Neustadt Zum fünften Mal lockt der „Neustadter Orgelsommer“ ins mediterrane Zentrum der Pfalz

Die Neustadter Stiftskirche, in welcher der Orgelsommer stattfinden wird.
Die Neustadter Stiftskirche, in welcher der Orgelsommer stattfinden wird.

Die Pfalz ist mit Sicherheit nicht die Region, die einem als erstes einfällt, wenn es um spektakuläre musikalische Ereignisse in Starbesetzung geht. Dennoch: Im lieblich sonnendurchfluteten Weinland haben sich einige kleine, feine Festivals etabliert, die den Vergleich mit den Metropolen keineswegs zu scheuen brauchen. Und gar noch Felder beackern, die andernorts als scheinbar unwegsam erst gar nicht bewirtschaftet werden.

Orgelkonzerte zum Beispiel. Mit deren scheinbar unattraktivem Image hat Simon Reichert, Bezirkskantor an der Stiftskirche Neustadt und aktueller Kulturpreisträger der Stadt, in den letzten Jahren gründlich aufgeräumt und mit seinem „Neustadter Orgelsommer“ – in zweijährigem Wechsel mit den Alte-Musik-Tagen „Neustadter Herbst“ – ein Festival geschaffen, das längst weit über die Region hinausstrahlt und junge Spitzeninterpreten aus ganz Europa wie magisch „ansaugt“.

19 Konzerte geplant

Am 15. Juni startet die fünfte Auflage: Mit 19 Konzerte und einem frisch aufgestellten Regiekonzept geht es bis zum 1. September unter dem Kultursommer-Motto „Sterne des Südens“ „orgelfaktorisch“ spektral, spannungsreich und mit allerlei ungewöhnlichen Ingredienzien zur Sache. Gast-Organistinnen und -Organisten der ersten Garde aus den Ländern Portugal (zum Beispiel Rui Fernando Soares), Spanien (Andrés Céa Galán) und Italien (Nicoló Sari, Venedig) reisen an, dazu Gäste aus Österreich und der Schweiz.

Die sehr besondere, dem Arp-Schnitger-Klang nacheifernde (neue) Barockorgel von Bernhard Edskens in der Neustadter Stiftskirche wird erklingen, flankiert von weiteren instrumentalen Kostbarkeiten: zwei historischen Cembali italienischer Bauart beziehungsweise nach Dulcken sowie einer kostbaren italienischen Truhenorgel aus Holz, die der Nordpfälzer Orgelbauer Andreas Schiegnitz zur Verfügung stellt.

Auch Konzerte mit Wein-Lounge

Aber auch bei gelegentlichen Ortswechseln im Kirchenbezirk erklingen instrumentale Kostbarkeiten, so in der Neustadter Martin-Luther-Kirche mit ihrer eben aufgefrischten Steinmeyer-Orgel, der Lambrechter Klosterkirche und ihrer historischen Geib-Orgel. In der Johanniskirche in Maikammer wird die Steinmeyer-Orgel von 1914, gerade von allem neobarocken Ballast befreit, ihre Wirkung beim Eröffnungskonzert entfalten. Es ist dem großen Jubilar Anton Bruckner zum 200. Geburtstag in diesem Jahr gewidmet und wird gestaltet vom Kammerchor „Figure Humaine“ Stuttgart und dem Posaunen-Quartett Henning Wiegräbe unter Leitung von Denis Rougier.

Vier Kompaktwochenenden mit jeweils drei Konzerten prominenter Orgelinterpreten, darunter immer auch eines mit Wein-Lounge, wird es geben, zwischendurch dürfen sich Jungsolisten verschiedener Hochschulen in der Martin-Lutherkirche vorstellen. Im Zentrum wird Andreas Weckmann, der einst die italienische Musiksprache im barocken Hamburg etablierte, mit Vokal- und Instrumentalmusik und den fantastischen Solisten James Hall (Altus), Kieran White (Tenor) und Wolf-Matthias Friedrich (Bass) sowie dem Instrumentalensemble um Cosimo Stawiarski gewürdigt. Beim Abschlusskonzert musiziert der Counter Franz Vitzthum mit dem Ensemble 1800 auf historischem Instrumentarium und Friedrich Burkhardt am Pult Solo-Kantaten von Johann Sebastian Bach.

Info

Programm und Karten finden sich im Netz unter neustadter-orgelsommer.de.

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