Bad Dürkheim Chako im Liebeswahn

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Ortstermin: Gut möglich, in dieser Woche beim Spaziergang durch Bad Dürkheim in Dreharbeiten hineinzuplatzen. Der SWR dreht hier noch bis Sonntag für die Endzeit-Serie „Pälzisch im Abgang“. Im Zentrum steht Familie Fröhlich, die sich im Angesicht eines drohenden Weltuntergangs auf humorvolle Art auf die wesentlichen Dinge im Leben besinnt.

Der Mann mit dem großen Puschelmikrofon an der „Angel“ hat einen schweren Job. Nicht nur, dass er das Ding unablässig in die Höhe halten muss. Jetzt darf er beim Laufen auch keine Geräusche mehr machen. Die stören den Tonmann. Der Kiesweg neben dem Michaelskapellchen ist für Fernsehaufnahmen einfach ungünstig. Jetzt muss der Mann mit rotem Bart über eine Holzbank balancieren. Seit gestern dreht das SWR-Team für die Endzeitserie in Bad Dürkheim. Statt apokalyptischer Bilder um schreiende Menschen und einstürzende Bauten konzentriert sich die Geschichte auf die Zeit vor der drohenden Katastrophe. Und da haben die Pfälzer durchaus ihre eigene Art, mit ihrem Schicksal umzugehen. Casino-Besitzer Klaus zum Beispiel hat eine klare Vorstellung davon, wie er die letzten Tage auf Erden gestalten will. Er will die Frau seines Herzens zurückerobern – und wenn es das „Letschde“ ist, was er tun werde. Im Angesicht eines todbringenden Kometen keine ganz leere Drohung. In der Einstellung vor der Kapelle erklärt er Opa Alfred (Theo Pfeifer) gerade, dass er von der schönen Winzerin Katharina nicht ablassen wird, auch wenn die gerade einen anderen Mann im Sinn hat. Auf dem Wurstmarktplatz sitzt – bisher untätig – die Dame seines Herzens: Winzerin Katharina Fröhlich. Im echten Leben heißt sie Yasmina Djaballah und heute hatte sie noch nichts zu tun, außer zu warten. Später geht’s mit Ex-Liebhaber Chako noch auf Spritztour mit der Vespa. Erstmal sitzt sie aber mit ihrer Fernsehfamilie im provisorischen Lager der Filmcrew neben der Toilettenanlage. Mit den anderen Schauspielern und der Crew ist Djaballah seit Sonntag im Mercure-Hotel untergekommen. Neu ist die Kurstadt für die gebürtige Frankenthalerin nicht. „Mein Uropa war ein leidenschaftlicher Casinogänger“, erzählt sie über frühere Besuche in Bad Dürkheim. Die Verbundenheit zur Pfalz zahlt sich in dieser Rolle aus. Denn fast in allen Szenen wird Pfälzisch gesprochen. Die Sprachkompetenz haben sie und Filmsohn, Schauspieler Cedric Cavatore, im beruflichen Leben bisher aber eher selten gebraucht. Der gebürtige Ludwigshafener Cavatore ist heute auch nicht zum ersten Mal in Dürkheim. Den „Worschtmarkt“ kennt er gut. Gar nicht so einfach sei es, sprachkompetente Schauspieler zu bekommen, berichtet SWR-Redakteurin Margret Schepers. So mancher Schauspieler gebe an, den Dialekt zu beherrschen, spreche dann aber eher etwas, was wie hessisch klingt. In jedem Falle sprachsicher ist Drehbuchautor Markus B. Altmeyer. Der ist in Ellerstadt aufgewachsen, hat in Bad Dürkheim Abitur gemacht und die Serie speziell für die Kurstadt geschrieben. Gestern ist er mit am Set, eine wichtige Rolle hatte er beim Casting, wo er auf die korrekte Aussprache aufgepasst hatte. Gestern begegnet er auch Schauspielerin Anja Kleinhans wieder. Die Freinsheimer „Theader“-Leiterin hat in der Serie die Rolle der „Langbeinigen Ljudmila“ eingenommen. Eine Rolle, in der sie im russischen Akzent und Pfälzer Dialekt spielen darf. Mit dem, was der SWR aus seinem Stoff gemacht hat, ist Altmeyer zufrieden. Ein bisschen Filmmaterial hat er schon sehen dürfen. Schließlich ist die Serie zum Gutteil im Kasten: Die Innenaufnahmen im Raum Stuttgart haben 25 Tage gedauert und sind bereits abgeschlossen. Die letzte Drehwoche ist nun für Dürkheim reserviert. Neben Casino, Kurpark und Kapelle kommt auch der Limburg eine ganz besondere Bedeutung zu: Hier feiern die Dürkheimer die finale Party vorm Kometenaufprall. Ausgerechnet beim Weingutdreh weicht die Crew allerdings auf Edesheim aus. Übrigens: Wenn die Welt untergeht, hört der Pfälzer die „Anonyme Giddarischde“. Die haben in der letzten Folge einen Gastauftritt. Die „Helden meiner Jugend“, sagt Autor Altmeyer über die Band. In einer Sache hüllt er sich aber noch in Schweigen. Ob die Welt dann wirklich zu den Klängen von Pfalzlied und Co. untergeht, oder es für Dürkheim und den Rest der Welt noch eine Chance gibt, das ist „offen“. Info „Pälzisch im Abgang“ läuft ab dem 27. Oktober um 22.30 Uhr im SWR-Fernsehen. Die sechs Folgen dauern jeweils 30 Minuten.

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