Leitartikel Bahn-Güterverkehr: DB Cargo in Nöten

Den Einzelwagenverkehr will DB Cargo künftig noch in Eigenregie fahren, andere Bereiche sollen an DB-Tochterunternehmen abgegebe
Den Einzelwagenverkehr will DB Cargo künftig noch in Eigenregie fahren, andere Bereiche sollen an DB-Tochterunternehmen abgegeben werden.

Die Schienengüterverkehrssparte der Deutschen Bahn schreibt seit Jahren rote Zahlen. Was nun drohen könnte, zeigt ein Blick nach Frankreich. Dort wird jetzt Fret SNCF, die Gütersparte der Staatsbahn SNCF, liquidiert.

DB Cargo, die Schienengüterverkehrssparte der Deutschen Bahn (DB), schreibt seit Jahren rote Zahlen. Die Verluste wurden bisher vom Mutterkonzern übernommen. Das wird künftig aber nicht mehr so weiter gehen können. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die EU diese Verlustübernahme als unzulässige staatliche Beihilfe einstufen und untersagen könnte. Ein warnendes Beispiel ist das, was gerade in Frankreich passiert. Dort wird wegen ähnlicher Probleme Fret SNCF, die Gütersparte der französischen Staatsbahn SNCF, liquidiert. Bestehende Verkehrsverträge, etwa im kombinierten Verkehr, sollen an Konkurrenten der SNCF gehen.

DB Cargo könnte nun ein ähnliches Szenario drohen. Vereinfacht gesagt, erklären sich die roten Zahlen von DB Cargo vor allem durch zwei Faktoren. Weitgehend ohne Konkurrenz durch andere Bahnunternehmen betreibt DB Cargo nur den Einzelwagenverkehr, der mit hohen Kosten verbunden ist, weil Züge aufwendig in Rangierbahnhöfen wie Mannheim zusammengestellt und wieder aufgelöst werden müssen. Dieses Geschäft ist kaum kostendeckend zu betreiben.

Konkurrenten setzen Personal effizienter ein

Wesentlich einfacher und kostengünstiger sind Ganzzüge von einem Punkt (wie einem Hafen) zu einem anderen (wie einem Kraftwerk) und Züge des kombinierten Ladungsverkehrs (KLV), die etwa Container befördern. Für dieses Geschäft interessieren sich aber auch Konkurrenten von DB Cargo, die den Vorteil haben, dass sie ihr Personal effizienter einsetzen können. Bei DB Cargo müssen die Dienstpläne so gestaltet werden, dass ein Lokführer bei Dienstende wieder an seinen Ausgangspunkt zurückkehrt. Bei den Konkurrenten ist es dagegen weit verbreitet, dass die Lokführer viel längere Strecken fahren und auswärts übernachten.

Wohl nicht zuletzt wegen dieses Handicaps sinkt der Marktanteil von DB Cargo kontinuierlich und liegt inzwischen nur noch bei rund 40 Prozent. Die Pläne des DB-Cargo-Vorstands sehen nun vor, dass DB Cargo nur noch den Einzelwagenverkehr selbst betreibt, die anderen Verkehre dagegen an andere Unternehmen abgegeben werden, die allerdings – anders als in Frankreich – immerhin noch Töchter des DB-Konzerns sind. Weil bei den Töchtern aber andere Tarifverträge gelten, stößt dieses Vorhaben auf den Widerstand der Gewerkschaften.

Handicap höhere Schienen-Maut

Die größte Eisenbahnergewerkschaft EVG hat in der vergangenen Woche eine Protestkundgebung in Mainz veranstaltet, auf der Jörg Hensel, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats von DB Cargo, forderte: „Der Vorstand muss weg!“ Pikant ist das nicht zuletzt deswegen, weil die aktuelle DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta ihre Berufung auf den DB-Cargo-Chefsessel nicht zuletzt dem Einfluss der EVG verdankt.

Allerdings würde ein Austausch des Vorstands nichts an den strukturellen Problemen von DB Cargo ändern, die jetzt auch noch durch einen weiteren Faktor verschärft werden. Dem Schienengüterverkehr droht vor allem wegen der Streichung von Fördermitteln im Bundeshaushalt eine massive Erhöhung der Trassenpreise (sozusagen der Schienen-Maut). Die trifft nicht nur DB Cargo, sondern auch andere Bahnunternehmen und dürfte dafür sorgen, dass Verkehr von der Schiene auf die Straße abwandert. Das ist das Gegenteil von dem, was für das Erreichen der deutschen Klimaziele nötig wäre.

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