Kultur Inhalt der Oper: Liebe und andere Ideen

Natürlich kannte Charles Gounod Goethes „Faust“-Dramen, in der Übersetzung von Gérard de Nerval. Und er kannte wohl auch die 1828 veröffentlichten Faust-Illustrationen von Eugène Delacroix, die Goethe selbst noch sehr schätzte. Grundlage seiner am 19. März 1859 im Pariser Théâtre Lyrique uraufgeführten Oper allerdings war eine „Faust“-Bearbeitung als Boulevardstück durch Michel Carré: „Faust et Marguerite“ von 1851. In der daraus zusammen mit Jules Barbier (mit dem Carré auch das Libretto zu Offenbachs „Hoffmans Erzählungen“ schrieb) geht es um die Liebesgeschichte, um die unglückliche Marguerite, also um das Gretchen, das verführt, verurteilt – und bei Gounod auch gerettet wird. Gounods „Faust“ ist kein Gelehrtentragödie, sondern eine Oper des 19. Jahrhunderts Die Rezeptionsgeschichte im deutschsprachigen Raum wurde daher lange geprägt von dem Vorwurf, Gounod hätte aus der „Faust“-Tragödie eine sentimentale Liebesgeschichte gemacht.

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