Donnersbergkreis Aus der Flut für Zukunft lernen

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An den 20. September des vergangenen Jahres haben viele Menschen in und um das Moscheltal keine guten Erinnerungen. Ein Unwetter sorgte für Verwüstungen und schlimme Schäden. Auch ein Jahr danach sind längst nicht alle Schäden beseitigt. Trotz dieser Katastrophe hatten die Menschen nicht den Kopf in den Sand gesteckt, sondern nach vorne geschaut. Die große Solidarität, sie wirkt bis heute nach.

Wenn der Rockenhausener Verbandsbürgermeister Michael Cullmann über die Unwetterkatastrophe vom 20. September 2014 im und um das Moscheltal spricht, betont er erst einmal das Positive. Allen voran, dass es keine Verletzte oder gar Tote während und nach den sintflutartigen Regenfällen gab. Dann ist da die Welle der Hilfsbereitschaft, die unmittelbar nach jenem verhängnisvollen Samstag über die Nordpfalz hinweggeschwappt ist, gepaart mit einem enormen Zusammenhalt in den betroffenen Gemeinden selbst, aber auch über die Orts- und Talgrenzen hinaus. Das alles gipfelnd im großartigen Engagement der Donnersberger Initiative für Menschen in Not, die mit Unterstützung der Organisatoren unzähliger Benefizveranstaltungen und Spendenaktionen mehr als eine Million Euro für die Flutopfer nicht nur im Moschel-, sondern auch im Appeltal gesammelt hat. Hier waren im Juli 2014 ebenfalls mehrere Gemeinden von einem schweren Unwetter heimgesucht worden. Drittens nennt der VG-Chef eine mancherorts (leicht) gestiegene Bereitschaft, sich in der Feuerwehr – die wie viele weitere Rettungskräfte und Freiwillige in den Tagen nach der Flut schier Unglaubliches geleistet haben – zu engagieren. Auch Arno Mohr, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Alsenz-Obermoschel, hat trotz der schlimmen Erlebnisse viele positive Eindrücke mit aus den betroffenen Ortschaften genommen. „Die Menschen haben den Kopf nicht in den Sand gesteckt. Da ist teilweise eine Aufbruchstimmung entstanden.“ Man habe aber auch versucht zu lernen. Beispielsweise, was die Feuerwehr betrifft. Vor wenigen Wochen gab es in Obermoschel eine Großübung. „Da haben wir versucht, die Mängel von damals abzustellen“, sagt Mohr. Und man hat investiert in Schlammpumpen, die damals fehlten. Beseitigt sind längst nicht alle Schäden. Brücken müssen noch saniert werden, auch am Bürgerhaus in Schiersfeld stehen noch Arbeiten an. „Die Akutmaßnahmen sind schnell umgesetzt worden, die Aufräumarbeiten gut gelaufen“, sagt Mohr. An den Gewässern wurden ebenfalls Arbeiten vorgenommen. Spannend ist sowohl für Mohr als auch für Cullmann, was aus dem unter finanzieller Förderung des Landes gestarteten Pilotprojekt wird: Ab Januar hat es in den betroffenen Ortsgemeinden erst Ortsbegehungen, später dann Einwohnerversammlungen – in der VG Rockenhausen steht lediglich Dörnbach noch aus – gegeben. Lösungsvorschläge sind viele gemacht worden. Diese reichen vom Abreißen einer wasserstauenden Mauer über das Pflanzen von Gebüsch – das bei Hochwasser wie eine Art Rechen wirken und beispielsweise mitgeschwemmtes Holz zurückhalten soll – über das Vergrößern von Durchlässen bis hin zum kompletten Umlegen eines Gewässers. Was tatsächlich realisiert werden kann, wird auch von den Kosten abhängen, wissen Mohr und Cullmann. Die Frage für Cullmann ist zudem, was sich vielleicht auch in den vor einem Jahr nicht vom Hochwasser betroffenen Gemeinden umsetzen lässt: „Nicht bei allen Bürgern ist es ins Bewusstsein gedrungen, dass sich ein solches Unwetter das nächste Mal auch bei ihnen ereignen könnte.“ Auch Mohr betont: „Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Wasser wieder kommt.“ Deswegen sei es wichtig zu schauen, was man vorbeugend tun kann. Denn auch wenn die Katastrophe morgen ein Jahr her ist – abgehakt ist sie noch lange nicht. (kra/ssl)

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