilige liest Gläubigen die Leviten

Claus Bensing als vergesslicher „alter Fritz“.
Claus Bensing als vergesslicher »alter Fritz«.

Die Seniorenfasenacht in Oberndorf ist ein fester Bestandteil im Veranstaltungskalender der Nordpfalz. Entsprechend groß war daher das Interesse. Die Besucher kamen auch aus umliegenden Ortschaften. Ausrichter sind der Alsenzer Carneval-Verein (ACV), der Oberndorfer Carneval-Club (OCC) und der Obermoscheler Karnevalverein (OKV). Die Sitzungsleitung lag in den Händen von Matthias Roßbach (ACV) und Gerd Bernhard (OCC).

Den Reigen der Büttenreden in der von Christina und Rainer Westenburger dekorierten Gemeindehalle eröffneteKarl Ludwig Bernhard. Der Hausherr, auch bekannt als singender Ortsbürgermeister, blickte mit seiner deutlichen Stimme gesanglich auf etliche internationale und regionale Ereignisse zurück. Kritik gab es in Richtung der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft wegen des Abschneidens bei der WM und am Fußball-Drittligisten Kaiserslautern, der es noch immer nicht verstehe, dauerhafte Erfolge zu erzielen. Aber all dies kann den Fasnachter nicht erschüttern. Bei seinem Vortrag wurde er am Akkordeon von Hans-Ludwig Burkhard begleitet. Dieser war es auch, der für die weiteren musikalischen Klänge am Nachmittag sorgte. Als „alter Fritz“ plauderte Claus Bensing vom Allgemeine Club Unkenbach über die Vergesslichkeit seiner Altersgruppe. Da würden die Männer weggeschickt, um Eisbällchen zu holen, und mit Bratwürsten kämen sie zurück. Trotz fortgeschrittenen Alters wird der Stammtisch im Gasthaus „Zum Löwen“ aber nicht vergessen. Was schnell in Vergessenheit gerate, seien aber die dort geführten Gespräche, was einige Verwirrungen nach sich zieht. Als selbsternannte außerirdische Gestalt begrüßte Hildegard Wollschied aus Altenbamberg die Gäste und schlüpfte in die Rolle der Heiligen Hildegard von Bingen. Nach 900 Jahren sei sie zurückgekehrt, um den Gläubigen die Leviten zu lesen. Sie erinnerte an die Naturkatastrophen im letzten Jahr und beklagte den Raubbau an der Natur. Deshalb empfahl sie, zumindest am Sonntag das Auto stehen zu lassen. Der Urlaub könnte im eigenen Land verbracht werden, was auch die regionale Wirtschaft stärke. Nach ihren zehn Geboten sind Obst und Gemüse wieder im eigenen Garten anzupflanzen. Der Drang nach Macht und Geld müsse abgelegt werden, und dafür sei die Fasenacht zu feiern. Die Gäste konnten einem persönlichen Gespräch zwischen Tanja Gaß, der Beauftragten der VG Alsenz-Obermoschel, und Hubert Becker, dem Ortsbürgermeister von Mannweiler-Cölln lauschen. Interessante Dinge kamen zur Sprache. Zu Gast in der Verbandsgemeinde war Michael Cullmann, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rockenhausen. Erstaunt zeigte er sich über die Infrastruktur wie die Umgehungsstraße und den Hochwasserschutz. Ein Thema waren auch die Bauzeiten für die einzelnen Einrichtungen. Bei seiner Besichtigungstour hat er eine Gemeindehalle entdeckt, die tags zuvor noch nicht da gewesen sei. „So schnell wird bei uns in Alsenz-Obermoschel gebaut“, lautete die plausible Antwort. Ganz wichtig sei es, schon bald die Koppel zu erweitern – der Amtsschimmel möchte sich ausdehnen. Für „Hausmann“ Gunter Hilgert ist noch immer die Frage offen, wer das Ehebett erfunden hat. Eines sei jetzt schon sicher, die ewige Ruhe wird er in einem Einzelgrab verbringen. Essen kochen könne seine Frau nicht. Hätte er schon früher gewusst, dass ein Essen auf Räder angeboten wird, wäre es nie zur Heirat gekommen. „Du bist der größte Bock, den ich jemals geschossen habe“, verkündete der „Saarländischer Pfälzer“ Horst Wiesen, der Ehrenpräsident. Dies antwortete er seiner Gattin, als sie ihn fragte, weshalb er das Hochzeitsbild auf das Hirschgeweih gesteckt habe. Für ersten Schwung auf der Bühne sorgte die Prinzengarde „Temptations“ vom ACV mit einem Gardetanz. Nicht minder sehenswert die Tanz-Giggelcher vom Obermoscheler Karneval-Verein. Sie versetzten das Publikum zurück in die 1920er Jahre. Trainiert wird die Formation von Maike Schweitzer und Stephanie Clemens. Eine Bereicherung war auch der Kindertanz der Garde vom OKV. Die „Halblange“ vom Allgemeinen Club Unkenbach um Claus Bensing besangen die schöne Fasenacht und schweiften zur Partystimmung beim Ballermann. Überzeugt haben sie auch mit den Ohrwürmern von Wolfgang Petry. Zusammen mit Karl Ludwig Bernhard besangen sie in verschiedenen Dialekten und Sprachen den „Bonbon-Stand“.

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