Bad Dürkheim Bewegte und bewegende Töne

„In Bewegung“ gerieten am Samstagabend in der Burgkirche nicht nur die Musiker, sondern auch die Töne: Mike Rausch ließ sie als abstraktes Ballett über die Leinwand tanzen. Das Kammerorchester Bad Dürkheim, das Gesangsensemble Tetix, der Spielkreis für Alte Musik Saltus und Solisten führten zusammen ein Gesamtkunstwerk auf, das das Publikum restlos begeisterte.

„Tänze aus aller Welt“ versprach die Programmankündigung, „aus allen Zeiten“ war dazu die konsequente Ergänzung. Mit einer taktgebenden Trommel und der charakteristischen Renaissance-Blockflötenfamilie spielte das Ensemble Saltus die Einleitung zur Pavane „Belle qui tiens ma vie“ von Toinot Arbeau, zu der die Gesangsgruppe Tetix den französischen Text intonierte. Das Orchester folgte auf dem Weg zur Bühne exakt dem Rhythmus dieses spanisch-italienischen Schreittanzes von 1589 und führte die Melodie fort. Dem Pfälzer Sinn für Bewegung entsprach auch das französische Trinklied, das 1530 zum Trinken und zum Tanzen animieren sollte und eine typische Festmusik war, um für eine gute Stimmung zu sorgen. Das gelang auch beim nächsten Stück der „Opera nova de Balli“ von Francesco Bendusi mit vierstimmigen Tänzen. Die Melodie wurde von Saltus und die sanfte Gitarrenbegleitung von Walter Eckfelder getragen, im Wechsel mit dem Orchester entstand ein beeindruckendes Renaissance-Klangbild. Es wurde durch den Vortrag der jungen Sopranistin Michelle-Marie Nicklis mit dem Lied „Tanzen und Springen“ von Hans Leo Haßler abgerundet. Danach wurde es dunkel im Saal, um die Aufmerksamkeit ganz auf die Projektionswand und die Licht-Choreografie von Mike Rausch zu lenken. Er gab den französischen Tanzmeisterweisen aus dem 18. Jahrhundert, den Auszügen aus der Suite Landaise von Peter Worm und den Tänzen aus Siebenbürgen von Béla Bartók einen ganz eigenen Charakter, indem er die musikalischen Strukturen durch seine digitalen Zeichnungen sichtbar machte. Die kaleidoskopartigen Darstellungen simulierte Rausch taktgenau per Software auf seinem Computer. Das Publikum schaute fasziniert auf die zur Musik in- und auseinander fließenden Formen und Linien in zurückhaltenden Farben. In Erstaunen versetzte das Publikum die Vielfalt der Blockflöten des Ensembles Saltus. Gleich zu Beginn erregte Klaus Schindlbeck mit einer rund zwei Meter langen Subbassflöte Aufsehen, die über eine klangewaltige Tiefe verfügt. Saltus widmet sich speziell der Alten Musik, wo die ganze Instrumentenfamilie der Blockflöten durch alle Tonlagen hindurch eingesetzt wird. Bei „Jongleurs“ des zeitgenössischen neuseeländischen Komponisten John Rimmer kam auch ein Monochord zum Einsatz, für das Klaus Schindlbeck eine indische Tambura-Stimmung gewählt. Es hat mehrere Saiten, die über einen rechteckigen Resonanzkörper gespannt sind. Durch bewegliche Stege können die Saiten unterteilt werden, so dass auf demselben Instrument verschiedene Töne spielbar werden. „Viel Arbeit und eine lange Generalprobe“ steckte laut Orchesterleiterin Gabriele Weiß-Wehmeyer in diesem Programm, das nach der Pause mit weiteren Finessen aufwartete. Durch eine Bläser-Formation, am Klavier ergänzt von Laura Brixius, ergab sich eine neue Klangfarbe. Wie ein Ballhausorchester spielte das Ensemble Ragtime, Tango und die Dance Suite des ungarischen Komponisten Matys Seiber zu den tanzenden Bildern von Mike Rausch. Marike Senft sang stilecht gekleidet den „Tango Beatrice“, ganz in rotes Licht getaucht und von Klaus Schindlbeck am Akkordeon begleitet, ehe zum Schluss das Damentrio Annette Weigert, Anna Auclair und Dorothee Heitkamp-Gieseler das Publikum mit dem amerikanischen Titel „Ain“t She Sweet“ in der parodistischen deutschen Version von Arthur Rebner noch einmal zu Beifallsstürmen hinriss. (dox)

x