Rheinland-Pfalz Der Gesang der Terror-Krieger

Christoph Günther leitet die Mainzer Forschergruppe.
Christoph Günther leitet die Mainzer Forschergruppe.

«Mainz.» Ihre Online-Videos dienen der Nachwuchswerbung und vermitteln politische Botschaften, aber manchmal sollen sie auch einfach nur unterhalten: Islamisten nutzen das Internet auf vielfältige Weise. Wie genau sie das tun, wollen Forscher seit gestern bei einer Tagung in Mainz ergründen. Am ersten Tag ging es zum Beispiel um die Bedeutung des Gesangs.

Damit ihre Online-Botschaften beachtet werden, setzen Islamisten intensiv auf muslimische Praktiken und Traditionen, berichtet der Islamwissenschaftler Christoph Günther. Er leitet an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität eine Forschergruppe, die sich mit der Internet-Kommunikation extremistischer Gruppen wie der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) beschäftigt (wir berichteten). Seit gestern widmet sich in Mainz auch eine internationale Wissenschaftlerkonferenz mit dem Phänomen. Mit ihren Gästen wollen die Forscher der Gutenberg-Universität analysieren, wie die Kommunikation der Islamisten rund um Videos, Audios und Bilder im Internet verflochten ist. Am Beginn der Tagung ging es unter anderem darum, welchen Stellenwert Gesang in den Botschaften hat. An diesem Freitag soll es um Entwicklungen in der Propaganda gehen. Gruppen und Bewegungen wie der IS drücken nach Angaben der Forscher in ihrer Medienarbeit einen Machtanspruch aus, der sich auch durch bekannte Codes und Symbole, Darstellungsmuster und Medienformate zeigt. Sie würden von unterschiedlichen Menschen aber keinesfalls passiv aufgenommen, sondern seien selbst ein Gegenstand von Aneignungsprozessen. Sympathisanten, Kritiker, Künstler, muslimische Laien und Geistliche knüpften aktiv an diese kommunikativen Angebote an, griffen selbst Teile auf oder setzten eigene Interpretationen entgegen.

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