Bad Dürkheim Dem Druck nicht gewachsen

Nach Japan entführt Milina Michiko Flasar die Leser ihres Romans „Ich nannte ihn Krawatte“. Über dieses 2012 mit dem österreichischen Literaturpreis „Alpha“ ausgezeichnete Buch diskutiert der Literaturgesprächskreis der Stadtbücherei Bad Dürkheim am kommenden Dienstag unter Leitung von Dorothee Heitkamp-Gieseler.

Auf einer Parkbank in Tokio treffen zwei Männer aufeinander, die unterschiedlicher kaum sein könnten: ein Herr mit Anzug und Krawatte, der seine Arbeit verloren hat, und ein jugendlicher Aussteiger. Der „Salaryman“, wie in Japan gut gedresste Büroangestellte genannt werden, und der „Hikikomori“, der Jugendliche, der aus Angst vor dem Leistungsdruck das elterliche Haus lange nicht verließ, kommen ins Gespräch und gewähren einander zunehmend Einblick in ihre Lebenssituation. Beide sind Verweigerer, die dem auf ihnen lastenden Druck nicht gewachsen sind. Nach langen Gesprächen freunden sie sich an, und allmählich erwächst aus Angst Vertrauen und Nähe. Eine eindrücklich erzählte Geschichte, die nicht nur in Japan, sondern überall in der Welt spielen könnte, wo Menschen in der modernen Leistungsgesellschaft keinen Platz finden. Milena Michiko Flasar, 1980 in St Pölten geboren, ist die Tochter einer japanischen Mutter und eines österreichischen Vaters. Sie studierte Komparatistik, Germanistik und Romanistik in Wien und Berlin. 2008 erschien „Ich bin“ und 2010 „Okaasan. Meine unbekannte Mutter“. Flasar lebt als freie Schriftstellerin in Wien.

x