Smartphones Bei Ohrstöpsel-Kopfhörern Systemgrenzen überwinden

Es muss nicht immer Apple sein: Huawei-Köpfhörer lassen sich auch mit einem iPhone nutzen.
Es muss nicht immer Apple sein: Huawei-Köpfhörer lassen sich auch mit einem iPhone nutzen.

Viele besorgen sich fürs Handy In-Ears, also Geräte, die man sich in die Ohren stecken kann. Bei der Suche lohnt sich der Blick über Herstellergrenzen hinweg.

Dass die neuen Airpods Pro von Apple gut zum iPhone passen, liegt auf der Hand. Auch Googles Pixel Buds Pro und die Pixel-Smartphones sind wie füreinander geschaffen. Und dass die Freebuds Pro von Huawei mit den Mate-Handys oder die Galaxy Buds von Samsung mit den Galaxy-Telefonen harmonieren, ist ebenfalls klar.

Doch wie schaut es aus, wenn man die Herstellergrenzen überschreitet und beispielsweise die Airpods in einer Android-Umgebung verwenden möchte? Und wie schlagen sich umgekehrt die In-Ear-Kopfhörer der Apple-Konkurrenten am iPhone?

Nervige Umgebungsgeräusche

Gründe, sich im „anderen Lager“ umzuschauen, gibt es genug. Die Kopfhörer der vier Hersteller unterscheiden sich nicht nur im Klang und in der Passform. Sie unterscheiden sich auch in der Art und Weise, wie das Konzept der aktiven Geräuschunterdrückung (Active Noise Canceling oder kurz ANC genannt) umgesetzt wird. ANC dämpft nervige Umgebungsgeräusche wie das Rattern eines Zugs oder das Dröhnen der Turbinen in einer Flugzeugkabine.

In einem Punkt unterscheiden sich die vier Testkandidaten nicht mehr. Da Apple sich mit der Neuauflage der Airpods Pro 2 (2. Generation) vom bisher üblichen Lightning-Stecker verabschiedet hat, können nun alle mit einem USB-C-Kabel aufgeladen werden.

Nebengeräusche lassen sich ausblenden

Das elektronische Ausblenden unerwünschter Nebengeräusche gehört seit Jahren zu den großen Stärken der Airpods Pro. Das ist auch beim neusten Modell der Fall. Gleichbleibende Geräusche blenden die Apple-Kopfhörer praktisch komplett aus, ohne dabei ein unangenehmes Druckgefühl im Ohr oder auch Schritthall zu erzeugen. Apple unterscheidet Transparenz- (lässt externe Geräusche durch), Adaptiv- (passt externe Geräusche dynamisch an) und Geräuschunterdrückungs-Modus (blockiert externe Geräusche).

Richtig einfach zu bedienen ist das aber nur per iPhone. Ein Beispiel: Die Tastenbelegung für den Moduswechsel am Kopfhörer kann man nur mit einem Apple-Smartphone vornehmen, da der iPhone-Hersteller keine Android-App anbietet. Die Airpods können immerhin als Bluetooth-Kopfhörer gekoppelt werden.

Auch mit anderen Herstellern

Umgekehrt passen die Kopfhörer von Google und Samsung auch nicht in das Apple-Universum. Es gibt weder für die Pixel Buds, noch für die Galaxy Buds eine iOS-App, um Klang und Geräuschunterdrückung zu justieren. Immerhin arbeiten sie nicht nur mit den Smartphones aus dem eigenen Haus gut zusammen, sondern auch mit den Android-Geräten anderer Hersteller.

Dass man das besser machen kann, beweist Huawei mit seinen Freebuds Pro 3. Für sie gibt es für alle relevanten Smartphone-Systeme (iOS, Android und HarmonyOS) jeweils eine App, mit der man die Bedienung und den Klang konfigurieren kann. Beim iPhone und den Huawei-Smartphones findet man die App im jeweiligen App Store. Alle anderen Android-Geräte können sich die App „AI Life“ direkt von der Huawei-Webseite herunterladen. Die Installation ist hier aber leider etwas fummelig, weil man erst mehrere Warnhinweise seitens Android wegklicken muss. Aber dann funktioniert es. Mithilfe der App kann man die Stöpsel auch piepen lassen, falls sie verlegt wurden.

Viel zu früh schlapp

Klanglich spielen die Freebuds Pro 3 in einer Liga mit den Airpods. In der neusten Version kommen die Huawei-Stöpsel auch bei der windunempfindlichen Geräuschunterdrückung weitgehend an die Apple-In-Ears heran. Im Transparenzmodus hat allerdings Apple die Nase vor, weil die Airpods weniger rauschen. Beim Telefonieren konnten wir dagegen die Gesprächspartner mit den Huawei-Stöpseln etwas klarer verstehen als mit den Airpods Pro 2. Nur an der Akkulaufzeit muss Huawei noch arbeiten. Insbesondere wenn die Geräuschunterdrückung eingeschaltet ist, machen die Freebuds Pro 3 viel zu früh schlapp. In unserem Testzyklus war schon nach knapp fünf Stunden Schluss. Apple mit den Airpods Pro 2 kamen bei ähnlichen Einstellungen auf über neun Stunden. Dicht dahinter folgen die Pixel Buds von Google mit rund acht Stunden, gefolgt von den Samsung Galaxy Buds FE mit rund sieben Stunden.

Beim Klang können insbesondere die Galaxy Buds FE nicht mit den Airpods Pro 2 mithalten. Zwar kommen Freunde wuchtiger Bässe auf ihre Kosten. Dafür fehlt aber Klarheit in den Höhen. Außerdem erfolgt die Unterdrückung der Umgebungsgeräusche längst nicht so effizient wie bei den Apple-Kopfhörern oder den Pixel Buds von Google. Wenig Freude macht es, mit den Galaxy Buds FE zu telefonieren. Es kam im Test immer wieder vor, dass die Stimme nur abgehackt übertragen wurde.

Dafür sind die Samsung-Stöpsel zu einem deutlich niedrigeren Preis als die High-End-Geräte zu haben. Das Kürzel FE steht bei Samsung für Fan Edition. Das bedeutet: im Vergleich zum Modell-Pendant ohne FE-Zusatz technisch etwas abgespeckte Geräte, die nicht so teuer sind.

Attraktive Alternative zum Apple-Produkt

Die Galaxy Buds FE sind aktuell ab 85 Euro zu haben. Die Pixel Buds Pro kosten dagegen 229 Euro und spielen damit preislich gesehen fast in der Apple-Liga: Der iPhone-Hersteller verlangt für die Airpods Pro 2 inzwischen 279 Euro. Die einfacheren Airpods ohne ANC kosten 149 Euro. Die Huawei Freebuds Pro gibt es für 179 Euro.

Fazit: Mit einem vergleichsweise günstigen Preis für Spitzentechnik positionieren sich die Freebuds Pro 3 von Huawei als attraktive Alternative zu den Airpods Pro, aber auch zu vielen anderen In-Ear-Kopfhörern aus der Android-Welt.

Unter den Testkandidaten waren die Huawei-Stöpsel auch die einzigen, die sich ohne große Einschränkungen mit allen Smartphones gut verstehen, egal ob iPhone oder Android-Handy. Nur ihre vergleichsweise kurze Akkulaufzeit hindert die Freebuds Pro daran, mit den Airpods Pro gleichzuziehen.

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