Wirtschaft Lafarge-Holcim: Verdacht auf Terrorfinanzierung

«Paris». Die französische Justiz hat ihre Ermittlungen gegen den Zementhersteller Lafarge-Holcim wegen mutmaßlicher Zahlungen an die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) ausgeweitet. Die Pariser Staatsanwaltschaft betraute drei Untersuchungsrichter mit den Ermittlungen rund um ein syrisches Zementwerk, wie die Behörde bestätigte. Die Vorwürfe lauten auf Terrorfinanzierung und Gefährdung des Lebens anderer.

Bei den Ermittlungen geht es um ein Zementwerk des Heidelberg-Cement-Konkurrenten im nordsyrischen Dschalabija, das der französische Lafarge-Konzern trotz des Bürgerkriegs in dem Land weiterbetrieb. Die Syrien-Tochter des Unternehmens, das später mit dem Schweizer Konkurrenten Holcim fusionierte, ging deswegen 2013 und 2014 Deals mit bewaffneten Gruppen ein – mutmaßlich auch mit der IS-Miliz. Lafarge-Holcim hat „indirekte“ Zahlungen an bewaffnete Gruppen eingeräumt. Damit sollten die Milizen angesichts der „Bedrohungen für die Sicherheit der Mitarbeiter“ und „Störungen“ von Lieferungen wohlgesonnen gestimmt werden. Der IS nahm das Werk im September 2014 ein. Aufgedeckt wurden die Vorgänge 2016 von der französischen Tageszeitung „Le Monde“. Das französische Wirtschaftsministerium und mehrere Nichtregierungsorganisationen – das sind zivilgesellschaftliche Interessenverbände – haben Anzeige gegen den Zementkonzern erstattet. Interessenverbände gehen davon aus, dass ab April 2013 das vom Werk benötigte Erdöl vom IS stammte. Lafarge-Holcim sicherte gestern eine Zusammenarbeit mit der Justiz zu. Bislang sei der Konzern aber noch nicht von der Staatsanwaltschaft kontaktiert worden. Wegen der Syrien-Affäre hat Lafarge-Holcim-Chef Eric Olsen für Mitte Juli seinen Rücktritt angekündigt. Sein Nachfolger wird der deutsche Manager Jan Jenisch, derzeit Chef des Schweizer Bau-Chemie-Konzerns Sika.

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