Donnersbergkreis „Die Ernte brennt in der Hitze ab“

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Göllheim. Die Hitze in der vergangenen Woche hat dem Getreide rund um den Donnersberg ganz schön zugesetzt. Das betont Eberhard Hartelt, der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd. Der Göllheimer befürchtet, dass selbst bessere Preise die Schäden nicht ausgleichen können. Für die Wiesen, den Mais, die Reben oder die Zuckerrüben wünscht er sich dringend Regen, wie Hartelt im Gespräch mit Sebastian Stollhof berichtet.

Herr Hartelt, ich hoffe, die Landwirte sind bei der Hitze in der vergangenen Woche nicht zu sehr ins Schwitzen gekommen?

Doch, sind wir , auch wenn die größeren Maschinen mittlerweile klimatisiert sind. Wie gehen die Landwirte mit dem heißen Wetter um, ist man beispielsweise länger auf Feldern unterwegs, weil es abends nicht mehr so heiß ist? Nein. Früher raus, das kommt schon mal vor, weil morgens die Frische da ist. Ansonsten sage ich immer „Ern is Ern“. Da wird keine Rücksicht genommen. Gerade bei der Wintergerste gilt: Je heißer, desto besser. Je heißer es ist, desto besser entgrannt der Mähdrescher. Wenn es kühler wird, wird es in der Regel auch feuchter, da drischt der Mähdrescher nicht mehr so gut. Grundsätzlich haben wir Landwirte aber einen gewissen Biorhythmus. Die Erntezeit ist eine sehr anstrengende Zeit. Man muss früh raus, geht später ins Bett. Dafür gibt es aber im Winter eine eher ruhigere Zeit. Ich beklage mich aber auch nicht. Ernte ist was Schönes. Manchmal ist sie frustrierend, ich aber fahre leidenschaftlich gerne Mähdrescher. Was macht den Landwirten denn derzeit am meisten zu schaffen? Das Dramatische ist derzeit, wie in dieser Hitze alles Grüne abstirbt und die Ernte regelrecht abbrennt. Ich war gerade in München. In Bayern sind die Felder zum Teil noch grün. Davon ist bei uns ja gar nichts mehr zu sehen. Das heißt, die Hitze und die Trockenheit schaden auch der Getreideernte? Mit dieser Hitze hat sich innerhalb einer Woche vieles schlagartig geändert. Gerade bei Getreide, was eigentlich spät abgeerntet wird, hatten wir die Hoffnung, dass ein bisschen Regen noch etwas hilft. Das ist mit der Hitze der vergangenen Woche brutal vernichtet worden. Gottseidank sind die Preise zumindest ein bisschen angezogen. Die besseren Preise werden allerdings die Schäden, die jetzt entstanden sind, nicht ausgleichen können. Von einem alten Landwirt habe ich die Tage aber einen guten Satz gehört: „Eine schlechte Ernte ist noch lange kein schlechtes Jahr.“ Umgekehrt gilt das natürlich auch: Eine gute Ernte muss noch lange kein gutes Jahr bedeuten. Wenn dann beispielsweise die Preise in den Keller gehen... Man hört aber auch, bei der geernteten Wintergerste sollen teilweise durchaus bessere Ergebnisse erzielt worden sein als befürchtet. Stimmt das? Ja, erste Druschergebnisse waren nicht so dramatisch wie befürchtet. Allerdings hatte auch diese sehr unter der Trockenheit gelitten und hatte sich auf den schlechteren Böden auch schlecht entwickelt. Könnte denn da eine Bewässerung der Felder Abhilfe schaffen? Das ist bei uns im Donnersbergkreis kein Thema. Aus den Gewässern darf hier kein Wasser entnommen werden. Das ist nicht erlaubt. Brunnen wären bei uns aber auch nicht wirtschaftlich zu betreiben. In der Vorderpfalz wurden zum Teil Hunderte von Kilometern an Leitungen verlegt und das Wasser aus dem Altrhein geholt, um Sonderkulturen zu beregnen. Im Donnersbergkreis ist eine wirtschaftliche Bewässerung von Getreidefeldern nicht möglich. Im heimischen Garten sieht das vielleicht noch anders aus. Könnte ein Wetterumschwung mit mehr Regen und kühleren Temperaturen noch helfen oder ist es zu spät? Mais, Zuckerrüben, aber auch die Wiesen bräuchten dringend Regen. Gerade die Wiesen, die wir als Futtermittel brauchen. Normalerweise hat man da zwei, drei Schnitte in günstigen Lagen. Im Allgäu sogar mal fünf. Der zweite Schnitt ist bei uns fast ganz ausgefallen. Für die Rindviehfütterung muss das Gras jung und frisch sein. Jetzt haben wir gerade Pferdeheu gemacht, das braucht nicht so viele Nährstoffe. Was die Getreideernte alleine betrachtet betrifft, muss ich sagen: Am besten wäre es im Donnersbergkreis jetzt noch zehn Tage trocken, dann wären die Felder geerntet. Das gilt aber nur für den Getreideanbau. Übrigens: Auch die Reben bräuchten dringend Regen! Wie gehen die Tiere mit dem heißen Wetter um? Die haben auch schwer zu kämpfen. Rinder verkraften Kälte wesentlich besser als Hitze. Denen macht trockene Kälte von minus 20 Grad beispielsweise gar nichts aus. Eine solche Hitze ist für das Milchvieh hart, das merken Sie sofort an der Milchleistung. Den Tieren geht es eben auch wie den Menschen. Auch die Schweine haben mit der Hitze zu kämpfen. Sie haben keinen großen Hunger und suchen nach Abkühlungsmöglichkeiten. Bei solch heißen Temperaturen wird ganz schnell von einem Klimawandel gesprochen. Heiß war es aber auch schon vor 100 Jahren. Dennoch: Stellen Sie eine Veränderung des Wetters fest, gerade was die Ernte betrifft? Das ist richtig, vor 100 Jahren war es auch schon heiß. An der Ernte merkt man das auch weniger. Ich denke, die Natur passt sich ein Stückweit an. Wenn aber bestimmte Pflanzen- oder Tierarten, beispielsweise die Tigerschnecke, immer nördlicher wandern, ist das schon ein Hinweis auf einen Klimawandel. Da verändert sich was. Wir haben auch nicht mehr die extrem lange Kälte. Es gibt mittlerweile Schädlinge bei uns, die ich zu Beginn meiner Ausbildungszeit nicht kannte. Das sind Zeichen für eine Veränderung. (Foto: Franck)

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