Donnersbergkreis Eine klingende Biografie

Haben musikalisch an Stationen ihres gemeinsamen Lebenwegs erinnert: Ekaterina und Harald Kronibus bei ihrem Konzert im Kloster
Haben musikalisch an Stationen ihres gemeinsamen Lebenwegs erinnert: Ekaterina und Harald Kronibus bei ihrem Konzert im Kloster Hane.

«BOLANDEN.»Es war nicht „nur“ ein Konzert, das Ekaterina und Harald Kronibus im Kloster Hane gegeben haben. Zugleich war das kaleidoskopartige Repertoire auch eine Art klingende Biografie. Das Publikum fand sichtlich Gefallen daran.

Zu den besonderen Fähigkeiten herausragender Künstler gehört auch die Selbst-Inszenierung: Fast mehr noch als die interpretatorische Leistungsfähigkeit nehmen Fragen der Präsentation und der Darstellung im Medien-Zeitalter an Bedeutung zu. Das am Sonntag im Kloster Hane konzertierende Künstler-Ehepaar – Ekaterina und Harald Kronibus – hat aus dem gemeinsamen Lebensweg ein Gesangs-Programm konzipiert, das einerseits mit den Ausschnitten aus Oper, Operette und Musical sowie Volkslied, Traditionals und Evergreens den eigenen stimmlichen und pianistischen Fähigkeiten sozusagen auf den Leib geschneidert ist. Die schlüssige, durchdachte und sehr gut realisierte Auswahl rückte deren Vorzüge ins beste Licht, stellte Tugenden wie stilistische Vielseitigkeit und lebendige Bühnenpräsenz mit Ausstrahlungskraft emphatisch heraus. Gleichzeitig gab es eine Reihe musikalischer Erinnerungen an den gemeinsamen Lebensweg des Paares. So spielten Ausschnitte aus Mozarts „Zauberflöte“ auf erste Begegnungen in der Studienzeit mit gemeinsamen Aufführungen (von eben dieser Mozart-Oper) an. Es folgten Vorträge, die entweder für die weitere musikalisch-stimmliche Entwicklung oder die folgenden Lebensumstände typisch oder prägend waren. Die kulturelle Begegnung zwischen dem Alsenborner Harald Kronibus und „seiner“ Ekaterina in Westsibirien, gemeinsame Studien an der Mannheimer Musikhochschule und dann die Familiengründung sowie der Aufbau eines gemeinsamen Kunst-Lebenswerks (in Chorleitung, Gesangs- und Instrumentalpädagogik und vielen gemeinsamen Auftritten) erinnert an den Stoff vieler Bühnenwerke: Da steckt auch die Problematik des Stoffs der Lehar-Operette „Land des Lächelns“ mit drin, oder die Sehnsüchte aus den ersten Jahren der Entbehrung und Entwicklung wie in Jerry Bocks „Anatevka“ mit der Paraderolle von Harald Kronibus, die er zuvor auch bei einer Kostprobe von Gershwin „I got plenty of nuttin“ auslebte. Obwohl Harald Kronbus dazu die damaligen Lebensstationen in seiner Moderation streifte, erschlossen sich allein durch den Vortrag die jeweiligen Umstände der beiden, wenn beispielsweise „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“ nach Robert Stolz schwelgten und es noch heute nach fast genau auf den Tag 25 Ehejahren tun. Und gab es in all den Ehejahren auch Spannungen, (musikalisch „Dissonanzen“), dann scheinen sie musikalisch ausgetragen worden zu sein. So im Streitgespräch aus dem Musical „My fair Lady“ mit der zynischen Aufforderung beider: „Tu’s doch!“ Die gut konzipierte und künstlerisch im großen Stil realisierte Vortragsfolge ergab also eine Art Revue, schwankte zwischen bohemienhaften, komödiantischen und melancholischen Zügen. Entscheidend für den außerordentlichen künstlerischen Erfolg war und ist, dass sich beide wechselseitig am Klavier begleiten können, wobei Harald Kronibus dies auch sehr gut selbst kann. Beide nehmen durch ihre stimmliche Reinkultur, durch die Strahlkraft und Charme (die Sopranistin) oder durch gespieltes Understatement (der Bass-Bariton) für sich ein. Die Sopranistin fasziniert durch die Leichtigkeit der Stimmansprache und ihre imposanten Höhenflüge, der Ehemann durch die Ausdruckstiefe – und dies ausgerechnet bei russischer Musik wie der innig dargestellten Tschaikowsky-Romanze. Das Programm ergab neben der zugestandenen und publikumswirksamen Selbstdarstellung aber auch einen interessanten Streifzug durch wesentliche Gattungen der beiden Stimmfächer, von der leichten Muse bis zu dramatischen Aufschwüngen.

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