Donnersbergkreis Ein Muss für Spielzeugnostalgiker

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Ein unbedingtes „Muss“ für Spielzeugnostalgiker ist das „Puppenstubenmuseum der 30er und 50er Jahre“ in Jakobsweiler, ein von einem ehrenamtlichen Mitarbeiterteam liebevoll gehegtes Kleinod. Jährliche Wechselausstellungen ergänzen die festen Bestände, momentan sind es die „Holzköpfe, Marionetten, Raritäten“ aus der Sammlung von Anita und Jakob Scheller aus Gimbsheim. Die sehenswerte Präsentation wurde am Sonntag eröffnet.

Dauerhaft gezeigt wird im Puppenstubenmuseum „Wohnkultur in Miniatur“ mit etwa 65 Zimmerchen und Wohnküchen aus den Sammlungen Rosemarie Hahns und Ingeborg Michnos. Die gediegenen dunklen Büffets im gutbürgerlichen Esszimmer, die staksbeinigen Nierentischchen und pastellfarbigen Tütenlampen 20 Jahre später rollen spielerisch „im Kleinen“ Zeitgeschichte auf. Anfangs blieb das Publikumsinteresse an der Sonderausstellung etwas hinter den Erwartungen der Veranstalter zurück; erst nach dem „schicksalhaften“ FCK-Spiel folgten so etwa 50 bis 60 Besucher der Einladung zu geselligem Zusammensitzen bei Kaffee, Kuchen und einem Glas Sekt. Schade, dass das Glanzstück der Ausstellung, ein etwa 100 Jahre altes Marionettentheater, nur dieses eine Mal auf dem Vorplatz gezeigt werden konnte. Wegen seiner Ausmaße, zwei Meter Breite, passt es nicht in die begrenzten Räume des ehemaligen Milchhäuschens. Jakob Scheller, passionierter Sammler und schon als Kind vom Handpuppenspiel fasziniert, führte aus, wie ihm ein Bekannter diese Rarität nach der Wende 1989 aus Tschechien besorgte. Das gute Stück war allerdings rundum restaurierungsbedürftig, mit Ersatzteilen aus anderen Kleinstbühnen konnte es aufgearbeitet werden – „so etwa nach dem Motto: aus drei mach eins!“ Erhalten blieb die Patina, die mit den Charme dieser seltenen Antiquität ausmacht. Schon der rollbare Bühnenvorhang ist ein echter Hingucker: Inmitten einer blumigen Wiesenidylle geigt und flötet ein Grillen-Duo ein rotes Kasperle in den Schlaf, ein Froschkönig und zwei Insekten-Engelchen halten Wache über dem kindlichen Träumer. Die aufwendig gestaltete Kulisse führt in einen verwunschenen Märchenwald mit einem Brünnlein, das Ensemble besteht aus 21 Marionetten. An langen Stäben sind die Akteure oben am Schnürboden befestigt, über Fäden bewegt der hinter dem Bühnenbild verborgene Puppenspieler ihre Glieder. Die aus Ton modellierten Charakterköpfe der kleinen Wesen erzählen ihre ureigene Geschichte, die Rollen sind nach klassischem Typentheater verteilt: der gütige greise König, die edle Prinzessin, die giftig böse Hexe, der schwarze Teufel, Jäger, der derbe Handwerksbursche, ein rotweißer Harlekin, der Schutzmann mit dem Schnauzbart. Etliche jüngere Marionetten, in die 1970er Jahre datiert, waren ebenfalls viel zu groß für die Vitrinen, Walter Hahn hängte sie vor eine Wand. Wirkungsvoll treten Räuber Hotzenplotz und seine Mitspieler auf, eine bunte Compagnie. Einfacher, da selbst von kleinen Kindern zu bespielen, sind die ungezählten Handpuppen: kuschelige Steifftiere, eine kesse Mickymaus, Pinocchio, der Fantasielügner. Dazwischen treten „fahrendes Volk“ und ein exotischer „schwarzer Mann“ auf, sichtlich bejahrt. Zeitlos fröhlich-frech: der Hohensteiner Kasper mit dem breiten roten Mund und der langen Schlenkerzipfelmütze samt Großmutter, Gretel und Wachtmeister. Das Sandmännchen, Ernie und Bert aus der Sesamstraße und viele ihrer Vorfahren aus den 1940er und 50er Jahren. Markant überzeichnete Urgestalten neben winzigen feinen Fingerpüppchen. Und natürlich darf das Krokodil nicht fehlen! Info —Die „Holzköpfe, Marionetten, Raritäten“ sind bis zum 31. Dezember zu sehen. —Das Museum ist jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung geöffnet. —Auskünfte gibt es bei Rosemarie Hahn (unter der Telefonnummer 06357 7631) und Ingeborg Michno (unter 06357 1295 oder 06357 989872).

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