Bad Dürkheim Traumtänzer in jeder Epoche zu Hause

Auf Dachböden findet sich viel Ramsch – und manch vergessene Kostbarkeit. Auf eine ganze Schatzkiste voller tänzerischer Leistungen stieß eine Träumerin am Wochenende in der Dürkheimer Salierhalle: Sie nahm das Publikum auf eine Reise durch die Zeit, bei der 180 Tanzschüler der Tanzfabrik Bad Dürkheim ihr Können in einer multimedialen Tanz-Gala präsentierten.

Bei der Inszenierung der Ballettchoreografie „Die Traumtänzer“ verirrt sich eine Träumerin (Marie-Luise Dick) auf einen Dachboden. Fasziniert öffnet sie eine Kiste, findet darin eine vergessene Puppe. Und schon beginnt die Traumreise: Die Puppen (getanzt von der Kindertanzgruppe) werden zum Leben erweckt, auch Zinnsoldaten marschieren herein (ebenfalls Kindertanzgruppe). Die Klamotten, die unbeachtet Jahre auf ihren Hängern verbrachten, werden von den Jazz Kids in Bewegung gebracht. Doch der größte Schatz, den die Träumerin findet, ist das „Große Buch des Tanzes“. Mit jeder Seite, die sie darin umblättert, wird ein eigenes Kapitel Tanzgeschichte aufgemacht – und von rund 20 Tanzgruppen der Tanzfabrik nachgetanzt. In einer stimmigen Show setzte Tanzfabrik-Leiterin Julia Schöllhorn die Geschichte des Tanzes szenisch um. Sie hatte die Idee zur Choreographie und setzte mit Hilfe ihrer Choreographie-Kollegen Bianca Magyar und Giovanni de Buono das Projekt in vielen, vielen Probenstunden um. „Wir haben von Anfängern bis hin zu Tänzern, die seit 13 Jahren bei uns tanzen, alles dabei“, sagt Schöllhorn. Die Geschichte beginnt mit dem mitreißenden Beat einer modernen Jazz-Formation, in der jugendliche Jazz-Tänzerinnen die archaische Welt des Steinzeittanz-Rituals darstellen. Mit Farb- und Lichteffekten wird die Atmosphäre verdichtet, und die Steinzeitgirls tanzen in einer dramatisch illuminierten Höhle. Im Zeitsprung geht es weiter: Ballettkinder marschieren ein, formieren sich zu mittelalterlichen Tänzen der Bauernkinder und heranwachsenden Burgfräulein. In Abgrenzung zum Volkstanz zeigen erwachsene Gräfinnen des Barocks gekonnt Beispiele des höfischen Tanzes. Körperbeherrschung, Umsetzung des Gelernten und Spaß am Tanzen stehen im Vordergrund. Auch kleine und große Giselles und kleine und große Schwäne zeigen ihr Repertoire auf unterschiedlichen Alters- und Entwicklungsstufen. Im Gesamtbild verschmelzen die Teilleistungen zu einem harmonischen Ganzen. Die Can-Can-Tänzerinnen leiten die Moderne ein und sorgen mit frivol gelüfteten Röcken und Akrobatikeinlagen für viel Applaus. Pioniere des Modern Dance führen den Weg in die Neuzeit weiter. Bei den Hip-Hoppern und Breakdancern mischten sich dann auch einige Jungs unter die Tänzerinnen und zeigten, dass Tanzen auf der Straße ein ausdrucksstarkes Mittel der Kommunikation ist. Ebenfalls ausdrucksstark und populär zeigten die Vertreter des „Modern Dances“ ihr Können. Diese Stilart illustriert, wie vielfältig und populär die Möglichkeiten des künstlerischen Tanzunterrichts auch abseits des Repertoires der klassischen Ballettschulen sind. Showtanz als Steptanz oder als Jazz-Formation ebenso wie die Auftritte der verschiedenen Hip-Hop-Gruppen begeisterten das Publikum in der Salierhalle, die mit rund 350 Zuschauern pro Veranstaltung gut gefüllt war. Das Ensemble Con Timpano mit Angelika und Walter Eckfelder spielte zu einigen der klassischen Tanzeinlagen live auf. Wo ein großes Orchester vonnöten war, sorgte eine hervorragend ausbalancierte Ton-Technik für die richtige Mischung. Farbenfrohe Kostüme waren liebevoll von der Maßschneiderei Minnebusch geschneidert worden. Professionelle Bühnentechnik sorgte für eine dreidimensionale Tiefe der Kulisse. Eingespielte Live-Nahaufnahmen und die dramatischen Kulissenbilder auf LED-Paneelen schufen ein einzigartiges Ambiente. „Wichtig war uns, dass die Tänzer im Vordergrund stehen und die Technik die Szene unterstützt“, erläutert Thilo Strack, Geschäftsführer von Rent Event Tec. Zu jedem Stück hatte sein Team eine dramaturgisch passende Bildauswahl getroffen, so dass das Bühnenbild häufig und vielfältig angepasst werden konnte. Langanhaltender Applaus belohnte Tänzer, Helfer und Choreografen, für eine Leistung, die sichtlich Spaß und Freude gemacht und gebracht hat.

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