Wirtschaft Reiseveranstalter setzen auf Exklusivität

Eine aktuelle Analyse zeigt: Fast 700 eigene Hotels bieten die fünf größten Reiseveranstalter in ihren Sommerkatalogen an – und das unter drei Dutzend Markennamen. Alle Unternehmen expandieren mit Millionenaufwand und suchen weitere Standorte, Immobilien und Partner. Die Hotel- und Konzeptmarken sollen höhere Renditen als das Vermittlungsgeschäft, schärferes Profil und zufriedene Stammkunden bringen.

„Wir wollen weiter wachsen“, betont André Witschi, Chef Hotels & Resorts bei der Thomas Cook Group. Zwölf weitere Anlagen rund ums Mittelmeer sollen 2017 starten und die Anzahl eigener Hotels auf 190 erhöhen. 153 sind in Deutschland buchbar. Vier weitere sind für 2018 angekündigt, zwei davon auf den Kapverden. Seit 2009 hat sich die Bettenzahl in den sechs Eigenmarken auf 38.000 mehr als verfünffacht. Das weitere Wachstum soll der bisherige Robinson-Chef Ingo Burmester steuern, der von Tui kommt und im Sommer die Nachfolge von Witschi antritt. Rund 90 Prozent der Markenhotels von Thomas Cook werden als Franchise von Partnern betrieben. Führende Marke sind die 65 Sentido-Häuser, die seit 2009 entstanden. Die Budgetlinie Smartline, die 2013 dazu kam, umfasst weitere 55 Hotels. Zudem im Portfolio: 17 Sun Connect Resorts, zwei Produktlinien aus Skandinavien (Sunprime und Sunwing) sowie die Design-Marke Casa Cook. Tatsächlich drohen Kunden in der Flut neuer Hotelmarken die Übersicht zu verlieren. Vor allem, wenn Marken kein scharfes Profi haben. Diese Erkenntnis reifte auch beim Marktführer. Tui stellt nur noch sieben Namen bei der globalen Expansion nach vorne: die vier Hotelmarken Riu, Robinson, Tui Blue und Tui Magic Life sowie die drei Konzepte Tui Sensimar, Tui Sensatori und Tui Family Life. Ein Dutzend weiterer Marken taucht auf Tui-Charts nur noch deutlich kleiner auf, einige wie die Dorfhotels will Tui aussondern. Konzernchef Friedrich Joussen will Tui hart auf Rendite trimmen. Für die Hotelsparte gilt: Investments sollen sich rasch rechnen, eigene Immobilien werden auf stabile und sichere Wachstumsregionen beschränkt, für den Rest sucht man Franchise- und Management-Partner. Die Ziele sind ehrgeizig: Zwischen 2017 und 2019 soll die Anzahl der eigenen Hotels um weitere 40 bis 45 Anlagen wachsen. Zuletzt umfasste das Hotel-Portfolio des weltgrößten Reiseveranstalters mehr als 300 Eigen- und rund 50 Partnerhäuser, alles in allem 245.000 Betten in 30 Ländern – mit einer Kapazität von mehr als 35 Millionen Übernachtungen pro Jahr. 38 Prozent der 303 eigenen Hotels gehören dem Konzern, 44 Prozent werden im Management betrieben, der Rest per Leasing und Franchise. Warum Joussen vorrangig in Hotels investieren lässt, zeigt die Bilanz. Sogar im schwierigen Tourismusjahr 2015/16 konnte der Marktführer mit 619 Millionen Euro ein Plus von fast 8 Prozent in der Hotelsparte verbuchen. Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) kletterte um mehr als ein Fünftel auf 287 Millionen Euro. Eigene Hotels und Kreuzfahrtschiffe steuern dabei laut Joussen die Hälfte zum Konzern-Ebita bei. Wie profitabel gut geführte Hotelunternehmen sein können, beweist die spanische Riu-Gruppe, mit der Tui seit den 70er-Jahren über eine 50-prozentige Kapitalbeteiligung eng verbunden ist. Zuletzt lieferten die 94 Riu-Hotels ein Ebita von 318 Millionen Euro, 90 Prozent Auslastung – und verzinsten das investierte Kapital mit 26 Prozent. Von solcher Profitabilität sind die 24 Robinson-Clubs weit entfernt, nach einigen Verlusten schaffte das Unternehmen zuletzt aber eine Kapitalverzinsung von 13 Prozent. Im Winter 2017 sollen zwei neue Anlagen in Khao Lak (Thailand) und auf den Malediven eröffnen. Die 1970 von Tui und Steigenberger gegründete Gruppe will das Portfolio auf 40 Anlagen ausbauen. Bei den Tui-Konzeptmarken stehen die 48 Sensimar-Häuser für Paare ganz vorne, 20 davon gehören dem Konzern. Mit Dritten sollen 2017 weitere Anlagen in Sardinien, Griechenland und Tunesien eröffnet werden. Die 29 Resorts von Tui Family Life werden im Sommer durch Projekte in Kroatien, Spanien, Bulgarien und auf Sardinien ergänzt, dann soll auch das elfte Tui Sensatori-Luxusresort auf Rhodos starten. Der Konkurrenz ist Tui weit enteilt. So bringt es DER-Touristik bisher nur auf 78 eigene Hotels, Hauptmarken sind Club Calimera und lti Hotels. Im Sommer kommen ein Calimera-Club in Belek (Türkei) dazu und die 700-Betten-Anlage lti Amada Colossus Resort auf Rhodos. Für Christian Grage, Chef der DER Touristik Hotels, sind die Türkei und Griechenland strategisch entscheidende Wachstumsregionen. Auch FTI-Chef Dietmar Gunz treibt mit schon 40 Häusern die Expansion der einzigen Hotelmarke Labranda voran: Erst 2015 stiegen die Münchner mit Großaktionär Samih Sawiris wieder ins Bettengeschäft ein und steckten bisher eine hohe dreistellige Millionensumme in 9000 Zimmer in sieben Ländern. Zwölf Anlagen gehören FTI, der Rest ist gepachtet. Größter Zugang: ein Resort auf Fuerteventura, das im Sommer als Labranda World mit 2000 Zimmern in acht Hotels renoviert wieder eröffnen soll. Auf exklusive Hotelangebote setzt auch Willi Verhuven, Alltours-Gründer und Chef der Hotelsparte Allsun mit 32 Häusern und 18.300 Betten auf Mallorca und den Kanaren. Vier neue Hotels sollen im Sommer auf Mallorca starten. Verhuven setzt bei eigenen Hotels auf bisher relativ sichere Ziel- und Wachstumsregionen wie Spanien.

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