Bad Dürkheim Hitler-Glocke: Kritik an Ratsentscheidung

«Herxheim am Berg/Mainz.» Die inzwischen für rechtswidrig erklärte Entscheidung des Herxheimer Gemeinderates, die sogenannte Hitler-Glocke weiterhin im Turm der protestantischen Kirche zu belassen und womöglich auch wieder zu läuten, sorgt weiter für Diskussionen. Gestern meldete sich die Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Rheinland-Pfalz (LAG) zu Wort.

Dieter Burgard

, Vorsitzender des Sprecherrates der LAG Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit und gleichzeitig Bürgerbeauftragter des Landes Rheinland-Pfalz, stellt sich in einer gestern veröffentlichten Resolution eindeutig hinter die Kritik des Zentralrates der Juden in Deutschland. Wortgleich heißt es bei der LAG: „Die Entscheidung des Gemeinderats von Herxheim macht fassungslos. Sie zeugt von einer tiefen Respektlosigkeit vor allen Opfern des Nationalsozialismus. Wie eine Kirchenglocke, die einem der größten Menschheitsverbrecher gewidmet ist, mit Christentum vereinbar sein soll, ist ein Rätsel“. Gleichzeitig stellt sich der Sprecherrat hinter das Angebot der Evangelischen Kirche der Pfalz für die Kosten in Höhe von rund 50.000 Euro aufzukommen, um die „Hitler-Glocke“ abzunehmen und eine neue Glocke einzusetzen. Eine im Inneren oder an der Außenfassade angebrachte Gedenktafel reiche nicht aus, die Problematik hinreichend zu erklären. Auch wenn einzelne Bürger von Herxheim beim Hören des Geläuts der Opfer gedenken würden, werde die Großzahl der Hörer in der Regel nicht diese Assoziationen empfinden, so Burgard. Erinnerungs-, Gedenk- und Mahnarbeit sei auch ohne Glockengeläut möglich und notwendig. Das Hängen- und Läutenlassen sei keine Erinnerungskultur, sondern das Aussitzen eines Problems, das den rechten Populisten Nahrung gebe. Es sei zu befürchten, dass Herxheim zum vermehrten Ziel dieser Menschenverächter werde.

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