Rheinpfalz Zurück in die Zukunft?

KAISERSLAUTERN. Er hat sich über sich selbst mächtig geärgert, als er Andreas Beck entwischen und Roberto Firminos 2:0 für die TSG 1899 Hoffenheim vorbereiten ließ.

Aber dann durfte sich Alexander Baumjohann, der Top-Vorlagengeber des 1. FC Kaiserslautern, knapp 30 Spielminuten später wieder freuen, auch über sich selbst und seinen tollen Steilpass im richtigen Moment. FCK-Stürmer Mohamadou Idrissou erzielte beim Relegations-Hinspiel zur Fußball-Bundesliga am Donnerstag zwischen dem Bundesliga-16. Hoffenheim und dem Zweitliga-Dritten Kaiserslautern nach Baumjohanns Geniestreich in der 58. Minute jenes 1:2, das die Lauterer trotz des 1:3-Endstands auf ein kleines Fußballwunder morgen ab 20.30 Uhr beim Rückspiel im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion hoffen lässt. Auf einen 2:0-Heimsieg zum Beispiel. Tollkühne Fans sprechen gar von einem 4:1 nach Verlängerung.

Die beiden Szenen vor dem 0:2 und vor dem 1:2 am Donnerstagabend in Sinsheim stellen die beiden Seiten des Fußball-Profis Alexander Baumjohann recht plakativ dar. Einer Nachlässigkeit, die ihn selbst mächtig wurmt, nämlich der nicht ausreichenden Beachtung Becks, folgt ein Traumpass in die Spitze, der zum Tor eines Teamkollegen führt. Wie so oft war das auch in Sinsheim Idrissou. So macht sich Baumjohann, einst als eines der größten Talente im deutschen Fußball gepriesen, selbst sein Sportlerleben schwerer als nötig.

”Wir haben jetzt im Relegations-Hinspiel unnötige Gegentore kassiert, dabei hatte ich beim zweiten Tor auch meinen Anteil”, sagte Baumjohann nach dem 1:3 am Donnerstagabend selbstkritisch. ”Da ist mir Andy Beck im Rücken weggelaufen und hat den Ball dann reingespielt. Da sehe ich auch nicht gut aus. Das ärgert mich”, betonte der 26-Jährige.

Nach seinem kometenhaften Aufstieg und dem frühen Wechsel von Borussia Mönchengladbach zum FC Bayern München folgten jeweils ein paar Schritte rückwärts - zum FC Schalke 04 und nun vor neun Monaten zum FCK in die Zweite Liga. Dass dem Rückschritt nun morgen Abend doch noch der Sprung zurück ins Fußball-Oberhaus folgt, dafür will der feine Techniker alles tun. Die Basis sieht ”Baumi” in Idrissous 18. Saisontor, das auf seine Steilvorlage folgte. ”Ein Auswärtstor wollten wir unbedingt machen. Jetzt ist im Rückspiel noch sehr viel möglich auf dem Betze”, meinte der Mittelfeldspieler, der sich am liebsten im Zentrum bewegt. Weil er in der Rückrunde von FCK-Trainer Franco Foda aber meist auf der linken oder wechselweise rechten offensiven Mittelfeldseite eingesetzt wurde, machte er oft aus der Not eine Tugend: Er beginnt häufig auf der Seite, um in bestimmten Spielsituationen in die Mitte zu ziehen. Von dort spielt er viele seiner ”tödlichen” Pässe in die Tiefe. Wie bei jenem 2:1, dem Hoffenheims Top-Joker Sven Schipplock nach dem groben Fehler des Lauterer Innenverteidigers Marc Torrejón das 3:1 folgen ließ, das für die Roten Teufel folgenschwer sein kann. ”Nach dem 1:2”, sagte Baumjohann, ”hatten wir eine Phase, da waren wir näher am Ausgleich als Hoffenheim am 3:1. Und dann kriegen wir ein sehr blödes Gegentor. 2:1 wäre eine noch bessere Ausgangsposition gewesen.” Denn dann hätte ein 1:0 morgen zum Aufstieg gereicht, dank der Auswärtstore-Regel, die wie in der Champions League auch in der Relegation greift.

Steigt Baumjohann mit dem FCK jetzt doch noch auf, verlängert sich sein Vertrag automatisch um zwei Jahre. Schafft der FCK den Aufstieg nicht, kann der Mann mit der Rückennummer 9 ablösefrei gehen.

Doch erst zählt Montag. Mit den FCK-Fans im Rücken, da sind sich Trainer Foda, Vorkämpfer Florian Dick und Edeltechniker Baumjohann einig, ist noch einiges möglich. ”Schon am Donnerstag lag diese besondere Stimmung in der Luft, die ich hier schon als Spieler erlebt habe”, sagte Foda, ”gerade auf dem Betze hat es ja schon so manches Fußballwunder gegeben ...”

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