Wirtschaft Mit Bausatz-Möbeln für Selbstabholer steinreich geworden

Richtig schlau ist man aus dem Mann selten geworden. Mal wollte er aufhören, dann wieder nicht. Mal sah er seinen Sohn Peter als seinen Nachfolger, kurz darauf glaubte er nicht, dass dessen Begabung für die Leitung eines Weltkonzerns wie Ikea ausreichen würde. Mal hatte er Ärger mit der Steuer, mal schenkte er Millionen für wohltätige Zwecke. Es passte vieles nicht zusammen, aber so ist es mit manchen Möbeln ja auch: Mal fehlt hier ein Teilchen, mal ist dort eine Schraube über. Am Samstag ist Ingvar Kamprad, der Gründer des Möbelriesen Ikea, im Alter von 91 Jahren gestorben, wie das Unternehmen gestern mitteilte. Kamprad schlief nach kurzer Krankheit friedlich im Beisein seiner Familie in seinem Haus im südschwedischen Småland ein. Mit Kamprad verliert Schweden seinen erfolgreichsten Unternehmer. Schwedens Ministerpräsident Stefan Löfvén würdigte den Ikea-Gründer als „einen einmaligen Unternehmer“. Obwohl er schon vor einigen Jahren die operative Leitung des größten Möbelimperiums der Welt abgegeben hatte, lief bis vor Kurzem kaum etwas ohne ihn. Der Rat von „Ingvar“, wie er im Konzern von allen genannt wird, „war für uns immer ausschlaggebend“, sagte eine enge Mitarbeiterin von ihm. Kamprad war ein Selfmade-Man, ein liebenswürdiger Autodidakt, der sein Talent zum Handel schon früh entdeckte. Mit sieben, so erzählt man sich in seinem südschwedischen Heimatort Agunnaryd, mit sieben sei der Ingvar schon von Hof zu Hof gezogen und habe Streichhölzer, Papierwaren und Saatgut verkauft. Mit so großem Erfolg, dass er noch während der Kaufmanns-Ausbildung sein Unternehmen Ikea gründete. Ingvar Kamprad wuchs auf dem väterlichen Hof Elmtaryd in Agunnaryd auf. Die Anfangsbuchstaben von Namen, Hof und Dorf ließ er im Juli 1943 im Handelsregister eintragen. Ikea – eine Handelsfirma, über die der damals gerade 17-Jährige Fische, Saatgut und Papierwaren verkaufte. 1947 startete er einen kleinen Versandservice, um so auch die Kundschaft außerhalb Agunnaryds bedienen zu können. Von Anfang an war das Motto „Sparen“ unabdingbarer Bestandteil des Geschäftsmodells. Und diese Sparsamkeit machte auch nicht vor dem Fiskus halt. Das Hochsteuerland Schweden war zwar stolz auf seinen Ingvar, doch der Finanzminister ging nahezu leer aus. Das einstmals „unmögliche Möbelhaus aus Schweden“, das mit dem Elch um die Gunst aller Amateur-Raumausstatter warb, ist heute ein fast unüberschaubares Netzwerk aus Stiftungen und Holdings, die allesamt in Holland, Luxemburg, Liechtenstein und in Curacao in der Karibik registriert sind. Banken, Leasingfirmen, Versicherungen und Immobiliengesellschaften gehören heute zum Ikea-Konglomerat, das Kamprad aufgebaut hat. 1974 öffnete der erste deutsche Ikea in München. Heute beschäftigt der Konzern über 160.000 Menschen und verzeichnet einen Jahresumsatz von 36 Milliarden Euro. Weltweit gibt es 403 Ikea-Möbelhäuser. Kamprads Vermögen wird auf mehr als 37 Milliarden Euro geschätzt. Mit seinem Geschäftsmodell, Möbel als Bausätze für Selbstabholer anzubieten, ist er zu einem der reichsten Menschen der Welt geworden. Nach dem Tod seiner Frau ist er vor drei Jahren aus der Wahlheimat Schweiz nach Südschweden zurückgekehrt. Kamprad kokettierte oft und gern mit seiner Sparsamkeit. Die Anekdötchen vom Milliardär, der immer nur Holzklasse fliegt und den Pensionärsrabatt in der U-Bahn nutzt, sind vielfältig.

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