Wirtschaft Kommentar: Harte Arbeit statt Dolce Vita

Die Börse honoriert die Expansionsstrategie von Heidelberg Cement. Organisch wächst das Unternehmen aber offenbar kaum.

Geliefert wie angekündigt – so lassen sich in Kürze die vorläufigen Zahlen von Heidelberg Cement zusammenfassen, die das Unternehmen gestern vorlegte. Die Investoren honorieren die geleistete Arbeit, das Papier gehörte zu den Spitzenwerten im Deutschen Aktienindex. Szenenapplaus, gewissermaßen. Schaut man genauer hin, zeigen sich aber Fragezeichen. Denn trotz aller Spar- und Effizienzprogramme, die das Unternehmen in den vergangenen Jahren regelmäßig auflegte und überbot, trotz der beim Zukauf Italcementi über Plan erzielten Synergien, wuchs das operative Ergebnis im vergangenen Jahr nicht stärker als der Umsatz. Wäre die Effizienz nicht in dem Umfang gesteigert worden und wären Synergien nicht in dem Maß eingetreten wie vom Unternehmen gestern mitgeteilt, wären die Anleger mutmaßlich bitter enttäuscht gewesen. Was bedeutet das für die Zukunft? Sich auf dem Erreichten ausruhen – das kommt für die Heidelberger nicht in Frage. Nicht nur, weil das Management unter Vorstandschef Bernd Scheifele nie damit zufrieden wäre, sondern auch und vor allem, weil die Zahlen eine andere Spreche sprechen. Die Anstrengungen hinsichtlich Effizienz, Synergien und Einsparungen müssen noch größer werden, um den Anforderungen der Aktionäre und Kapitalgeber auf Dauer zu genügen. Ergo wird das Geschäft nicht leichter, es wird im Gegenteil härter – auch wenn die Last des Schuldendienstes, die den Baustoffkonzern lange schwer drückte, inzwischen kleiner geworden ist. Die gute konjunkturelle Lage in Europa, die positiven Signale aus den USA nutzen dem Konzern. Das Baugeschäft ist aber konjunkturabhängiger als manch andere Branche. Die Heidelberger tun deswegen gut daran, da noch stärker zu werden, wo sie gut sind. Etwa bei innovativen Materialien, die am Markt gute Margen bringen.

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