Donnersbergkreis Ein Hesse kommt zum Hungerberg

Am 5. Juli soll der Windpark Hungerberg, der seit kurzem am Netz ist, auch offiziell eröffnet werden. Mit einem Bürgerfest inklusive Podiumsdiskussion, zu dem am Fuße der Windriesen 500 Gäste erwartet werden. Darunter die rheinland-pfälzische Wirtschafts- und Energieministerin Eveline Lemke. Aber auch ihr „grüner“ hessischer Amtskollege Tarek Al-Wazir. Warum das denn?

Wer genau schaut, kann hoch oben an den zehn Riesen-Windmühlen neben dem Juwi-Schriftzug die Abkürzung EVO erkennen. Sie steht für Energieversorgung Offenbach. Denn der Windpark, so informiert Juwi, ist ein Joint Venture zwischen der Wörrstadter Juwi-Gruppe und dem Offenbacher Versorger. Dessen Haupteigner wiederum sind der Mannheimer Energieversorger MVV und die Stadtwerke Offenbach. Juwi und die Offenbacher haben 2009 die Cerventus Naturenergie GmbH gegründet. „Juwi bringt ihr Wissen in der Planung, Errichtung und dauerhaften technischen Betrieb von Windanlagen ein. EVO steuert als Energieversorger Erfahrung im Energiemanagement bei und tätigt die kaufmännische Betriebsführung der Windparks“, beschreibt die Cerventus-Homepage Effekte des Zusammengehens zwischen dem hessischen und dem rheinland-pfälzischen Unternehmen mit Nordpfälzer Wurzeln.

Für EVO bedeutete dies den Einstieg ins Geschäft mit der Windkraft in größerem Stil, den die Hessen konsequent vorantreiben wollen. 170 Millionen Euro haben sie seit 2007 in erneuerbare Energien investiert, zusammen mit der Juwi-Gruppe Windparks bei Kirchberg im Hunsrück, im hessischen Vogelsbergkreis und jetzt, erstmals in der Pfalz, auf dem Hungerberg bei Kirchheimbolanden realisiert. Als Ziel auf dem Weg der Energiewende nennt die EVO, die mit 680 Beschäftigten mehr als 400 Millionen Euro umsetzt, die Belieferung aller Privat- und Geschäftskunden mit selbst erzeugter Energie.

Die auf dem Hungerberg bisher installierten zehn Windräder vom Typ Vestas V 112, deren Betriebsführung nun bei der Cerventus Naturenergie GmbH liegt, haben eine Gesamtleistung von 30 Megawatt, sollen jährlich mehr als 100 Millionen Kilowattstunden produzieren und damit den Strombedarf von rund 30.000 Haushalten decken. Dass ein elftes Windrad noch in diesem Jahr errichtet wird, hält Juwi-Pressesprecher Michael Löhr für sehr wahrscheinlich, während es für die restlichen beiden noch kein Planungsrecht gäbe, der Bau daher mit Sicherheit nicht 2014 erfolge.

Bei Juwi setzt man auf weitere Projekte mit dem hessischen Partner und stützt sich dabei auch auf die Aussage der EVO-Vorstandsvorsitzenden Heike Heim, die den Windpark Hungerberg „als wichtigen Schritt auf dem Weg zur regenerativen, dezentralen und effektiven Energieerzeugung“ bezeichnete.

Eine andere Besonderheit dieses Projektes: Einwohnern der Verbandsgemeinden Kirchheimbolanden und Göllheim bieten die Volksbank Alzey-Worms und Juwi die Möglichkeit, sich mit einer Festgeld-Anlage symbolisch am Ausbau erneuerbarer Energien zu beteiligen und selbst über den Zinsertrag finanziell davon zu profitieren. Begrenzt ist das Anlagevolumen auf zwei Millionen Euro, angelegt werden können über fünf Jahre Beträge zwischen 1000 und 5000 Euro. Das Geld diene jedoch nicht zur Projektfinanzierung, so der Juwi-Sprecher auf Nachfrage, das Geld liege bei der Volksbank, lediglich der attraktive Zinssatz von zwei Prozent werde durch Mitwirkung von Juwi ermöglicht. Dass das Zins-Bonbon auch als eine akzeptanzfördernde Maßnahme gesehen wird, wird bei Juwi keineswegs verschwiegen.

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