Eisenberg Was wirkt gegen die Angst vorm Zahnarzt?

Angst vorm Zahnarzt? Damit werden Andreas Koob (links) und Jens Drogosch immer wieder konfrontiert.
Angst vorm Zahnarzt? Damit werden Andreas Koob (links) und Jens Drogosch immer wieder konfrontiert.

Im Dezember sind Zahnarztpraxen oft besonders voll. Denn viele Menschen haben mal wieder bis zur letzten Minute gewartet, einen Kontrolltermin auszumachen. Der Grund: Angst vorm Zahnarzt. Um die zu nehmen, haben Zahnärzte unterschiedliche Strategien.

Der letzte Stempel ist auf das Jahr 2022 datiert. Und so liegt das Bonusheft da nun vorwurfsvoll und wartet darauf, dass sich sein Besitzer endlich dazu aufrafft, einen Termin beim Zahnarzt auszumachen. Denn nur wer es lückenlos führt, kann schließlich mit dem maximalen Zuschuss der Krankenkasse zu seinen Behandlungskosten rechnen. Und so ist das Bonusheft Jahr für Jahr der große Motivator, der selbst den Angstpatienten vor Ablauf der Jahresfrist dann eben doch noch einmal zum Zahnarzt treibt.

Klar: Die wenigsten Menschen gehen völlig entspannt zum Zahnarzt oder zur Zahnärztin. 60 bis 80 Prozent der Bevölkerung verspüren laut Zahlen der AOK vor dem Zahnarztbesuch ein Angstgefühl. Bei manchen ist die Angst gar so groß, dass sie den Zahnarztbesuch aufschieben oder sogar komplett vermeiden. Das sei bei etwa fünf bis zehn Prozent der Fall, heißt es in einem Papier, das die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) in Zusammenarbeit mit weiteren Fachgesellschaften erstellt hat. Als besonders ängstlich gelten da offenbar die Schweden, wie eine Studie der Uni Göteborg ermittelt hat: Hier hat jeder fünfte Erwachsene Angst vor dem Zahnarzt. „Obwohl die Zahl in den letzten Jahren zurückgegangen ist, stellt die Angst vor den Bohrern nach wie vor ein Problem für Schwedens öffentliche Gesundheit dar“, berichtet der idw–Informationsdienst Wissenschaft.

Wir wollten wissen, wie Zahnärzte in Eisenberg mit der Behandlungsangst ihrer Patienten umgehen. Auf unsere Anfrage reagiert hat die Zahnarztpraxis von Jens Drogosch in Eisenberg. Die gibt es bereits seit 1982, 2009 hat sie das Obergeschoss der RV Bank am Marktplatz bezogen. Seit 2015, dem Renteneintritt von Zahnarzt Gernot Fallenstein, ist Andreas Koob Teil des Teams, zu dem auch die Zahnärztinnen Juanita Koob und Olivia Mappes sowie mehrere zahnmedizinische Assistentinnen gehören. „Natürlich gibt es auch bei uns Patienten, die mit Angst vor der Zahnbehandlung zu uns kommen. Vermutlich macht keiner Luftsprünge, wenn er zum Zahnarzt muss. Begeistert sind sicher die wenigsten“, sagt Andreas Koob und lacht.

Eltern als Angstauslöser

Mit dieser Angst müsse man umgehen. Bei Kindern etwa, die überwiegend von den weiblichen Kolleginnen behandelt werden, würde versucht, ihnen spielerisch die Angst zu nehmen. „Wir geben etwa dem Kind einen Spiegel in die Hand und lassen es selbst mal in seinen Mund schauen oder es darf auch mal bei der Zahnärztin die Zähne anschauen, das kann alles helfen“, meint er. Es sei auch möglich, dass das Kind auf dem Schoß der Mutter sitzt und so behandelt werde. Am Ende der Behandlung warte dann auf jedes Kind eine kleine Überraschung aus der Zauberkiste. Das sei für manche ein Anreiz.

„Wir haben festgestellt, dass es tatsächlich auch manchmal die Eltern selbst sind, die die Ängste beim Kind auslösen, indem sie beispielsweise sagen ,Jetzt wird’s schlimm’, was natürlich kontraproduktiv ist“, sagt Koob.

Manchmal komme es vor, dass Kinder den Mund überhaupt nicht aufmachen wollen und das auch mit gutem Zureden und Überzeugungskraft nicht gelingt. In solchen Fällen würde dann an spezielle Kinderzahnärzte oder in die Klinik überwiesen, je nachdem, was gemacht werden müsse. „Dort bekommt der Patient dann eine Vollnarkose und wird so behandelt“, sagt der Experte.

Bei Erwachsenen müsse man anders vorgehen. Hier gebe es verschiedene Typen: Die einen wollten jeden einzelnen Behandlungsschritt vorher genau beschrieben haben: Jetzt pikst es, jetzt kommt der Bohrer. Andere wiederum wollten am liebsten eine Betäubung und gar nichts wissen. „Angst rührt häufig aus einem Kindheitserlebnis her. Wenn vielleicht ein Zahnarzt mal grob war, oder zu streng, bleibt das im Gedächtnis haften und kann spätere Ängste auslösen“, sagt Zahnarzt Drogosch.

Bei einigen Patienten könne auch die Tatsache, dass sie lange nicht beim Zahnarzt waren und dann der Termin bevorsteht, Ängste auslösen. „Das gibt sich dann aber mit jedem Zahnarztbesuch. Dann wird die Angst immer kleiner“, so Drogosch. Grundsätzlich müsse man auf den Patienten eingehen und eine Vertrauensbasis schaffen. „Bei operativen Eingriffen muss vorher immer genau erklärt werden, was gemacht wird. Der Patient muss dem dann auch zustimmen“, betont er. Die Termine nach einer Operation seien normalerweise nicht mehr problematisch und die Patienten kämen dann meist ohne Angst.

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