Rheinpfalz Kerosin-Gefahr unbekannt

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Berlin/Mainz. Das Ablassen von Kerosin aus Flugzeugen über Rheinland-Pfalz bereitet nicht nur Bürgern, sondern auch der Landesregierung Sorgen. Nach dem RHEINPFALZ-Bericht vom Samstag über eine Auflistung der Fälle seit 2010 fordert das Umweltministerium in Mainz die Bundesregierung auf, die Frage nach möglichen gesundheitlichen Schäden durch den Treibstoff-Niederschlag zu klären.

Auf RHEINPFALZ-Anfrage erklärte das Umweltministerium, die Bundesregierung müsse entsprechende Forschungsaufträge vergeben und für eine verlässliche Datengrundlage sorgen. Als Begründung wird angeführt, dass der Bundesregierung keine Informationen vorlägen, welche Auswirkungen das Ablassen von Treibstoff auf die Gesundheit des Menschen habe. Gleichzeitig werde aber deutlich, dass Rheinland-Pfalz insbesondere durch den militärischen Flugverkehr besonders stark von Treibstoffablassungen betroffen sei. „Wir brauchen dringend umfassende Untersuchungen zu den Auswirkungen auf Mensch und Umwelt“, erklärte das von Ulrike Höfken (Grüne) geführte Ministerium. Wie berichtet, haben Flugzeuge seit 2010 mehr als 600 Tonnen Kerosin über der Pfalz abgelassen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen im Bundestag hervor. Das am häufigsten genannte Gebiet ist der Raum um Ramstein (Kreis Kaiserslautern). Das Ablassen von Treibstoff ist ein Notverfahren, um eine sichere Landung zu ermöglichen. Umstritten ist, wie viel Kerosin auf die Erde regnet, und ob der Treibstoff nachweisbar eine Gefahr für Mensch und Natur darstellt. Nach einer bereits 1992 erstellten Studie sinken nur acht Prozent des Kerosins zu Boden. Der überwiegende Rest verdunste demnach in höheren Luftschichten und verbleibe in der Atmosphäre, bis er durch die Sonne in Wasser und Kohlendioxid umgewandelt werde. Über mögliche Gesundheitsgefahren gibt die Studie keine Auskunft. Gleichwohl ist das Ablassen des Treibstoffs nicht über dicht besiedelten Gebieten erlaubt. Auf die Frage an die Landesregierung, ob es nötig sei, dass die Bundesregierung künftig die Gründe für das Kerosin-Ablassen erfassen soll, erhob das zuständige Wirtschaftsministerium keine Forderungen, sondern verwies auf die Gesetzeslage, wonach das Ablassen eine Notmaßnahme aus Gründen der Flugsicherheit sei. Damit werde beispielsweise bei Störungen unmittelbar nach dem Start eine schnelle Landung ermöglicht, obwohl noch große Treibstoffmengen an Bord seien. Das Thema wird auch im Landtag ein politisches Nachspiel haben. Die SPD-Abgeordneten Martin Haller, Daniel Schäffner und Alexander Schweitzer stellten unter Hinweis auf die dokumentierten Fälle eine Kleine Anfrage an die Landesregierung. Unter anderem wollen die Parlamentarier wissen, wie die Landesregierung mögliche gesundheitliche Auswirkungen auf die Bevölkerung in besonders betroffenen Regionen bewerte. Gefragt wird auch, welche Möglichkeiten die Landesregierung sehe, die überproportionale Belastung der Pfalz zu mindern. |wif

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