Bad Dürkheim Keller voller Pfälzer Eiche

Stolz auf das neue Holz: Walter Brahner, Geschäftsführer der Vier Jahreszeiten, Vorstandsvorsitzender Kurt Freund und „Fassdokto
Stolz auf das neue Holz: Walter Brahner, Geschäftsführer der Vier Jahreszeiten, Vorstandsvorsitzender Kurt Freund und »Fassdoktor« Michael Gies (von links).

Genossenschaft Vier Jahreszeiten schaffen 39 neue Holzfässer an – Ins größte passen 9000 Liter

Die Vier Jahreszeiten haben ihren Holzfasskeller neu aufgebaut: Dafür hat die Dürkheimer Winzergenossenschaft 39 neue, große Holzfässer beim Dürkheimer Fassbauer Michael Gies in Auftrag gegeben und 400.000 Euro investiert. Das größte Holzfass hat eine Kapazität von 9000 Litern – und wurde wie die anderen auch komplett aus Pfälzer Eiche gefertigt. Mit den neuen Fässern, die ein Fassungsvermögen von 2500 bis eben 9000 Liter haben, werden mehrere Generationen von Kellermeistern arbeiten, sagt Geschäftsführer Walter Brahner. „In unserer 118-jährigen Geschichte ist das schon eine Epoche. Wir haben Fakten geschaffen für die nächsten Generationen“, ergänzt er mit Blick auf die lange Lebensdauer der neuen Gebinde, die bis zu 100 Jahre in Gebrauch sein könnten. Die alten Fässer seien einfach in die Jahre gekommen, und sie schrittweise zu ersetzen sei nicht sinnvoll gewesen. „Das hätte Stückwerk gegeben“, erklärt Brahner. Dafür, dass alles aus einem Guss ist, steht der Dürkheimer „Fassdoktor“ Michael Gies. Allein in das 9000-Liter-Fass hat sein Betrieb 90 Stunden Arbeit gesteckt. Das Holz für die Fässer stammt ausnahmslos aus der Gegend rund um Johanniskreuz. Eiche aus dem Pfälzerwald, Fassbauer aus Bad Dürkheim – der Neuaufbau des Holzfasskellers war nicht zufällig ein rein regionales Projekt. „Wir sind Pfälzer und haben alles hier. Der Verbraucher möchte ja auch die Regionalität“, erläutert Brahner. Das Holz wurde in einer Schreinerei in Kaiserslautern-Mölschbach zugeschnitten und ist dann im Lager in Biedesheim im Donnersbergkreis lange an der Luft getrocknet. „Es ist wichtig, dass das Holz langsam trocknet und dass die Gerbstoffe ausgewaschen werden, denn die machen das Holz hart und grün“, erklärt Fassbauer Michael Gies. „Und das wollen Sie natürlich nicht im Wein haben“, sagt Kurt Freund, Vorstandsvorsitzender der Vier Jahreszeiten, mit einem Lächeln. Für ihn sei ein derart großer Auftrag schon etwas Besonderes gewesen, sagt Küfer Gies. Alle Fässer haben ein Bodentoasting über Eichenfeuer. Dies gibt den Weinen in den ersten drei oder vier Jahren eine besondere Aromakomponente, die an Vanille, Zimt, Schokolade oder Kaffee erinnern kann. Vor allem schmecken Weine, die im Holzfass ausgebaut wurden oder gereift sind, aber anders als solche aus Edelstahltanks, weil ein geringer, aber regelmäßiger Sauerstoffaustausch stattfindet, die sogenannte Mikrooxidation. Hintergrund: Der Wein enthält viele Bestandteile, die auf Sauerstoff reagieren – vor allem Gerbstoffe. Die Mikrooxidation führt im Idealfall zu einem harmonischeren Wein, der ein breiteres Spektrum an Aromen entwickelt. „Das Holzfass ist das klassische Medium für besonders gute Weine, vor allem für Rotweine“, erklärt Brahner. Außer roten Sorten wie Spätburgunder oder Merlot liegen bei den Vier Jahreszeiten auch Weißweine wie Grau- oder Weißburgunder im Holz, der Spitzen-Weißburgunder sogar in den kleinen Barriquefässern. „Auch Riesling ins Holz zu legen, ist für uns kein Tabu, das werden wir ausprobieren“, sagt Brahner. Allerdings spreche eine solche Stilistik nur eine „ausgesuchte Klientel“ an, weiß der Geschäftsführer. Trotz aller Technisierung im Weinkeller und den großen Mengen, die seine Genossenschaft füllt, ist es Brahner wichtig, den Kunden zu zeigen, dass „wir Handwerker sind“. Auch das unterstreicht der neue Holzfasskeller. 2018 erwarten sich die Verantwortlichen bei den Vier Jahreszeiten einen sehr guten Jahrgang – trotz der Hitze und der Trockenheit. Vor allem für die Rotweine seien die Bedingungen ideal gewesen. Ähnlich wie 2003. Damals seien die Holzfass-Kapazitäten an ihre Grenzen gekommen, erinnert sich Brahner. Das sollte mit den neuen Fässern 2018 nicht passieren.

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