Bad Dürkheim „Schiffe versenken“ mit Tumoren

Krebs soll im Uniklinikum künftig leichter zu behandeln sein.
Krebs soll im Uniklinikum künftig leichter zu behandeln sein.

Im Kampf gegen Krebs eröffnen sich am Mannheimer Universitätsklinikum neue Möglichkeiten. Ein besonderer Raum, in dem untersucht und operiert wird, ist das Herz der neuen Einheit. Nicht nur der längste Krankenhausflur Europas soll für die Patienten seinen Schrecken verlieren.

Treffer! Versenkt! Krebstumore zu orten und zu zerstören, soll an der Uniklinik viel leichter werden. Mit dem Spiel „Schiffe versenken“ vergleicht Frank Giordano die Diagnose und Behandlung der gefürchteten Krankheit. Er ist Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie. In einem hell erleuchteten Raum, der Untersuchungs- und Operationssaal zugleich ist, soll das möglich werden. Im Fachjargon heißt der Ort interventionelle Magnetresonanz-Hybrid-Suite, angeblich die erste in Deutschland. Die Ärzte sollen Prostatakrebs-Tumore und Metastasen anderer Krebskrankheiten viel genauer als vorher finden und behandeln können. Diagnose und Therapie von Krebs sollen in der Suite, die die Uniklinik gemeinsam mit Siemens Healthineers entwickelt hat, treffsicherer, schonender, schneller und effektiver werden. Mit einem Pfeil in der Mitte einer Dartscheibe macht Jost von Hardenberg, Oberarzt in der Urologie, die Treffsicherheit der neuen Einheit bei einem Symposium deutlich. Durch den längsten Krankenhausgang Europas führen Ulrike Attenberger und Stefan Schönberg interessierte Ärzte und Besucher. So weite Wege müssen die Patienten in der neuen Einheit nicht mehr zurücklegen. „Einen intubierten Patienten bewegen zu müssen, ist der Albtraum eines jeden Anästhesisten“, erklärt Attenberger, stellvertretende Direktorin des Instituts für Klinische Radiologie und Nuklearmedizin. Wie der Flügel eines Flugzeugs, besonders stabil und dabei leicht, ist die Platte konstruiert, auf der die Ärzte die Patienten künftig von einem Apparat zum anderen transportieren können, ohne dass sie diese umbetten müssen. „So etwas gibt es nur hier“, meint Attenberger. Das schmale Teil lässt Röntgen- und Magnetresonanzen durch. Die Kosten für die Platte kann keiner nennen. Der Preis der Tür dagegen, die sich zwischen Röntgen-und OP-Einheit und der Röhre des Magnet-Resonanz-Geräts befindet und keine Strahlen durchlassen soll, liegt bei 80.000 Euro. 3,6 Millionen Euro hat der Raum gekostet, finanziert von Klinik und Stadt. CT, Abkürzung für Computertomographie, MRT und Biopsie, also Probenentnahme, seien in der neuen Suite vereint. Mit neuesten Erkenntnissen aus Physik, Radiochemie, Robotik und Medizin geht es fächerübergreifend in den Kampf gegen Krebs. Seeds, auf Deutsch Samen, wollen Strahlentherapeuten, Urologen und Anästhesisten gemeinsam als Erstes in einer Studie kranken Männern in die Prostata einsetzen. Radioaktive Strahlen können so die Tumore von innen vernichten. Im MRT vermessen die Ärzte die Tumore exakt, im benachbarten Eingriffsraum pflanzen sie mithilfe des Röntgengeräts die Samen genau in die Mitte des bösartigen Geschwürs. Ob sie richtig sitzen, kann man im MRT noch einmal kontrollieren. In Zukunft wollen die Ärzte Lebertumore mit Hitze zerstören oder in der Gebärmutter von Frauen mit Myomen die Arterien, die zu den Geschwulsten führen, verstopfen.

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