Donnersbergkreis „ Traillauf ist Ganzkörpersport“

91-72199224.jpg

268 Kilometer, verteilt auf acht Tagesetappen, sind sie gelaufen, sind rauf auf 3000 Meter hohe Bergpässe und wieder runter in Schluchten und Täler. Ende August, Anfang September waren der Otterbacher Markus Merk und seine Partnerin Sabine Kirf erfolgreich beim „Transalpine-Run“ auf der Strecke. Eine bemerkenswerte Leistung, die nicht alle Starter abrufen konnten.

Gut 14 Tage nach der Alpenüberquerung sind die beiden – der 53-jährige Markus Merk, ehemaliger Weltschiedsrichter und bekennender Ausdauersportler, und seine Lebenspartnerin Sabine Kirf, Jahrgang 1973 – noch voller Emotionen und Eindrücke. In der Alten Apotheke in Otterberg erzählen sie von acht Tagen, die mehr eingefordert haben als „nur“ Laufen. „Ein Trail ist viel mehr als Laufen. Das ist Ganzkörpersport“, bringt es Merk auf den Punkt. „Dafür muss man viel stabiler sein und mental gefestigt“, ergänzt Sabine Kirf. Allein die Zahlen verursachen Schwindel im Kopf und schwere Muskeln. Nur vom Zuhören! Der „Transalpine-Run“, das sind eben nicht nur 268 Kilometer verteilt auf acht Etappen durch vier Länder mit täglichen Zeitlimits und einem Rucksack auf dem Rücken mit rund vier Kilo Gewicht. Das sind genauso 16.310 Höhenmeter aufwärts und 14.532 Höhenmeter abwärts. Die „Downhills“, wie Merk sie nennt, also die Bergab-Strecken, haben es besonders in sich. Auf die Gelenke wirken da Kräfte bis zum Fünffachen des Körpergewichts. So muss im Gelände auch bergab schon mal auf zwei, drei Stundenkilometer runtergebremst werden, bei denen Körper – und Geist – gegen alles ankämpfen. Der innere Schweinehund, der alles hinterfragt, vor allem das Hier und Jetzt, wird bei jedem Schritt frecher. Jeder Tritt wird zur Herausforderung, vor allem an steinigen Passagen, die seitlich mit der Tiefe des Berges winken. Zwar starten täglich die insgesamt 342 teilnehmenden Zweierteams gemeinsam im Pulk – so sie noch nicht ausgeschieden sind –, aber schon nach gut einer Stunde kann es auf der Strecke ziemlich einsam werden. „Einsam in der Steinwüste, vor einem das Auf und Ab der Alpen, im Kopf das Wissen, es sind noch vielleicht 15 Kilometer bis zum Tagesziel, das ist höchstbelastend“, gibt Kirf Einblicke in die läuferische Gefühlswelt. Was sind schon 15 Kilometer auf der Straße? Da packt der Läufer die Nähmaschine aus und spult sich locker ins Ziel. Beim Trail zieht sich diese Entfernung gut und gerne über vier extrem anstrengende Stunden, die minuziöse Konzentration erfordern. Sagt Markus Merk mit der Erfahrung vieler Marathons und mittlerweile auch vieler hochanspruchsvoller Trailläufe. Den Alpentrail nennt er eine der spektakulärsten, intensivsten und emotionalsten Herausforderungen im Trailrunning. „Die Einsamkeit auf der Strecke zusammen mit den gewaltigen Einblicken in die Natur, das ist das Markante am Transalpinlauf“, ordnet Merk die Erfahrung ein. Einsam zu zweit, muss es heißen. Auch eine Besonderheit der Veranstaltung: Das Team muss die jeweiligen Zeitkontrollen im Minutentakt queren, sonst hat sich das Weiterlaufen erledigt. Und genau das ist vielen der 342 in Oberstdorf gestarteten Läuferpaaren passiert. Die Route zog sich über Lech nach St. Anton, nach Landeck weiter nach Samnaun, wo ein Bergsprint eingelegt wurde. Weiter ging es nach Scuol, nach St. Valentin und ins letzte Etappenziel nach Sulden. Von extremer Hitze bis zum Schneefall – alles war dabei. Angekommen sind am Ende allerdings nur 198 Teams. Darunter als 138. das Paar Merk/Kirf, die in der Mixed-Wertung auf Platz 22 stehen. Doch die Platzierung ist bedeutungslos. Das Ziel war „Ankommen“ und die Erkenntnis, es hat ganz viel Spaß gemacht. „Die acht Tage waren rum, und ich war fast ein wenig traurig, nicht mehr weiterlaufen zu dürfen“, so Sabine Kirf. Markus Merk blickt schon nach vorne. Ihn reizt der Ultratrail du Mont Blanc, der mit einer Streckenlänge von 168 Kilometern, 9000 Höhenmetern und einem Zeitlimit von 46 Stunden zu einem Bergmarathon der Extraklasse gehört. (thea)

x