Bayerfeld-Steckweiler Blutkrebs: Der fünfjährige Vincent braucht Hilfe

Ein Bild aus fröhlicheren Tagen: Vincent ist ein aufgeweckter Junge. Weil er Leukämie hat, muss sich der Fünfjährige derzeit ein
Ein Bild aus fröhlicheren Tagen: Vincent ist ein aufgeweckter Junge. Weil er Leukämie hat, muss sich der Fünfjährige derzeit einer Chemotherapie unterziehen. Um wieder ganz gesund zu werden, ist er aber voraussichtlich auf eine Stammzellenspende angewiesen.

Vincent ist wissbegierig und fröhlich, geht gerne in die Kita und liebt die Bambini-Feuerwehr. Doch derzeit kann der Fünfjährige seinem Hobby nicht nachgehen. Denn er hat Leukämie und braucht Hilfe. Schon am Wochenende besteht dazu Gelegenheit.

„Er liebt alles, was mit der Feuerwehr zu tun hat“, sagt Marc Schumann über seinen Sohn Vincent. Kein Wunder, ist doch sein Papa selbst in der örtlichen Wehr aktiv. Die beiden leben zusammen mit Mama Jasmin und den jüngeren Zwillingsbrüdern in Bayerfeld-Steckweiler, hier geht der Fünfjährige auch mit Begeisterung in die Bambini-Feuerwehr. Was ist Wasser? Wie funktioniert eine Drehleiter? Wie zieht man eine Schutzausrüstung an? Solche Fragen beschäftigen Vincent zusammen mit seinen jungen Kameradinnen und Kameraden. Auch auf „seine“ Kita Nordpfälzer Glückskinder am Standort Dielkirchen freut er sich jeden Morgen.

Doch seit ein paar Wochen bleibt sein Kleiderhaken bei den „kleinen Strolchen“ leer. Und die Nachwuchsfeuerwehrler vermissen ihren aufgeweckten kleinen Freund ebenfalls sehr. Begonnen hatte es mit ständigen Kopfschmerzen und Müdigkeit, auch über Schmerzen im Bauch und an den Beinen sowie Atembeschwerden klagte der Junge. Der Kinderarzt schickte ihn und seine Eltern zur Kontrolle ins Krankenhaus. Dann der Schock: Vincent hat Blutkrebs!

Vincent bekommt Chemotherapie

Von einem auf den anderen Moment ist das Leben der Familie auf den Kopf gestellt. Vincent erhält derzeit an der Uniklinik Mannheim eine Chemotherapie. Nach Auskunft seiner Eltern erträgt er sein Schicksal tapfer, verbringt – sofern es sein Gesundheitszustand zulässt – viel Zeit mit Spielen und Basteln. Medizinisch wissen sie ihren kleinen Patienten in besten Händen. Und doch wird er vermutlich, um gesund zu werden, eine Stammzellenspende benötigen.

Die endgültige Entscheidung darüber haben die Ärzte zwar noch nicht getroffen. Doch Freunde der Familie wollten keine Zeit verlieren und aktiv werden. Und hier kommt wieder die Feuerwehr ins Spiel: „Marc hat mich informiert, dass er in nächster Zeit nicht mehr regelmäßig kommen kann, weil sein Sohn Leukämie hat. Noch an diesem Abend habe ich gedacht: Wenn einer unserer Kolleginnen oder Kollegen Probleme hat, dann müssen wir etwas tun“, erzählt der Bayerfeld-Steckweilerer Wehrführer Guido Brunck, der auch mit Vincents Familie befreundet ist.

Alle Feuerwehren sind sofort dabei

In den nächsten Tagen hat Brunck zig Gespräche geführt: mit den Wehrführern von Dielkirchen und Katzenbach, die mit Bayerfeld-Steckweiler eine Ausrückegemeinschaft bilden; mit Wehrleiter Timo Blümmert; mit VG-Bürgermeister Michael Cullmann, mit Dennis Dörr vom Feuerwehr-Förderverein Rockenhausen. „Alle haben ohne zu zögern ihre Unterstützung zugesagt. Mittwochs hatte Marc mit mir gesprochen – freitags war klar, dass alle Feuerwehren in der VG dabei sind“, zeigt sich Brunck über die Hilfsbereitschaft erfreut, aber keineswegs überrascht: „Als Feuerwehrleute stehen wir mitten in der Nacht auf, um fremden Menschen zu helfen. Dann ist es selbstverständlich, dass wir erst recht der Familie eines Kameraden helfen. Als Gemeinschaft lassen wir niemanden allein!“

Brunck gründete ein Organisationsteam, dem neben ihm Timo Blümmert, Dennis Dörr und VG-Büroleiter Hans Feld angehören. Ferner hat er die Deutsche Knochenmarkspenderdatei-Gesellschaft (DKMS) kontaktiert. Zusammen mit DKMS-Mitarbeiterin Janet Mulappancharil organisieren die freiwilligen Helfer für nächstes Wochenende zwei Aktionen: Am Samstag in der Donnersberghalle Rockenhausen, am Sonntag in der Turnhalle der Nordpfalz-Grundschule Alsenz kann sich jeder, der zwischen 17 und 55 Jahre alt und gesund ist, als potenzieller Stammzellenspender registrieren lassen.

Die Suche nach dem „genetischen Zwilling“

Natürlich sind die Termine vor allem dazu gedacht, einen „genetischen Zwilling“ für Vincent zu finden. Darüber hinaus kommen aber alle, die in der DKMS-Datei geführt werden, als Lebensretter für andere Patienten infrage. Dort wird umgekehrt auch für Vincent – sollte dies erforderlich sein – nach einem passenden Spender gesucht. „Weltweit sind bei uns über elf Millionen Menschen registriert, alleine rund sieben Millionen in Deutschland“, teilt Mulappancharil mit, verweist aber zugleich auf den großen Bedarf: „In Deutschland erkrankt alle zwölf Minuten ein Mensch an Leukämie, weltweit sogar alle 27 Sekunden.“

Zudem ist es schwer, einen geeigneten Spender zu finden. Denn maßgeblich für die erfolgreiche Übertragung der Stammzellen ist die Übereinstimmung der Gewebemerkmale. Von diesen gibt es zigtausende, in Millionen verschiedenen Kombinationen. Selbst diejenige, die in Europa am häufigsten vorkommt, findet sich nur bei einer von 300 Personen. Es ist eben die vielzitierte Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.

Vincents Eltern hoffen, dass sich am Samstag in Rockenhausen und am Sonntag in Alsenz möglichst viele Menschen registrieren lass
Vincents Eltern hoffen, dass sich am Samstag in Rockenhausen und am Sonntag in Alsenz möglichst viele Menschen registrieren lassen.

Wangenabstrich mit Wattestäbchen

Umso wichtiger ist es, dass viele Nordpfälzer am Wochenende kommen. Die Abgabe der Probe sei einfach und schnell, betont Mulappancharil: „Sie erfolgt mittels eines Wangenabstrichs mit medizinischen Wattestäbchen, in wenigen Minuten ist alles erledigt.“ Zuvor ist eine Einwilligungserklärung auszufüllen. Da die Registrierung auf digitalem Weg erfolgt, werden die Teilnehmer gebeten, ein Smartphone mitzubringen. Danach werden die Gewebemerkmale jedes potenziellen Spenders im Labor bestimmt. „Wer bereits in unsere Datei aufgenommen wurde, braucht nicht erneut eine Probe abzugeben. Natürlich sind diejenigen trotzdem eingeladen, die Aktion mit einer Spende zu unterstützen“, betont Mulappancharil schmunzelnd.

Stichwort Geld: Auch das wird benötigt – und zwar in doppelter Hinsicht. Zum einen muss die gemeinnützige DKMS für jede Neuaufnahme inklusive Laboranalyse 40 Euro aufbringen – „jede Spende hilft uns, dass wir unsere Tätigkeit weiter ausüben können“, so Mulappancharil.

Feuerwehr und Kita Glückskinder sammeln für Familie

Zum anderen wird für die Familie selbst gesammelt. „Nicht nur die emotionale, auch die finanzielle Belastung für Vincents Eltern ist hoch. Die Benzinkosten, beide müssen beruflich kürzertreten – da möchten wir ihnen unter die Arme greifen“, so Brunck. Der Feuerwehr-Förderverein Rockenhausen hat ein Spendenkonto eingerichtet, die Besucher können am Samstag und Sonntag ebenfalls einen Beitrag leisten. Dabei werde zwischen der Unterstützung für die DKMS einerseits, für die Familie andererseits unterschieden: Geld für Letztere wird in einen „Feuerlöscher“ eingeworfen, den Brunck noch eigens besorgen wird.

Aber nicht nur in Feuerwehrkreisen hoffen und bangen viele mit Vincent: Auch das Kita-Bündnis Nordpfälzer Glückskinder, zu dem „Die kleinen Strolche“ in Dielkirchen gehören, „ist in großer Sorge und Betroffenheit“, teilt die pädagogische Gesamtleitung Claudia Manz-Knoll mit. Das Kita-Team „und alle kleinen Strolche probieren alles, um Vincent und seiner Familie Gefühle der Stärke und Anteilnahme zu vermitteln“. In Absprache mit der VG als Träger sollen bei den Martinsfeiern an allen „Glückskinder“-Standorten ebenfalls Spenden gesammelt werden. „Wir können Vincent und seiner Familie dieses schwere Schicksal nicht abnehmen – aber wir können uns solidarisch zeigen und zumindest ein wenig finanzielle Unterstützung beisteuern“, so Manz-Knoll. Zudem werden am Samstag und Sonntag mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kita Dielkirchen vor Ort mit anpacken, ergänzt Brunck.

Mehr als 30 Helfer im Einsatz

Für all das sind Marc und Jasmin Schumann sehr dankbar, wie sie über die DKMS verlauten lassen. Und natürlich haben sie derzeit nur einen Wunsch: dass ihr Sohn wieder ganz gesund wird, bald wieder mit seinen Brüdern herumtoben und einfach nur Kind sein kann. Die Aktion am Wochenende soll einen Beitrag dazu leisten – Brunck ist zuversichtlich, dass sie ein Erfolg wird: „Wir haben über 30 Helfer und an beiden Tagen schon mehr als 20 Kuchenspenden beisammen. Das DRK kocht Kaffee und kümmert sich – wenn notwendig – um die medizinische Versorgung. Jetzt hoffen wir nur noch, dass viele Menschen nach Alsenz und Rockenhausen kommen.“ Für Vincent!

Info

- Termine: Samstag, 4. November, 14 bis 18 Uhr, Donnersberghalle (Obermühle 1) Rockenhausen; Sonntag, 5. November, 14 bis 18 Uhr, Turnhalle der Nordpfalz-Grundschule (Am Sportfeld 4), Alsenz.

- DKMS-Spendenkonto: Iban DE53 7004 0060 8987 0005 89, Verwendungszweck: Vincent/VSY001.

- Spendenkonto für Familie Schumann: Feuerwehr-Förderverein Rockenhausen, Sparkasse Donnersberg, Iban DE 03 5405 1990 0007 0422 60, Stichwort „Vincent“.

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