Wirtschaft Kein Applaus für Heidelzement

126 Millionen Tonnen Zement, 22 Prozent mehr als im Vorjahr, verkaufte Heidelberg Cement im vergangenen Jahr.
126 Millionen Tonnen Zement, 22 Prozent mehr als im Vorjahr, verkaufte Heidelberg Cement im vergangenen Jahr.

«Heidelberg». Der Kapitalmarkt honorierte gestern nicht die von Heidelberg-Cement-Chef Bernd Scheifele referierten Leistungen des Geschäftsjahres 2017.

Das waren: mehr Synergien (513 Mio Euro) als Einmalkosten (345 Mio Euro) beim Mitte 2016 übernommenen Wettbewerber Italcementi, dazu die größten je verkauften Mengen Zement, Beton, Kies und Sand sowie Höchstwerte bei Umsatz (plus 14 Prozent, 17,3 Mrd Euro) und Ergebnis (plus 40 Prozent, 918 Mio Euro). Selbst die Aussicht auf die Rekorddividende von 1,90 Euro (plus 0,30 Euro) je Aktie verhinderte nicht den Börsen-Tagesverlust von zeitweise über 3 Prozent. Es war die achte Dividendenerhöhung in Folge, diesmal um 19 Prozent, die der Chef des Baustoffriesen gestern in Heidelberg ankündigte. Mit 377 Millionen Euro Ausschüttungssumme übersteigt diese erstmals seit der Finanzkrise 2008 und der zuvor erfolgten Milliarden-Übernahme des Zuschlagstoffkonzerns Hanson den Nettofinanzaufwand (305 Mio Euro). Die Anteilseigner stimmen bei der Hauptversammlung am 9. Mai über den von Vorstand und Aufsichtsrat gemachten Dividendenvorschlag ab. Letzterem gehört seit Ende August auch Margret Suckale an, die bis 12. Mai 2017 Arbeitsdirektorin im Vorstand der BASF gewesen war und in den Ruhestand wechselte. Sie wurde für ihre letztjährige gut viermonatige Tätigkeit bei Heidelberg Cement laut gestern vorgelegtem Geschäftsbericht mit 34.877 Euro bezahlt. Zum Vergleich: Der Vorsitzende des Gremiums, Fritz-Jürgen Heckmann, wurde mit 232.000 Euro entlohnt. 9,39 (Vorjahr: 9,28) Millionen Euro verdiente Vorstandschef Bernd Scheifele 2017 inklusive der in diesem Jahr erworbenen Pensionsansprüche. Zum Vergleich: BASF-Chef Kurt Bock verdiente 2017 zusammengenommen rund 11 Millionen Euro. Die über die Jahre angesammelten Pensionsansprüche betragen für den Heidelberg-Cement-Chef in der Summe 17,95 Millionen Euro. Scheifele gehört seit Jahren zu den best verdienenden Managern in Deutschland. Für Finanzchef Lorenz Näger, der im vergangenen Jahr 3,99 (3,88) Millionen Euro erhielt, summieren sich die Pensionsansprüche auf 6,27 Millionen Euro. Unterm Strich ließ sich der Baustoffriese den siebenköpfigen Vorstand 2017 inklusive Pensionsansprüchen 30,4 (28) Millionen Euro kosten. Die addierten Pensionsansprüche betragen 37,37 (34,6) Millionen Euro. Die 2017 gehobenen Synergien seien klar der Ergebnistreiber, zeigte Scheifele auf. Das Einsparziel für Italcementi, wo bisher 3500 der 22.000 Stellen gestrichen wurden, hob das Management für das laufende Jahr auf 550 Millionen Euro an. Noch einmal 500 bis 1000 Arbeitsplätze fallen weg, kündigte Scheifele an. Zur erneuten deutlichen Ergebnisverbesserung, die der Vorstandschef gestern für 2018 in Aussicht stellte, wird ein in diesem Jahr nicht mehr anfallender negativer Steuereffekt in den USA beitragen. Der schlug 2017 mit 285 Millionen Euro zu Buche. Zudem gebe es noch Potenzial zur Verringerung der Steuerquote, die Finanzchef Lorenz Näger für das vergangene Jahr mit 24,8 Prozent angab. In Deutschland will Heidelberg Cement in diesem Jahr 450 Millionen Euro investieren, davon 350 Millionen in die Modernisierung dreier Produktionsstandorte. 100 Millionen Euro fließen in den Bau der neuen Hauptverwaltung, die im zweiten Quartal 2020 bezogen werden soll und deren Bau derzeit leicht verzögert sei. „Die Investitionssumme ist ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland“, betonte Scheifele. Er dämpfte die Erwartungen an das erste Quartal: Wetterbedingt – lange Kälte in Deutschland und Mitteleuropa, ein heftiger Wintereinbruch in den USA – dürfte Heidelberg Cement eher verhalten ins laufende Jahr gestartet sein. Die Zahlen werden am 9. Mai veröffentlicht. Aktienchart

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