Kluczbork/Bad Dürkheim Dürkheims polnische Partnerstadt hilft Ukraine – Dürkheimer können mithelfen

Seit Dienstagmorgen weht die ukrainische Flagge als Zeichen der Solidarität am Rathaus.
Seit Dienstagmorgen weht die ukrainische Flagge als Zeichen der Solidarität am Rathaus.

Seit Donnerstag hat sich das Leben in Dürkheims polnischer Partnerstadt Kluczbork verändert. Der russische Angriff auf die Ukraine hat alte Ängste geweckt, aber auch etwas noch stärkeres. Mit aller Kraft hilft die Kleinstadt ihren Nachbarn – und hofft auf Dürkheimer Unterstützung.

„Die Solidarität ist Wahnsinn“, schildert Grzegorz Błazewski die aktuelle Situation in der Dürkheimer Partnerstadt Kluczbork. „Fast alle haben sich engagiert“, erzählt er. Ob Bäckerei oder Versicherung. Jeder tue in der polnischen Kleinstadt alles, um den Flüchtlingen aus der Ukraine und den Menschen in der Partnerstadt Bereschany zu helfen.

Dabei geht es den Polen derzeit selbst nicht besonders gut. „Das Schlimmste war der Donnerstag, als der Krieg ausbrach, da konnte man überhaupt nicht mehr arbeiten, das war so ein großer Schock“, sagt Błazewski, der in der Kluczborker Verwaltung Abteilungsleiter für Wirtschaftsförderung und außerdem für Partnerstädte zuständig ist. Den Angriff auf die Ukraine hätten die Menschen im bei Oppeln gelegenen Kluczbork zwar erwartet, aber nicht, dass er so stark sein und sich auf das ganze Land ausbreiten würde. „Wir haben auch Angst gehabt, dass sich 1939 wiederholt, als Polen allein gelassen wurde, Angst, dass die Ukraine auch im Stich gelassen wird.“ Hoffnungen machen Polen nun die Sanktionen des Westens. Die Drohungen mit den Nuklearwaffen wiederum mehren die Sorgen.

Engagement gegen Angst

Gegen die Angst haben die Kluczborker aber ein Mittel gefunden. „Die Leute haben sich engagiert, dadurch denken sie nicht so an die Gefahr. Sonst kann man verrückt werden, und das wollen wir nicht“, sagt Błazewski.

Eine „wahnsinnige Sammelaktion“ koordiniert zurzeit Dariusz Morawiec, Zweiter Beigeordneter in der Stadtverwaltung Kluczbork. Bürger, Vereine und Firmen tragen derzeit zusammen, was sie entbehren können, um der ukrainischen Partnerstadt Berezhany zu helfen. Die Stadt in der Westukraine wird nicht angegriffen. Dennoch sind die Menschen auf Hilfsgüter angewiesen. Dort sind viele Flüchtlinge aus dem heftig umkämpften Charkiw untergebracht. Wie viele dort sind, kann keiner sagen. „Wir haben keine offiziellen Zahlen“, sagt der Beigeordnete.

Der Kluczborker Bürgermeister habe gleich am 24. Februar einen Brief an den Bürgermeister von Berezhany geschrieben. „Wir sind mit Ihnen, wir denken an Sie“, sei die Botschaft gewesen. Der ukrainische Bürgermeister habe dann berichtet, was Bürger, Flüchtlinge, Stadtverwaltung und Armee gerade brauchen, beispielsweise Schlafsäcke, Kettensägen, Nachtsichtgeräte, Mobiltelefone, Stromgeneratoren und Wassertanks.

Am Dienstag ist der erste Bus mit Hilfsgütern an die ukrainische Grenze aufgebrochen, berichtet der Beigeordnete. Weitere sollen folgen. Die Polen müssen die Hilfsgüter in mehreren Ladungen in die Ukraine schicken. Denn der Austausch erfolgt in einer Art Zwischenzone an der Grenze. Die Polen laden ab, die Ukrainer laden auf. Weil in der Ukraine kein größeres Fahrzeug zur Verfügung steht, können die Polen immer nur so viel liefern, wie im Nachbarland transportiert werden kann. Frauen kommen als Busfahrerinnen in die Grenzzone, weil aus der Ukraine derzeit kein Mann ausreisen darf.

Auch in Kluczbork selbst kommen seit Samstag Flüchtlinge an. Stand Dienstag halten sich dort etwa 100 offizielle Geflüchtete auf. Wie viele Menschen zusätzlich noch privat untergebracht sind und sich nicht bei der Verwaltung gemeldet haben, kann der Beigeordnete nicht sagen. Überwiegend kommen Alte, Kinder und Frauen.

Die Auswirkungen des Ausreiseverbots für Männer hat Błazewski in der eigenen Familie erlebt. Verwandte mit kanadisch-ukrainischer Staatsbürgerschaft durften das Land nicht verlassen und müssen sich binnen 90 Tagen bei der Armee melden. Sie waren nur wenige Minuten nach Beginn dieser Regelung an die Grenze gekommen.

Hilfe aus Bad Dürkheim

Die Polen haben auch ihre deutsche Partnerstadt um Hilfe gebeten, die sie zum letzten Mal vor der Pandemie im Jahr 2019 besuchen konnten. Die Dürkheimer Verwaltung hat bereits ihre Unterstützung zugesagt und ein Spendenkonto eingerichtet.

„Uns ist es ein besonderes Anliegen sicherzustellen, dass die gesammelten Spenden auch zielgerichtet ankommen und helfen“, so Bürgermeister Christoph Glogger (SPD). Mit dem Geld sollen die nötigen Hilfsmittel für die Ukraine gekauft und nach Polen gebracht werden. Gerade Hygieneprodukte und Stromgeneratoren seien in Polen nicht mehr zu bekommen, sagt Błazewski. Die Polen übernehmen dann den Transport in die Ukraine.

Es stimme ihn optimistisch, dass sich so viele Menschen engagieren, sagt Błazewski. Das Land leide derzeit gerade unter den Folgen der Corona-Pandemie und unter Inflation. „Trotzdem wissen wir, in der Ukraine ist es noch schlimmer“, sagt er mit Blick auf Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen. Weitere Hilfe aus Deutschland ist willkommen. Schon jetzt dankt er für „Spenden und warme Herzen“. In Polen gebe es ein Sprichwort, sagt Błazewski: „Echte Freunde erkennt man in der Not.“

Spendenkonto

  • Spendenkonto der Stadt Bad Dürkheim: IBAN: DE41 5465 1240 0005 9992 22; Stichwort: Spende Ukraine
  • Spendenkonto der Stadt Kluczbork: Kontonummer: PL 56 1240 4142 1111 0011 1188 6460, Stichwort: Eine Spende für Flüchtlinge; Kontoinhaber: Gemeinde Kluczbork; SWIFT/BIC-Code Bank Pekao: PKOPPLPW (für internationale Überweisungen)
Ein Transporter voller Hilfsgüter: Die Kluczborker fahren die nötigen Dinge an die ukrainische Grenze. Aus logistischen Gründen
Ein Transporter voller Hilfsgüter: Die Kluczborker fahren die nötigen Dinge an die ukrainische Grenze. Aus logistischen Gründen können sie die Waren nicht alle auf einmal transportieren.
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