Bad Dürkheim Rekordbesuch beim Dürkheimer Wurstmarkt bleibt wegen großer Hitze aus

Die insgeheime Hoffnung auf einen Jubiläumsrekord ist bereits in der Hitze zerschmolzen. „Da ist nichts mehr drin“, meinte Marktmeister Roland Poh gestern in einer Zwischenbilanz zum 600. Wurstmarkt, „da hätten wir am Vormarkt noch etwas drauflegen müssen.“ Immerhin: Glatt 300.000 Besucher trotzten nach Schätzungen der Stadt an den ersten fünf Festtagen den hochsommerlichen Temperaturen.

Insgesamt bezeichnet Poh den Vormarkt daher als „sehr zufriedenstellend“. Der Besuch entspricht genau dem Level des vergangenen Jahres. Am Ende kamen damals 630.000. Seine „Einzelkritik“: Der Freitag (60.000 Besucher) war einen Tick stärker als im vergangenen Jahr, wobei sich aber die Erwartungen, durch den Jubiläumsfestzug einen Publikumsschub zum Auftakt zu erreichen, nicht erfüllten. „Die Leute waren nach zweieinhalb Stunden schlichtweg platt“, so Pohs Analyse – wer noch auf den Platz ging, verließ ihn entsprechend früh. Samstag (100.000) und Sonntag (70.000) sah Poh auf Vorjahresniveau – wobei etwa Heike Gerstenhöfer das Geschäft im Weindorfzelt Darting am Samstag als „best ever“ bezeichnet. Der Montag war in den Augen des Marktmeisters „sehr ordentlich“, während jedoch am Dienstag „tagsüber doch ziemlich was gefehlt“ habe (jeweils 35.000). War die Hitze mit fünf Festtagen an der 30-Grad-Marke einem gesteigerten Weinabsatz eher abträglich? Sollte man meinen, war aber eher nicht so. „Unser Verbrauch war so wie letztes Jahr, und das war gut“, sagte Walter Brahner gestern „aus dem Bauch heraus“. Der Geschäftsführer der Vier Jahreszeiten Winzer mit allein 18 Ausschankstellen orientierte sich wie die meisten Kollegen zunächst am Leergut, echte Zwischenbilanz macht die Genossenschaft nicht. Natürlich verschiebe sich der Absatz in Richtung Schorle, von Wein- wie auch tagsüber von Traubensaft. „Was an Wasser läuft, ist abartig“, bestätigt Christian Keller, Zäppler am Stand 28. Er schätzte den Mehrverbrauch an Mineralwasser gefühlt auf 25 Prozent. Dies deckt sich mit der Einschätzung von Stefan Anselmann, dem Inhaber von Getränke-Dehn, der etwa zwei Dutzend Ausschänke beliefert. Noch ohne konkrete Zahlen sprach er von „guten 20 bis 25 Prozent mehr“, was er an Wasser herangekarrt hat. Nach Pohs Hochrechnung fehlen gegenüber dem Vorjahr rund 10.000 Schoppen Wein. Es spreche aber für den Wurstmarkt, dass sich auch eine solch außergewöhnliche Witterung nicht grundlegend negativ auswirke. Er wisse von Schaustellern, dass unter ähnlichen Bedingungen auf anderen Jahrmärkten ihre Umsätze um 20 bis 50 Prozent einbrächen. Weil sich oft dann auch abends nichts mehr tue. Auf dem Wurstmarkt jedoch kompensieren volle Abende zum Teil die Ausfälle tagsüber. Jetzt hofft der Marktmeister, dass die Witterung nicht von einem Extrem ins andere verfällt und sich die angekündigten Schauer ab heute nicht zum Dauerregen auswachsen. Beim Roten Kreuz schlägt sich die Witterung erwartungsgemäß auch nieder. „Wir haben natürlich mehr Fälle von Kreislaufschwächen“, sagte die DRK-Ortsvorsitzende Astrid Schaupp gestern. Wobei dies tatsächlich primär auf die Hitze denn auf Alkohol zurückzuführen sei. „Da verhalten sich die Menschen zumindest tagsüber doch vernünftig.“ Dennoch hatten die 50 Helfer/innen des Roten Kreuzes, die in der Spitze am Samstagabend mit 40 Köpfen zugleich in Bereitschaft sind, bis Sonntagabend etwa die Fallzahlen vom letztjährigen Vormarkt schon erreicht, so Schaupp. DRK-Bereitschaftsleiter Marc Sasak hatte später noch keine konkreten Zahlen parat, bestätigte aber einen Anstieg bei den Einsätzen von 20 bis 25 Prozent, der hauptsächlich auf die Hitze zurückzuführen sei. Ansonsten läuft der Wurstmarkt ausgezeichnet, sagt Poh. Die Schausteller seien zufrieden (was wir mangels Erreichbarkeit gestern am ersten Ruhetag bei deren Frühschoppen am Freitag vertiefen wollen), der Aussichtsturm laufe sehr gut, das Riesenrad verzeichne keinerlei Abstriche. Geklärt hat sich mittlerweile eine „Baustelle“ der Marktleitung. Nachdem die angekündigte Kinderachterbahn „Tom, der Tiger“ kurzfristig hatte passen müssen, sollte sie an Vor- und Nachmarkt durch zwei verschiedene Alternativen ersetzt werden. Jetzt bleibt der Kinder-Autoscooter, der sie zwischen Mühle und Skyliner ersetzt, auch zur zweiten Halbzeit stehen. Die Polizei erlebt bisher einmal mehr einen ruhigen Wurstmarkt. Die Anzahl der Straftaten, die während des Vormarkts angezeigt wurden, bewege sich auf Vorjahresniveau, hieß es gestern seitens der Polizeidirektion, und sei „wahrlich nicht besorgniserregend“. Den Löwenanteil der Delikte nahmen demnach alkoholbedingte Körperverletzungen und Diebstähle ein. |psp

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