Kirchheimbolanden Die Maskenpflicht kann kommen

 Reiner Bauer (links) und Cem Eigenbrodt mit den Einwegmasken. Die Verteilung übernehmen die jeweiligen Verbandsgemeinden.
Reiner Bauer (links) und Cem Eigenbrodt mit den Einwegmasken. Die Verteilung übernehmen die jeweiligen Verbandsgemeinden.

Oben ohne ist vorbei: Wer ab Montag einkaufen geht oder im öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs ist, muss Mund und Nase mit einer Maske bedecken. In zahlreichen Privatinitiativen und bei Firmen im Kreis werden zu diesem Zweck bereits Stoffmasken hergestellt. Zudem hat der Kreis für eine „Erstausstattung“ gesorgt. Ein erster Überblick.

Das Lager im Kreishaus ist voller Kisten. „Wir haben Masken für die Bürger im Kreis und Masken für den medizinischen Bereich“, sagt Reiner Bauer, im Kreishaus zuständig für die Standortentwicklung und Wirtschaftsförderung – und derzeit vor allem in Sachen ,Corona-Krise’ im Einsatz. Mit 180.000 Einwegmasken will der Kreis vor allem für eine Erstausstattung für jene Menschen sorgen, die sich bisher nicht mit Stoffmasken eindecken konnten oder wollten.

Doch das Angebot soll keine Dauerlösung werden. „Ich gehe davon aus, dass man langfristig auf die waschbaren Stoffmasken setzt“, so Bauer. Das sei nachhaltiger und auch qualitativ hochwertiger. Zumal einige Betriebe im Kreis ihre Produktion bereits auf Stoffmasken umgestellt haben, was Bauer für sehr erfreulich und unbedingt unterstützenswert hält. „Doch wir gehen davon aus, dass nicht alle rund 75.000 Kreisbewohner bereits versorgt sind.“ Deshalb wolle man für diese erste Lieferung mitsorgen. Bauer ist sicher: „Das Thema Masken wird uns wohl noch über die nächsten Monate begleiten.“

Auch medizinische Masken

Auch für den medizinischen Bereich sei man mittlerweile gut aufgestellt. „Wir wollten vermeiden, dass es bei der Schutzausrüstung zu einer Art Klopapier-Effekt kommt und alle anfangen zu hamstern“, sagt Bauer. Deshalb habe man sehr früh auf vielen Ebenen Beschaffungswege gesucht. Unterstützung habe man im Kreis auch aus Handwerkerkreisen bekommen, wo die speziellen Filtermasken ebenfalls mancherorts im Einsatz sind. „Da ist ganz vieles auch ohne große Worte gelaufen“, weiß Bauer. Da seien Handwerker einfach zu der Hausarztpraxis am Ort gegangen und hätten Masken aus ihrem Vorrat zur Verfügung gestellt. „Hier gab es wirklich viel Bewegung im Kreis, viele Beispiele dafür, dass die Menschen ohne Eigennutz tätig werden“, so Bauer.

Ins Maskengeschäft eingestiegen ist bereits seit ein paar Wochen die Rüssinger Firma Moll. Wo im Normalbetrieb Kofferanhänger, Dokumentenmappen oder Notizbücher hergestellt werden, rattern jetzt Nähmaschinen zur Produktion von Gesichtsmasken. „Mittlerweile haben wir auch Aufträge von größeren Firmen“, so Juniorchef Ralf Moll. Allerdings können auch Privatleute bei ihm kaufen. Jeden Tag zwischen 11 und 12 Uhr ist der Verkaufsraum zu diesem Zwecke geöffnet. „Natürlich gilt auch dann: Immer nur ein Kunde in den Verkaufsraum eintreten und Abstand halten“, so Ralf Moll. Auch Schneidermeisterin Nadine Batz aus Kirchheimbolanden hat sich in ihrem Atelier „Die Nadel“ in der Edenborner Straße mittlerweile auf das Fertigen von Gesichtsmasken spezialisiert und ist dort auch für Kunden erreichbar.

Mit Nähmaschine unterstützt

Unterstützung gibt es von der Firma Moll auch für den syrischen Schneider Abu Khalil, der für die Donnersberger Initiative derzeit ebenfalls in Dauerbetrieb näht. „Wir haben ihm eine Industrienähmaschine zur Verfügung gestellt, damit geht es einfach viel schneller“, sagt Moll. Mit diesen Masken war die Notinitiative am vergangenen Freitag zum ersten Mal auf dem Wochenmarkt in Kirchheimbolanden vertreten. Gegen eine Spende wurden sie abgegeben und waren heiß begehrt. „Um 9.30 Uhr waren alle 300 Masken bereits verteilt“, so Jamill Sabbagh, der Leiter der Initiative. Die Marktbesucher zeigten sich im Gegenzug großzügig, was Sabbagh freut. Rund 1300 Euro seien für die Tafelkunden gespendet worden, die derzeit von der Initiative regelmäßig mit Gutscheinen für Lebensmittel versorgt werden.

Einige „Sonderbestellungen“ mit hoher Dringlichkeit nahm Abu Khalil noch für den gleichen Tag entgegen. So kam beispielsweise eine junge Familie aus Bischheim, erzählt Sabbagh, die das neugeborene Baby gerne den Großeltern zeigen, dafür aber unbedingt Gesichtsschutz haben wollte.

Heute will Abu Khalil seine Masken wieder auf dem Wochenmarkt verteilen, „und wir hoffen im Gegenzug wieder auf großzügige Spenden für die Tafel“, so Sabbagh.

Auch der Eisenberger Wochenmarkt war bereits am vergangenen Samstag um einen Stand reicher. Dort gingen innerhalb von zweieinhalb Stunden 200 Mundschutz-Masken „über die Theke“, gefertigt von dem syrischen Schneider Rashad Hadraschid. Er wird seine Masken am Samstag ebenfalls wieder gegen Spenden anbieten.

Aktiv ist man auch in Rockenhausen bei der Nachbarschaftshilfe - Flüchtlinge helfen (NahiB). Eine Näherin stellt für diese Initiative ehrenamtlich Mund- und Nasenschutze her, die in der Schlossapotheke Rockenhausen abgeholt werden können. Die Rockenhausener Nachbarschaftshilfe freut sich im Gegenzug über eine Spende auf das Konto: Donnersberger Integrationsinitiative e.V. IBAN DE10 5409 0000 0083 3725 08 Volksbank KL.

Für DRK und Senioren aktivEtliche ehrenamtliche Näherinnen und Näher lassen zudem die Nadel laufen. So haben die Landfrauen Lautersheim mehr als 200 selbstgenähten Maske für die DRK-Mitarbeiter im Menü-Service genäht.

Für Senioren fertigt Eva Müller, Gemeindeschwester plus im Donnersbergkreis, Masken an. Pro Person kann ein solcher Mund-Nasen-Schutz bestellt werden. Auf Wunsch wird die Maske auch vorbeigebracht. Der Service ist kostenfrei. Baumwollstoff oder Gummiband (Hosengummi) werden allerdings gerne als Spenden angenommen, damit daraus neue Masken genäht werden können. Die Gemeindeschwesterplus ist telefonisch zu erreichen unter der Telefonnummer 06352 720-323.

InfoDie Dorffunk-Gruppe „Gemeinsam Donnersbergkreis“, die zunächst für Schutzbedarf in der medizinischen und pflegerischen Versorgung gegründet wurde, ist jetzt für alle Bürger und Gewerbetreibende geöffnet. Da auch einfache Gesichtsmasken künftig zum Alltagsbedarf in jedem Haushalt und in vielen Arbeitsbereichen gehören, könne diese Plattform zu einer wichtigen Hilfe bei der Beschaffung werden, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Kreishaus. Wer Interesse hat, bei „Gemeinsam Donnersbergkreis“ mitzuwirken, kann dafür die Dorffunk-App herunterladen. Nähere Informationen dazu gibt es unter www.digitale-doerfer.de. Fragen beantwortet Tobias Knuth von der Verbandsgemeinde Göllheim über die E-Mail-Adresse knuth@vg-goellheim.de.

Diese Masken gibt es

Genannt wird sie „Alltagsmaske“, „Community-Maske“ oder „Bürgermaske“. Egal wie, es handelt sich dabei um die selbstgemachte Variante. „Durch das Tragen kann die Geschwindigkeit des Atemstroms oder Tröpfchenauswurfs reduziert werden, und die Masken können das Bewusstsein für gesundheitsbezogenen achtsamen Umgang mit sich und anderen unterstützen“, teilt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte mit. Landläufig besteht mittlerweile Einigkeit: Einen geringen Schutz für das jeweilige Gegenüber dürften diese Masken bieten. In jedem Fall werden sie als Zeichen der Höflichkeit gewertet.

Die FFP2- oder FFP3-Masken dienen vor allem dem Eigenschutz. Manche Modelle schützen aber auch das Gegenüber, weil so nicht nur die eingeatmete, sondern auch die ausgeatmete Luft gefiltert wird. Die Masken können mehrere Stunden getragen werden. Weil sie allerdings im Moment rar sind, sollten sie medizinischem Personal vorbehalten sein.

Der Mund-Nasen-Schutz, als OP-Maske bekannt, entspricht der Maske, die vom Kreis für die Bürger beschafft wurde. Sein primärer Zweck ist, das Gegenüber zu schützen, also Tröpfchen, die beim Sprechen oder Husten abgesondert werden, aufzufangen. Weil die Maske nicht dicht abschließt, schützt sie ihren Träger beim Einatmen nicht ganz zuverlässig. Dieser Schutz ist ein Einwegprodukt und sollte nach einmaligem Gebrauch entsorgt werden.

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