Kaiserslautern Der Computer hilft beim Spritsparen

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Wissenschaftler an der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern arbeiten an einem Fahrerassistenzsystem, mit dessen Hilfe sich der Kraftstoffbedarf von Fahrzeugen deutlich reduzieren lassen soll. Die Fahrsimulation ist eines der Projekte, die die TU vom 22. bis 29. September auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) Nutzfahrzeuge in Hannover vorstellt.

Johannes Schwank gibt Gas. Zumindest so lange, bis ein großer roter Balken auf dem Bildschirm vor ihm aufleuchtet: „Slow down“. Sofort nimmt Schwank von der Arbeitsgemeinschaft Computer Graphics und HCI den Fuß vom Gas – der Balken verschwindet. Schwank fährt nun verbrauchsarm – sobald sich das ändert, leuchtet wieder ein Balken vor ihm auf. Grün für Gasgeben, Rot für langsamer fahren. Die Fahrsimulation ist Ergebnis des interdisziplinären Projekts „Verbrauchsorientierte Fahrerassistenzsysteme für Onroad- und Offroad-Nutzfahrzeuge“, das vom Land Rheinland-Pfalz gefördert wird und am Zentrum für Nutzfahrzeugtechnologie (ZNT) der TU angesiedelt ist. Acht Personen aus drei Fachbereichen der TU arbeiten daran seit 2014, sagt Daniel Görges, Juniorprofessor für Elektromobilität. Das Ziel: den Fahrer unterstützen, kraftstoffgünstig zu fahren. Dazu haben die Forscher ein Assistenzsystem entwickelt, das dem Fahrer Hinweise gibt, welches Tempo – gemessen an geplanter Wegstrecke und Verkehrssituation – am wenigsten Kraftstoff verbraucht. Zurzeit seien die Zielgruppe Lastwagen, das System sei allerdings auch für Autos nutzbar, schildert Görges. „Die Idee ist zukunftsfähig“, ist er überzeugt. So gebe es zwar sowohl bei Autos als auch Lkws Anzeigen zum Kraftstoffverbrauch, diese seien jedoch sehr einfach gehalten und schwer zu interpretieren. Getestet wird die Software am Fahrsimulator. Die Grafik dazu stamme aus einem Videospiel, schildert Schwank. Das sorge für eine detaillierte Umgebung, in der sich realitätstreuer fahren lasse, zählt er die Vorteile auf. Die Software für das Assistenzsystem stammt hingegen von den Kaiserslauterer Wissenschaftlern. Aus unterschiedlichen Daten wie dem Höhenprofil und den Geschwindigkeitsbeschränkungen auf der Strecke berechnet die Simulation die optimale Geschwindigkeit. Zurzeit werde getestet, wie und wo diese Information dem Fahrer am besten visuell präsentiert werden kann. Am rechten Rand des Sichtfelds, in der linken oberen Ecke, mit Balken, Pfeilen, Tachos oder einer Skala – die Wissenschaftler testen verschiedene Visualisierungskonzepte. Die Herausforderungen dabei sind, dass die Hinweise intuitiv zu verstehen sein müssen und gleichzeitig möglichst wenig ablenken dürfen, wie Görges schildert. 16 Probanden zwischen 19 und 28 Jahren haben sich dazu bereits an den Simulator gesetzt. Das Überraschende: Die Balkendarstellung, die auf den ersten Blick am deutlichsten erkennbar ist, funktioniert am schlechtesten, fasst Görges eines der Testergebnisse zusammen. Halte sich der Fahrer an die Vorschläge des Assistenzsystems, seien Kraftstoff-Einsparungen zwischen 15 und 30 Prozent möglich, überschlägt Görges. Das Assistenzsystem lasse sich problemlos und kostenneutral nachträglich installieren. Vorstellbar sei beispielsweise, es auf ein Handy oder einen Tablet-Computer zu installieren und das Gerät im Auto zu befestigen. Denkbar sei auch, Fahrer mit Hilfe des Assistenzsystems im kraftstoffarmen Fahrverhalten zu schulen. Doch auch ein aktives Gaspedal wäre möglich, das über Gegendruck dem Fahrer vermittelt, wann er langsamer und wann schneller fahren soll. Hier würden allerdings höhere Kosten anfallen. Im Offroad-Bereich könnte das System ebenfalls nützlich sein – dies sei allerdings noch Zukunftsmusik, sagt Görges. Doch eine Simulation, wie das Assistenzsystem dem Baggerführer die optimale Position der Baggerschaufel anzeigt, hat der Junior-Professor bereits auf seinem Rechner. |jtt

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