Las Vegas Was bald auf unseren Straßen los ist
Hier digitale Waschmaschinen, durchsichtige Fernseher oder smartes Sexspielzeug. Dort leise surrende Robotaxen, autonome Großbagger und funkelnde Elektroautos für übermorgen: Die Zusammenstellung der CES in Las Vegas wirkt ein wenig willkürlich. Doch längst ist die größte Elektronikmesse der Welt auch zu einer wichtigen Autoshow geworden. Denn egal, ob Haushaltsgerät, Smart Device oder eben Fahrzeug, alles wird digital, smart und vernetzt – wie wild versuchen die Hersteller in allen Branchen, neue Techniktrends zu setzen oder ihnen zumindest möglichst schnell zu folgen.
Während Automessen wie die IAA zuletzt eine mehr oder minder breite Blechbeschau geboten haben, öffnet sich auf der CES ein großes Fenster in die Zukunft. In der Spielermetropole Las Vegas lässt sich schon heute erkennen, was morgen oder übermorgen auf unseren Straßen und in unseren Autos los sein wird. Fünf große Trends haben sich dabei in diesem Jahr herauskristallisiert.
Und es soll noch viel weitergehen, sagt Mercedes-Entwicklungsvorstand Markus Schäfer und verspricht für künftige Modelle wie die nächste Generation des CLA ein „hyperpersonalisiertes Erlebnis“. Dafür wird das Bediensystem zu einem digitalen, von Highend-Rechnern animierten Assistenten, der mitfühlen und vorausdenken kann und so zum digitalen Lebensgefährten wird.
So soll das Betriebssystem zum Beispiel passend zur Situation zwischen vier unterschiedlich emotionalen Tonlagen wechseln und über das Beobachten und Erkennen von Routinen viele Wünsche erfüllen können, bevor sie der Fahrer überhaupt geäußert hat, etwa für Komforteinstellungen oder Reiseziele.
Raum auf Rädern: Die Idee vom Auto als Third Place, dem dritten Lebensraum neben Wohnung und Büro, geistert schon lange durch die Entwicklungsabteilungen der Hersteller.
Doch Kia spinnt den Faden jetzt weiter und macht das Auto vollends zum Raum auf Rädern. Extrem verwandelbare Vans mit dem Kürzel PV sollen mal Lieferwagen sein, mal Ladengeschäft, mal Familienauto und mal Robotaxi. Und wenn es sein muss auch Schreibtisch oder Schlafzimmer. Das klingt zwar abgehoben und ist eine eher ferne Vision, um den Raum in den Städten besser zu nutzen. Doch im Kleinen will Kia damit schon bald beginnen.
Denn als Basis für diese schöne neue Welt gibt es eine modular aufgebaute und extrem vielseitige Familie mit drei elektrischen Kleintransportern vom PV 3 bis zum PV 7, von denen der mittlere als PV 5 noch 2025 in den Handel kommen soll.
Nur eine exotische Spinnerei? Offenbar nicht. Neben Hyundai zeigen noch zwei andere Aussteller fliegende Fahrzeuge: Pivotal präsentiert den einsitzigen Helix, den man im Anhänger hinter dem Auto herzieht. Xpeng zeigt das Konzept eines aggressiv gezeichneten Sportwagens, der dem Stau ein Schnippchen schlägt, weil er auf Knopfdruck vier Rotoren ausfährt und so vom Auto zum Flugzeug wird.
Mit dieser Serie will Honda nach eigenen Angaben den Reset-Knopf drücken und elektrisch in die Zukunft fahren. Weil die allerdings erst 2026 beginnt, sind die Limousine Saloon und der Van Space-Hub noch stark überzeichnet. Sie wirken entsprechend fremd und frisch – passen damit von allen neuen Autos am besten nach Las Vegas.