Bad Dürkheim „Wie ist das schön!“

Dass sich Torsten Bechtel und Heinz-Werner Süss bei den Bürgermeisterwahlen durchsetzen, konnte man noch ahnen. Aber Jürgen Oberholz gleich im ersten Wahlgang gegen zwei Mitbewerber? In Weisenheim am Berg gibt’s die erwartete Stichwahl – und für Robert Blaul in Gönnheim ein böses Erwachen.


Freinsheim:Oberholz nicht aufzuhalten

„Mein Freinsheim, wie ist das schön“, schwärmte ein glücklicher Jürgen Oberholz gestern Abend. Denn der FWG-Amtsinhaber schaffte es, sich gegen gleich zwei Kandidaten direkt durchzusetzen. „Mich kennen jetzt eben mehr Leute“, meinte er verschmitzt. Denn vor fünf Jahren hatte er in der Stichwahl nur knapp mit einem Vorsprung von 53 Stimmen gegen Gottfried Nisslmüller (SPD) gewonnen. Er sei aber mit einem guten Gefühl in die Wahl gegangen, verriet Oberholz gestern Abend in der Turnhalle, wo er als Wahlvorstand tätig war. Dort fiel dem 44-jährigen Vater von drei Kindern auch seine Frau Romy in die Arme: „Ich hab’s gewusst, dass es keine Stichwahl mehr gibt“, meinte sie freudestrahlend. In dem mit Freinsheim-Fähnchen geschmückten Auto seines FWG-Kollegen Thomas Rückerl wollte er noch am Abend nach Weisenheim am Sand und Herxheim am Berg, um dort den neu gewählten FWG-Bürgermeistern Süss und Becker zu gratulieren. Anschließend schmiss Oberholz noch eine Party im Winzerhof Rehg. Zufrieden mit seinem Wahlergebnis war Manfred Dreier (SPD), der mit 26 Prozent hinter Oberholz rangiert. „Ich hätte mir zwar eine Stichwahl gewünscht, aber dass ich aus dem Stand heraus auf dieses Ergebnis komme, hätte ich nicht gedacht“, sagte der 57-Jährige, der erst seit zwei Jahren in Freinsheim lebt, jedoch auf eine langjährige Erfahrung als Bürgermeister von Birkenfeld blicken kann. Einen Posten als städtischer Beigeordneter hielt er gestern Abend für „vorstellbar“, denn die SPD könne mit Oberholz ein „gutes Team bilden“. Enttäuscht von ihrem Ergebnis (20,4 Prozent) war CDU-Kandidatin Barbara Reibold-Niederauer. „Vielleicht haben viele Freinsheimer nicht verstanden, warum ich gegen Oberholz antrete“, meinte die 54-Jährige, die fünf Jahre lang als Beigeordnete mit Oberholz die Stadtspitze bildete. „Womöglich ist Freinsheim auch noch nicht reif für eine Frau“, spekulierte sie. Es sei jedoch das Wahlkampfziel der CDU gewesen, ein bis zwei Sitze mehr zu gewinnen als 2009, „und das kann man nur erreichen, wenn man einen eigenen Kandidaten stellt“, sagte die Mutter dreier Kinder. Eine neuerliche Kandidatur bei der nächsten Wahl schloss sie gestern aus. Weisenheim am Sand: Süss wohl mit Dreierbündnis „Die Ortspolitik ist zwar Neuland für mich, aber ich habe genug Lebenserfahrung“, sagte gestern der frisch gekürte Ortsbürgermeister von Weisenheim am Sand, Heinz-Werner Süss. Mit Unterstützung von FDP und CDU war der 66-jährige Metzgermeister ins Rennen um das Bürgermeisteramt gegangen und holte knapp 63 Prozent aus dem Stand. Er löst damit Dieter Helt (CDU) als Ortsbürgermeister ab. Der erste wichtige Schritt sei bereits erfolgreich, jetzt setze er auf eine tatkräftige Zusammenarbeit im Ratsteam zum Wohle der Ortsgemeinde. „Ich muss mich ja nicht mehr profilieren“, so Süss gestern Abend. SPD-Kandidatin Susanne Fliescher, war zu einer Stellungnahme gestern nicht bereit. Weisenheim am Berg:Schleweis fehlt nicht vie Fast hätte es auch für Joachim Schleweis in Weisenheim am Berg auf Anhieb zur Bürgermeisterkette gereicht: Mit 461 sammelte der bisherige CDU-Beigeordnete die mit Abstand meisten Stimmen – knapp 45 Prozent, und dies bei vier Bewerbern. Gefeiert hätte er aber nur bei 50 Prozent plus, meinte er. An Pfingsten kommt es also nun zur Stichwahl gegen Brigitte Hauser (SPD). Schleweis hofft vor allem, dass die Wähler noch einmal zum Urnengang motiviert werden können – und dass er dann genügend Anhänger der geschlagenen Kandidaten auf seine Seite ziehen kann. So könne man die Arbeit im künftigen Gemeinderat dann gemeinsam auf mehreren Schultern tragen: Eine schwarz-blau-grüne Zusammenarbeit unter einem Bürgermeister Schleweis hält er durchaus für möglich. Eigentlich hatte er mit Lutz Müller von den „Bürgern für Weisenheim“ als Gegenkandidaten in der Stichwahl gerechnet. Der aber lag letztlich 18 Stimmen hinter Hauser. Die freute sich umso mehr über ihren Etappensieg, weil „meine beiden männlichen Kollegen geglaubt haben, die Stichwahl zwischen sich austragen zu können“. Nun sei alles wieder offen, die Karten würden neu gemischt. Zumindest auf die Stimmen der Grünen hofft sie in zwei Wochen zählen zu können Wachenheim: Nach dem Sekt ein Fußbad In der Stadt Wachenheim ist das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Amtsinhaber Torsten Bechtel (CDU) und seiner parteilosen Herausforderin Edith Mahler ausgeblieben. Bechtel kann zwei Drittel der Stimmen auf sich vereinigen und übertrifft damit das Stichwahl-Ergebnis von vor fünf Jahren, als er den langjährigen Bürgermeister Arnold Nagel überraschend um Längen schlug. „Ich sehe das als Auftrag, das Angefangene fortzusetzen“, sagte Bechtel gestern Abend in der Turnhalle der Kurpfalzschule. Bechtel freute sich darüber, dass der Wahlkampf mit Edith Mahler fair gewesen sei. Mahler war ihrerseits zufrieden mit 32,4 Prozent. Sie habe Wachenheim in den vergangene Wochen nochmal besser kennengelernt. „Ich denke, ich habe einige Wähler mobilisiert, die eventuell nicht zur Wahl gegangen wären“, sagte sie – bevor sie „ein Glas Sekt und anschließend ein Fußbad“ nehmen wollte. Es sei vorstellbar, dass sie in fünf Jahren nochmal antritt, meinte sie. „Wenn ich fit bin.“ Gönnheim: Meinhardt überrascht Überraschung in Gönnheim: Wolfram Meinhardt (FWG) heißt der Bürgermeister für die nächsten fünf Jahre. Amtsinhaber Robert Blaul (SPD) bekam 33 Stimmen weniger als sein Herausforderer. „Das war eine demokratische Entscheidung. Ich dachte, ich hätte in den letzten 17 Jahren eine erfolgreiche Politik im Ort gemacht. Anscheinend haben das einige Leute anders gesehen. Das Ergebnis hat mich überrascht“, meinte der abgewählte Blaul. Meinhardt war selber überrascht: „Das muss ich erst mal verdauen! Damit habe ich ehrlich nicht gerechnet, eher so mit 40:60 für Blaul.“ Mit seiner Kandidatur habe er den Gönnheimern lediglich die Möglichkeit einer Wahl lassen wollen. „Wie es aussieht, hat die Mehrheit davon Gebrauch gemacht...“ (led/dag/ktx/als/mkö)

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