Bad Dürkheim Führer zur Wiege der Demokratie

Kunstfreunde kennen seit vielen Jahren die kleinen, gehefteten Kunstführer des Regensburger Verlags „Schnell & Steiner“, die im ganzen deutschsprachigen Raum in Kirchen, Schlössern und Museen zu finden sind. In dieser illustren Reihe ist nun auch ein Büchlein zum Hambacher Fest von 1832 erschienen.

Das Heft ist eine Gemeinschaftsarbeit. Verfasser sind der Frankenthaler SPD-Politiker und ehemalige Landtagsabgeordnete Dieter Schiffmann, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung, und der frühere Neustadter Kulturdezernent Lutz Frisch, der dabei die umfangreichen Recherchen für sein 2012 veröffentlichtes Buch „Deutschlands Wiedergeburt – Neustadts Bürger und das Hambacher Schloss“ einbringen konnte. Wie alle Schnell- und Steiner-Kunstführer ist auch dieser im handlichen Postkartenformat gehalten und bietet, reich bebildert, eine kompakte Einführung ins Thema. Ungewöhnlich ist aber, dass er nicht an ein kulturhistorisch bedeutsames Monument andockt, sondern an ein Ereignis, die größte demokratische Massenversammlung der deutschen Vormärz-Zeit. Der in jüngster Zeit in der Geschichtswissenschaft sehr populäre Begriff vom „historischen Narrativ“ darf hier ganz wörtlich genommen werden: Das Büchlein „erzählt“ in auf das Wesentliche konzentrierter Form die Geschichte des Hambacher Fests – von den historischen, politischen und sozialen Voraussetzungen über das Ereignis und dessen konkrete Folgen bis hin zur Rezeption bis heute. Als Erinnerungsort der deutschen Demokratie kommt dabei ganz zum Schluss auch das Schloss in seiner heutigen Form in den Blick. Im Zentrum des Führers steht allerdings nicht ein Gebäude, sondern eine Idee: die Frage, was die Teilnehmer des Fests damals eigentlich antrieb. Dies in didaktisch ansprechender Art auf den Punkt zu bringen, ist die große Leistung dieses kleinen Buchs. (hpö)

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