LEO-KULTURTIPP Festspiele Ludwigshafen

Auf der „bezauberten Insel“: Szene aus „Der Sturm“ in der Regie von Tilman Gersch.
Auf der »bezauberten Insel«: Szene aus »Der Sturm« in der Regie von Tilman Gersch.

„Auch wenn die Ereignisse rund um die Corona-Pandemie aktuell die Kulturszene in Aufruhr versetzen, blicken wir voller Optimismus in die Zukunft“, beschwichtigten die Ludwigshafener Bürgermeisterinnen Jutta Steinruck und Cornelia Reifenberg noch im Mai im Vorwort zum Jahresprogramm des Theaters im Pfalzbau. Mittlerweile dürfte dieser Optimismus dann doch etwas gelitten haben, denn auch die ambitionierten „Festspiele Ludwigshafen“ müssen, obschon mit Vorbedacht geplant, seuchenbedingt etliche Federn lassen. So ist etwa die Werkschau der Schaubühne Berlin, die ursprünglich auch Inszenierungen von Herbert Fritsch („Amphitryon“) und Thomas Ostermeier („Die Ehe der Maria Braun“) verhieß, auf zwei Gastspiele zusammengeschrumpft. Und die „Matthäus-Passion 2727“ der israelischen Kamea Dance Company entfällt auf Grund der Pandemie ebenso wie das Performancestück „Outside“ des in seiner Heimat bekanntlich arg drangsalierten russischen Theatermachers Kirill Serebrennikov.

„Sturm“ und „Ratten“ als Eigenproduktionen

Aber konzentrieren wir uns doch lieber auf das, was nach aktuellem Stand zu sehen sein wird. Nämlich zum Beispiel zwei Eigenproduktionen der Pfalzbau-Bühnen. Zum einen, zur Eröffnung am 3. und 4.10., einen Shakespeare-„Sturm“, in dem zwei Schauspieler und eine Schauspielerin sämtliche Figuren auf Prosperos Zauberinsel mimen, zum anderen Gerhart Hauptmanns „Ratten“ als Bürgerprojekt mit Menschen aus Ludwigshafen und Umgebung, die in das 1911 uraufgeführte Stück ihre eigenen Geschichten einfließen lassen (24., 25., 27., 28.10.); Regie führt jeweils Intendant Tilman Gersch.

Brandneue Inszenierungen aus Berlin

Interessantes Überbleibsel der Schaubühnen-Werkschau ist „Fräulein Julie“ in einer Inszenierung von Katie Mitchell, die Strindbergs psychologisches Kammerspiel mit Hilfe einer Live-Kamera aus der voyeuristischen Perspektive der Köchin Kristin erzählt (13./14.11.). Und als Ersatz für Serebrennikovs Performancetheater über den chinesischen Fotokünstler und Dichter Ren Hang wird am 27. und 28.11. Anne Lenks Neuinszenierung von Schillers „Maria Stuart“ gezeigt, die am 30. Oktober am Deutschen Theater Berlin Premiere hat – brandaktueller ästhetischer Input aus der Hauptstadt also.

Klassiker von Pina Bausch zum Abschluss

Die Tanzsparte der Festspiele, die in diesem Jahr vom international gefragten Choreographen Marco Goecke kuratiert wurde, findet, von der „Matthäus-Passion“ aus Israel abgesehen, so statt, wie sie im Jahresprogramm angekündigt ist. Höhepunkte sind dabei Jean-Christophe Maillots kühl-elegante Neuinterpretation des klassischen Automaten-Balletts „Coppelia“ (8./9.10.), Luciano Padovanis sinnlich-melancholische Hommage „Piazzolla Tango/En tus Ojos“ (22.11.) sowie die Wiederaufführung von Pina Bauschs Tanztheater-Klassiker „Palermo Palermo“ aus dem Jahre 1989 (10., 11. und 12.12.). Goeckes eigener und eigenwilliger Stil, der von um den Körper flatternden Händen und Armen geprägt wird, ist unter anderem in seiner neuen Kreation „Lieben Sie Gershwin?“ (14.10.) zu erleben. Vier Konzerte vervollständigen die Festspiele, die sich trotz der erwähnten Konzessionen an die Pandemie definitiv sehen lassen können.

INFO

Festspiele Ludwigshafen: Sa 3.10. bis Sa 12.12., Theater im Pfalzbau, Karten: 0621 5042558, pfalzbau.theaterkasse@ludwigshafen.de
Expressive Körpersprache: Tänzer in Marco Goeckes Hommage an Gershwin.
Expressive Körpersprache: Tänzer in Marco Goeckes Hommage an Gershwin.
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