Pfalz Betreuer von Ludwigshafener Bombenbastler unter Islamismus-Verdacht

Ausgerechnet ein Psychologe mit Kontakten in die islamistische Szene soll sich um den 13-Jährigen aus Ludwigshafen gekümmert haben, der wohl in seiner Heimatstadt einen Bombenanschlag geplant hatte. Denn für solche Betreuer gibt es keine automatische Extremismus-Kontrolle.

Verstrickt in die islamistische Szene



Wie ein freundlicher Öko-Muslim soll der 30-jährige Psychologe aus Baden-Württemberg wirken, der sich rund acht Wochen lang um den 13-jährigen Bombenbastler aus Ludwigshafen gekümmert hat. Der von einem Träger der Jugendhilfe eingestellte Psychologe hatte vom 3. März bis 19. Mai Zugang zu dem Jungen, wie der Leiter des Jugendamts Ludwigshafen, Heinz-Jürgen May, am Dienstag in Mainz mitteilte. Doch wer die Spuren des Betreuers im Internet nur ein wenig genauer verfolgt, der – so berichten der RHEINPFALZ Menschen, die mit dem Fall vertraut sind – stößt schnell darauf, dass der Mann in die islamistische Szene verstrickt ist.

Ordner bei Salafisten-Demo



Recherchen des ARD-Magazins „Report Mainz“ zufolge stand er 2013 an einem Koranverteiler-Stand der mittlerweile verbotenen „Lies“-Kampagne. 2014 war er in Mannheim als Ordner bei einer Veranstaltung des berüchtigten Predigers Pierre Vogel dabei. Und außerdem soll er in die Mannheimer Al-Faruq-Moschee gehen, die der Verfassungsschutz beobachtet. Doch wer in der Jugendhilfe arbeiten will, wird auf solche Verstrickungen in der Regel nicht überprüft.

Bisher nicht auffällig



Vorzulegen ist für solche Jobs, so schreiben es die Gesetze vor, ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis. Damit lassen sich Kinderschänder oder Drogendealer entdecken, aber keine bislang nicht straffällig gewordenen Islamisten. Der 30-Jährige fiel nach Angaben des Mainzer Jugendministeriums und weiterer Quellen daher nur auf, weil das rheinland-pfälzische Landeskriminalamt (LKA) im Zusammenhang mit dem 13-Jährigen besonders wachsam war.

An geheim gehaltenem Ort



Zur Erinnerung: Nachdem Behörden die Attentatspläne des Jungen aufgedeckt hatten, den offenbar islamistischen Terroristen übers Internet steuerten, kam er zunächst in die Psychiatrie. Doch dann entschied das Ludwigshafener Amtsgericht, dass er anders untergebracht werden muss. So kehrte er Ende Februar zunächst in die Wohnung seiner Eltern in der Ludwigshafener Innenstadt zurück, bis er am 3. März zusammen mit seinen Eltern an einen geheim gehaltenen Ort gebracht wurde.

Überprüfung auf freiwilliger Basis



Dort machte das LKA Vorgaben für die bauliche Sicherheit. Und es bestand darauf, dass der 13-Jährige rund um die Uhr überwacht wird. Vorsichtshalber regten die Sicherheitsexperten zudem an, ausnahmsweise und auf freiwilliger Basis auch die für den Jungen zuständigen pädagogischen Betreuer überprüfen. Die stellt eine Jugendhilfe-Organisation, die sich im Auftrag der Stadt Ludwigshafen um den Jungen kümmert.

„Eine Stunde später abgezogen“



Der 30-Jährige hatte den SWR-Recherchen zufolge unter anderem mit dem Jungen den Koran gelesen und mit ihm gebetet. Zu den Hinweisen auf islamistische Betätigung, die sich bei einer Sicherheitsüberprüfung ergaben, sagte die Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Jugendministerium, Christiane Rohleder: „Wir waren absolut schockiert über diese Nachricht. Eine Stunde später war der Mann von der Betreuung abgezogen.“

x