Wirtschaft Digitalisierung bremst Munich Re

Die Assekuranz ist eine schwierige Branche. Dafür sorgen Digitalisierung und niedrige Zinsen. Munich Re findet nur mühselig Antworten und beugt sich Donald Trump.

Auf den ersten Blick läuft es bei Munich Re derzeit nicht schlecht. 1,6 Milliarden Euro Halbjahresgewinn hat der Münchner Versicherungsriese bis Ende Juni erreicht, also rund zwei Drittel der bis zu 2,5 Milliarden Euro, die es bis Jahresende werden sollen. „Wir sind wirklich gut auf Kurs“, meinte Konzernchef Joachim Wenning zur Vorstellung eines Zwischenberichts in München. Börsianer sehen das anders. Der Aktienkurs des einstigen Börsenlieblings hat gestern deutlich nachgegeben. Denn die Münchner profitieren von Steuereffekten, wogegen Preise im Kerngeschäft mit Policen steigen kaum und Früchte der Digitalisierung lassen auf sich warten. So hat Konzerntochter Ergo zwar vorigen Oktober zeitgemäß den Online-Versicherer Nexible gestartet. Die seitdem policierten rund 30.000 Verträge von 20.000 Neukunden sind aber fast nur per Schützenhilfe des Internetportals Check 24 vermittelt worden, räumt Wenning ein. Dafür waren Provisionen fällig. „Es ist dünnmargig“, gesteht der Munich Re-Chef. Dazu kommt, dass zum 1. Juli im Kerngeschäft mit Rückversicherungen große Vertragsbestände neu verhandelt wurden, dabei aber nur Preisaufschläge von knapp 1 Prozent durchgesetzt werden konnten. Das ist enttäuschend, weil Naturkatastrophen und Großschäden wie 2017 vielfach eingetreten, normalerweise weit stärkere Preisschübe auslösen. Weil die Zinsen niedrig bleiben und Fonds sowie andere Kapitalsammelstellen aller Art mangels Anlagealternativen unvermindert auf Versicherungsmärkte drängen, bleibt der Preiseffekt diesmal mager. Unterdessen läuft der Stellenabbau weiter. 300 Beschäftigt haben eine Abfindung erhalten und die Münchner Zentrale verlassen. Dies kostet einmalig 116 Millionen Euro. Munic Re plant weite einen weltweiten Abbau von 900 Jobs, davon die Hälfte in München. Zum Halbjahr wurde der Personalstand global um 471 auf unter 42.000 Stellen reduziert. Trotz damit verbundener Einmalkosten und eines nicht näher bezifferten Großschadens bei einem Staudammbau in Kolumbien ist der Halbjahresüberschuss um ein Fünftel auf 1,6 Milliarden Euro gewachsen. Die Prognose für das Gesamtjahr will Wenning aber nicht erhöhen, weil die zweite Jahreshälfte schwächer ausfallen werde und dort das Risikopotenzial durch wetterbedingte Schäden wie Wirbelstürme besonders hoch ist. Das Iran-Geschäft will Wenning zugunsten dem in den USA opfern und sich so dem Willen von US-Präsident Donald Trump beugen. Die Relationen machen klar, warum das so ist. Im Iran geht es für Munich Re um 25 Millionen Euro Beitragseinnahmen, in den USA um 6,4 Milliarden Euro. Aktienchart

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