Bad Dürkheim Galerie Alte Turnhalle: Die vielen Facetten der Offenheit

Evi Roos, Wolfgang Sautermeister, Mathis Walter vor der Gemeinschaftsarbeit „Körper“.
Evi Roos, Wolfgang Sautermeister, Mathis Walter vor der Gemeinschaftsarbeit »Körper«.

„Ins Offene“ heißt eine Ausstellung in der Galerie Alte Turnhalle, die das weite Feld der Zeichnung abbildet. und dabei die Positionen von 50 Künstlern mit und ohne Beeinträchtigung aus Deutschland und Europa vereint. Sie öffnet am Samstag.

Hölderlins Aufforderung „Komm ins Offene, Freund!“ aus dem Gedicht „Der Gang aufs Land“ (1801) stand Pate für die von Künstler Wolfgang Sautermeister kuratierte Schau in der Galerie Alte Turnhalle in Bad Dürkheim. Der Aufforderungscharakter der Gedichtzeile habe ihn dazu inspiriert, das Thema Offenheit in verschiedenen Dimensionen anzugehen.

Als eigenständige Ausdrucksform habe die Zeichnung in der Kunstwelt enorm an Popularität gewonnen und sich von ihrer Hilfsfunktion eines skizzenhaft Vorläufigen weitgehend emanzipiert, sagt Sautermeister. Gemeinsam mit seinem Assistenten Mathis Walter und Evi Roos, Mitarbeiterin seiner Dürkheimer Workshops, hat er die Positionen von 50 Künstlern aus Deutschland und dem europäischen Ausland wie Pascal Golle aus Tirol zu einer spannenden Präsentation vereint.

Raumgreifend und bewegt

In Nachfolge der Ausstellung „Bleistiftgebiete“ (2022) werden bei der inklusiven Schau ausschließlich Zeichnungen gezeigt. Zu sehen sind vielfältige Arbeiten mit Kohle, Filzstift, Kreide, Kugelschreiber. Blätter in Farbe übersetzen den Gestus der Linie in ein anderes Format. Eine Fadenarbeit überträgt das Medium Linie ins Dreidimensionale. Auf Seide gemalte Linien verweisen auf die textile Komponente grafischen Ausdrucks. Eine Videoanimation setzt das Medium Zeichnung in Bewegtbilder um. Es gibt Arbeiten, die „noch offen“ sind, im Entwurf, nicht zu Ende gedacht, andere, wie der „Frosch“ des Dürkheimers Fritz Eicher, bestechen durch Monumentalität und Detailschärfe.

Neben Arbeiten von namhaften Künstlern der Region wie dem Ludwigshafener Helmut Van Der Buchholz und der Hochschulprofessorin Tina Stolt (Landau) sind etwa Werke von Rebekka Brunke und Werner Degreif zu sehen. Die Schau vertrete einen offenen Kunstbegriff, bilde Werke verschiedener Professionalitätsgrade ab und reiche vom akademischen Profikünstler bis zu Mitgliedern eines europaweit großen Netzes offener Ateliers und Malwerkstätten für Menschen mit Beeinträchtigungen. In Vorbereitung der Ausstellung haben sich die Teilnehmer der Dürkheimer Malwerkstatt mit dem Thema Körper auseinandergesetzt und ein Gemeinschaftswerk erarbeitet, das ebenfalls Teil der Schau ist.

Kunst steht im Vordergrund

Die Vielfalt des Gezeigten appelliere, betont Sautermeister, nicht zuletzt an die Offenheit des Betrachters, denn sie stelle Wahrnehmungs-Kategorien infrage. Im Vordergrund stehe die Kunst. Informationen über die Urheber der einzelnen Werke werden erst bei näherer Auseinandersetzung mit dem Gesehenen, sozusagen „im Kleingedruckten“ ersichtlich.

Neben dem Galerieraum werden weitere Orte bespielt: Im Außenbereich vor der Alten Turnhalle sind Porträts von Gerlinde Oswald zu sehen, die sich collagenhaft mit dem Thema Familie und der eigenen Herkunft auseinandersetzen. Auf Holzplanken hat Werner Lukas im Blumenhaus Luttenberger, Salinenstraße 52, Köpfe und Figuren in Reihe gezeichnet.

Die Ausstellung wird am Samstag, 25, Mai, 19 Uhr, offiziell eröffnet. Einführende Worte spricht Kurator Wolfgang Sautermeister (Übersetzung in Deutsche Gebärdensprache). Um 20 Uhr gibt es eine Führung zu den Ausstellungsorten. Auf begleitende Performances, wie in den Vorjahren üblich, werde die Ausstellung in diesem Jahr verzichten. Stattdessen setzen die Macher ganz auf Künstlergespräche: Führungen mit Wolfgang Sautermeister gibt es an den Dienstagen 4. und 25. Juni um 18 Uhr sowie Sonntag, 9. Juni, um 16 Uhr statt. Eine abschließende Führung mit Wolfgang Sautermeister und Mathis Walter ist am letzten Ausstellungstag, 30. Juni, 16 Uhr vorgesehen.

Termin

Die Ausstellung „Ins Offene“ mit Zeichnungen von Künstlern mit und ohne Beeinträchtigung aus Deutschland und Europa ist von 25. Mai bis 30. Juni in der Galerie Alte Turnhalle, Dr.-Kaufmann-Straße 4, zu sehen. Eintritt frei, geöffnet sonntags von 14 bis 18 Uhr und nach Absprache.
Info: www.lebenshilfe-duew.de, wennallesanders.com.

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