Donnersbergkreis Gegen die Einbahnstraße

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Rockenhausen. Wenn Ann Christine Schreiber aus der Wiesenstraße in ihrem Vorgarten Unkraut jätet, kann sie Kurioses beobachten: Zahlreiche Autofahrer befahren die Wiesenstraße entgegen der Fahrtrichtung, obwohl die Straße seit mehr als einer Woche mit mehreren Schildern als Einbahnstraße ausgewiesen ist. Die Anwohner der Wiesenstraße ärgert das Verhalten der Autofahrer.

„Wir, meine Nachbarn und ich, möchten an die Autofahrer appellieren, sich wieder an die Verkehrsregeln zu halten“, schreibt Schreiber in einem Brief an die RHEINPFALZ. Im Gespräch betont die Mutter zweier Kinder, dass sie niemanden anschwärzen wolle, sondern einfach wolle, dass es in ihrer Straße wieder angenehmer wird. Seit die Kreuznacher Straße zum 1. August wegen der Sanierung gesperrt wurde, nutzen täglich zahlreiche Auto- und Lastwagenfahrer die parallel verlaufende Wiesenstraße als Ausweichstrecke. „Die sonst eher ruhige Wiesenstraße wurde plötzlich zur Renn- und Durchfahrtsstrecke“, erzählen Schreiber und ihre Nachbarn Stephan Wieser und Cornelia Heib. Verkehrsregel wie rechts vor links und Tempo 30 werden laut den Anwohnern nicht mehr beachtet. Deshalb baten sie die Verbandsgemeindeverwaltung um Hilfe. Die Mitarbeiter seien sehr freundlich gewesen und hätten angekündigt, dass es eine Veränderung geben werde, erzählt Schreiber. Die Verwaltung hielt ihr Versprechen und wies die Wiesenstraße als Einbahnstraße aus – auch um zu gewährleisten, dass Rettungsfahrzeuge immer durchkommen. Seit mehr als einer Woche stehen am südlichen Eingang der Wiesenstraße auf beiden Seiten Einbahnstraßenschilder. Am anderen Ende der Straße aus Richtung der Firma Johnson Controls wurden sogar innerhalb von 50 Metern auf beiden Straßenseiten „Einfahrt verboten“-Schilder aufgestellt, sodass vier Schilder die Autofahrer darauf hinweisen, dass sie entgegen der Fahrtrichtung in eine Einbahnstraße einfahren. Dennoch können Schreiber und ihre Nachbarn jeden Tag etliche Autofahrer dabei beobachten, wie sie die Verkehrsregeln brechen und einfach weiterfahren. „Ich habe schon auf die Schilder gezeigt, als ein Autofahrer wieder einmal falsch in die Straße eingefahren ist, aber er hat nur die Arme gehoben und den Kopf geschüttelt“, erzählt Schreiber. 30 Autofahrer habe eine Nachbarin innerhalb von zwei Stunden in falscher Richtung durch die Straße fahren sehen. Langsamer sind die Autofahrer laut den Anwohnern auch nicht geworden. „Wenn sie mit 30 Stundenkilometern durchfahren würden, wäre das ja okay, aber sie heizen hier mit 50 oder mehr durch.“ Ihre Kinder lässt Schreiber deshalb nicht mehr auf der Straße spielen. Heib und Wieser weisen auf die Bewohner von Zoar hin, die es gewohnt sind, auf der Straße zu laufen. Auch Menschen im Rollstuhl seien immer auf der Straße geschoben worden. Das sei nun sehr gefährlich. „Wir sind froh, dass noch nichts passiert ist“, sagt Schreiber. Der Polizei Rockenhausen ist das Problem bekannt, sie hat bereits reagiert. Am Dienstagmorgen ertappten die Beamten bei einer Zivilkontrolle innerhalb einer Stunde fünf Autofahrer, die die Straße entgegen der Fahrtrichtung befahren haben. Laut Polizeioberkommissar Matthias Germann mussten sie ein Bußgeld in Höhe von 25 Euro zahlen. Germann erzählt, dass alle Fahrer einsichtig gewesen seien. Für Ortsunkundige sei die Umleitungsbeschilderung aber nicht optimal, sagt Germann. Fremde fahren zum Beispiel weiter, wenn an der Straßensperre „Anlieger frei“ stehe, und probieren so, an ihr Ziel zu kommen. Germann kündigte an, dass es weitere Kontrollen geben werde. Stadtbürgermeister Karl-Heinz Seebald kennt das Problem in der Wiesenstraße. Während der Baumaßnahmen werde man nicht verhindern können, dass die veränderte Verkehrssituation durch Umleitungen auch ruhige Straßen treffe. Seebald hofft auf das Verständnis der Anwohner. Das Problem mit Autofahrern, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten, kann die Verwaltung laut Seebald nicht lösen, da ihr die Sanktionsmöglichkeiten fehlen. Allerdings wies er auf eine wöchentliche Bau-stellenbesprechung hin, bei der auch der Nachbesserungsbedarf bei der Umleitungsbeschilderung thematisiert werde. Anregungen gibt die Verwaltung an den Landesbetrieb Mobilität (LBM) weiter, der für die Umleitungsbeschilderung zuständig ist. Mit Blick auf die Laufzeit der Baustelle kann Seebald die Anwohner der Wiesenstraße beruhigen. Ihre Straße muss nicht die ganze Bauzeit bis Frühjahr 2018 als Umleitung genutzt werden, sondern nur bis Frühjahr 2017. Denn dann wird die Kreuznacherstraße zwischen Alleestraße und Wiesenstraße saniert, sodass in der Wiesenstraße wieder weniger Autos unterwegs sein dürften. |nhe

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