Wissen Ephesos: Über 1400 Jahre alter Stadtteil entdeckt

Die christlichen Pilgerampullen waren nur wenige Zentimeter groß und konnten um den Hals getragen werden. Sie enthielten geheili
Die christlichen Pilgerampullen waren nur wenige Zentimeter groß und konnten um den Hals getragen werden. Sie enthielten geheiligte Substanzen wie heiligen Staub von den Pilgerstätten.

Bei Ausgrabungen in Ephesos gelang ein Sensationsfund: Archäologen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften konnten ein frühbyzantinisches Geschäfts- und Lokalviertel freilegen.

Mit dem Tempel der Artemis beherbergte Ephesos eines der Sieben Weltwunder. Da sich durch Erdverschiebungen und klimatische Veränderungen die Küstenlinie im Laufe der Zeit verschob, befinden sich die Reste der antiken Küstenstadt heute mehrere Kilometer landeinwärts, circa 70 Kilometer südlich von Izmir an der türkischen Westküste.

Bei den Ausgrabungen in Ephesos 2022 haben Archäologen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ein hervorragend erhaltenes frühbyzantinisches Geschäfts- und Lokalviertel entdeckt. Das Areal wurde im Jahr 614/615 n. Chr. offenbar plötzlich zerstört. Der gesamte Hausrat in den Räumen wurde von einer mächtigen Brandschicht versiegelt und dadurch für die Nachwelt erhalten, was heute einzigartige Momentaufnahmen der damaligen Lebenswelt ermöglicht, ähnlich wie in Pompeji.

Wie kam es zur Zerstörung in Ephesos?

Der neu entdeckte Stadtteil liegt am Domitiansplatz, einer prominenten Platzanlage direkt anschließend an das politische Zentrum der römischen Stadt. Bislang wurde auf einer Fläche von rund 170 Quadratmetern eine kleinteilige Verbauung freigelegt. Bei den ausgegrabenen Räumen handelt es sich um eine Garküche, einen Lagerraum, eine Taberne, ein Geschäft für Lampen und christliche Pilgerandenken sowie eine Werkstatt mit angeschlossenem Verkaufsraum.

Unter den Brandschichten wurden unter anderem vollständig erhaltene Schüsseln mit Resten von Meeresfrüchten oder Amphoren gefüllt mit eingesalzenen Makrelen gefunden. Hinzu kommen vier zusammengehörige Goldmünzen (Solidi), mehrere Geschäftskassen mit über 700 Kupfermünzen und 600 kleine Pilgerfläschchen, die christlichen Wallfahrern hier verkauft wurden.

„Der archäologische Befund zeigt uns eine massive Brandzerstörung, die plötzlich, dramatisch und folgenschwer gewesen sein muss“, erklärt Sabine Ladstätter, Direktorin des Österreichischen Archäologischen Instituts der ÖAW. Seit 2009 leitet sie die Ausgrabungen in Ephesos. „Den genauen Tag der Zerstörung wird man nicht mehr feststellen können, aber die Auswertung der vorgefundenen Früchte wird zumindest die Jahreszeit klären.“ War es ein Erdbeben? Darauf gebe es keinerlei Hinweise. Weder seien Mauern verschoben, noch Böden aufgewölbt. Es seien auch keine menschlichen Überreste geborgen worden.

Es fanden sich aber etliche Pfeil- sowie Lanzenspitzen, die einen Hinweis auf eine kriegerische Auseinandersetzung liefern. Dazu passt, dass Münzfunde in der rund 100 Kilometer von Ephesos entfernten türkischen Stadt Sardis Zerstörungen in derselben Zeit belegen. Diese wurden bereits früher mit Einfällen der persischen Sasaniden ins westliche Kleinasien in Verbindung gebracht. In der Forschung ist das umstritten.

Im Lagerraum lagen die Gegenstände übereinander, sodass Regalwände rekonstruiert werden können. Andere Gefäße waren in großen Sc
Im Lagerraum lagen die Gegenstände übereinander, sodass Regalwände rekonstruiert werden können. Andere Gefäße waren in großen Schüsseln gelagert, wie zahlreiche kleine Krüge.
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